Beim Lesen dieser Zeilen steht die Jahresabrechnung der Besucherzahlen für 2014 noch aus. Doch schon heute dürfte klar sein, dass sie hinter den beiden Vorjahren zurückliegen und auch die Umsatz-Milliarde durch Kinotickets knapp verfehlt werden dürfte. Dies lag insbesondere an der 6-wöchigen Filmflaute während der WM, die in fast allen Ländern festzustellen war. Die fehlenden Besucher wirken sich bei den Kinos durch die ebenfalls fehlenden Umsätze im Bereich von Süßwaren und Getränken sowie Werbeeinnahmen stärker aus als bei den Filmverleihern, die schon Mitte November den drittbesten Verleihumsatz feierten.
Dennoch wollen die Verleiher gemeinsam mit den Kinobetreibern im neuen Jahr zahlreiche Maßnahmen ergreifen, nicht nur die Kinoabstinenten wieder in die Säle zu holen, sondern auch die Bestandskunden zu häufigeren Besuchen zu animieren. Hierzu soll die nunmehr auch softwaremäßig unterstützte breite Markteinführung des papierlosen Tickets, also mit dem online gekauften Barcode direkt in den Saal zu können, ebenso beitragen wie Investitionsmaßnahmen in Komfort und Ausstattung der Kinos. Erneut hat Achim Flebbe, der der deutschen Kinolandschaft immer wieder wichtige Impulse gibt, vorgemacht, wie es gehen könnte. Sein 1991 in Hannover gebautes erstes Multiplex wurde nun nach einer grundlegenden Sanierung in ein sogenanntes Grand Cinema umgebaut. Große Ledersessel, Garderobe, Service am Platz und vieles mehr bietet eine Qualität, für die viele Besucher zu zahlen bereit sind.
Zum Jahresende formieren sich auch die einzelnen Verbände, um sich mit der Novelle des Filmförderungsgesetzes zu befassen. Nach der höchstrichterlichen Bestätigung des Gesetzes gilt es nun einerseits die Finanzierung der Filmförderung zu sichern, andererseits verfolgen die einzahlenden Gruppen eine Beitragsreduzierung und die einnehmenden Gruppen höhere Quoten. Die Kinobranche ist mit rund 25 Mio. € größter Einzahler, gefolgt von der Videowirtschaft, die bislang rund 15 Mio. einzahlte. Allerdings wird eine erfolgreiche Klage ab sofort dazu führen, dass die Abgabe auf DVDs auf rund 10 Mio. schrumpft. Das Gesetz sieht vor, dass Bildträger mit einer Länge von mehr als 58 Min. die Abgabe zu bezahlen haben, doch das Gericht entschied im Herbst, dass nicht die Gesamtlänge des Inhalts, sondern lediglich die Einzeltitel zu berücksichtigen seien. Eine DVD mit mehreren 45-minütigen Folgen einer Serie ist somit nicht mehr abgabepflichtig. Die so entstehende Lücke von mindestens 5 Mio. € wird nicht ohne weiteres zu schließen sein, da weder die
Telekommunikationsunternehmen noch die im Ausland angesiedelten Programmanbieter wie Amazon oder iTunes zur Kasse gebeten werden können. Die von den Kinos entrichtete Filmabgabe ist aktuell in vier Klassen zwischen 0% und 3 % vom Kartenumsatz aufgeteilt. Alle wünschen sich hier einen einheitlichen Satz, der gerechter ist und unnötige Bürokratie abbauen könnte.
Kulturstaatsministerin Grütters nimmt ihre Arbeit für den Film ernster als es zunächst schien. Zwar konnte auch sie den Finanzminister nicht daran hindern, die Fördermittel für den DFFF (Deutscher Filmförderfonds) von 60 auf 50 Mio. zu kürzen, immerhin konnte sie aber diese Summe für drei Jahre festschreiben. Für Deutschland als Filmnation dürfte auch die Vertragsverlängerung von Dieter Kosslik als Chef der Berlinale nicht unwichtig sein. Damit werden auch weiterhin internationale Stars den roten Teppich beschreiten.
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