Begleitet von Standing Ovations feiern die „Tap Dogs“-Stars ihre Premiere im Capitol Theater in Düsseldorf und schaffen es, nach der 90-minütigen, schweißtreibenden Performance noch frisch und fröhlich durch die Gästereihen zu streifen und sich mit den begeisterten Zuschauern zu unterhalten.
„Tap Dogs“ wurde vom dem Australier Dein Perry kreiert und feierte 1995 Welturaufführung. Bis heute wurde die Show mit mehr als 15 internationalen Preisen ausgezeichnet. Der gelernte Maschinenschlosser Perry stammt aus dem Arbeitermilieu von Newcastle, einer Stadt im Südwesten Australiens. Vielleicht liegt dort der Ursprung der aktuellen Tap-Dog-Choreografie, die das Flair einer Großbaustelle in einer Stahlstadt atmet. Vor allem für Besucher aus dem Ruhrgebiet dürften der Einsatz von Grubenlampen und das eingängige Tappen auf metallisch-hölzernem Boden an die Zeiten „unter Tage“ erinnern. Auch als Trennschleifer machen die sechs Tänzer eine gute Figur. Im Rhythmus der Musik, vorgegeben durch die beiden international renommierten Schlagzeugerinnen Noriko Terada und Lyndsay Evans, treffen Schleifmaschinen auf Metall, bis buchstäblich Funken sprühen. Auch die Tänzer sind erstklassig. Schneller als das menschliche Auge verfolgen kann, bewegen sich die Beine von Justin Myles, Anthony Russo, Richie Miller, Aaron Barr und Jacob Stonebreaker. Ob sie waghalsige Taps auf dem wackeligen Bühnengerüst machen oder einen Basketball in den Tanz integrieren – alles bleibt stets perfekt synchron. Da verzeihen es auch die ersten Zuschauerreihen, wenn sie ein paar Spritzer aus den spektakulär ausgeschütteten Wasserkübeln trifft.
Eine Portion zusätzliche Eleganz bringt Christopher Erk, künstlerischer Leiter der Tap Factory und Dozent an der Wright State University, ins Spiel. Bereits seit 1997 tritt er regelmäßig mit den Tap Dogs auf. In Düsseldorf übernimmt er nicht nur die Koordination der fünf anderen Tänzer, sondern weiß durch kleine Gesten und seine sinnliche Art zu begeistern und den markig-rauen Charme der anderen zu ergänzen.
Der seit mehr als zehn Jahren andauernde Erfolg der Tap Dogs ist eine Folge des sich stetig aktualisierenden Sounds der Musik, der Kostüme und einer dynamischen Performance. Die Show funktioniert so auch über Generations- und Ländergrenzen hinweg. Erfinder Perry sucht nach wie vor jeden Tänzer höchstpersönlich aus. Neben einem enormen Fitnesslevel, müssen die Tap-Anwärter vor allem auch den Mut haben, Entertainer zu sein und mit dem Publikum durch Gesten und kalkulierte Blicke zu kommunizieren und in Kontakt zu treten.
Mit den sechs Tänzern der Premierenshow in Düsseldorf hat Perry jedenfalls ein hervorragendes Händchen bewiesen. Ein bisschen Augenzwinkern hier, ein wenig Schäkern dort, und das Publikum geht mit. Die formvollendeten Athleten präsentieren dabei nicht nur Sixpack und von Schweiß glänzende Muskeln im Scheinwerferlicht, sondern vor allem ihre mitreißende Tanzkunst in einer packenden Choreografie.
„Tap Dogs“ | 3., 4., 6., 17.-20., 25.-27.6. je 20 Uhr, 6., 20., 27.6. je 16 Uhr, 7., 21., 28.6. je 15 Uhr | Capitol Theater, Düsseldorf | 01805 20 01
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Alle Jahre wieder
„Rocky Horror Show“ am Capitol Theater – Musical in NRW 06/22
Auf die Melancholie die Liebe
Theatergruppe Bamboo inszeniert frei nach Georg Büchner – Bühne 04/24
Teuflischer Plan
Senecas „Phaedra“ am Theater am Engelsgarten – Prolog 04/24
„Es geht nicht mehr um den romantischen Naturort“
Manuel Schmitt inszeniert „Erwartung / Der Wald“ an der Oper Wuppertal – Premiere 04/24
Von der Liebe enttäuscht
Premiere von Georg Friedrich Händels Oper „Alcina“ in Wuppertal – Auftritt 04/24
„Das Klügste ist, dass man die Polizei gar nicht sieht“
Anne Mulleners inszeniert „Falsch“ am Wuppertaler Theater am Engelsgarten – Premiere 03/24
„Wir hoffen, dass die Geschichte neu wahrgenommen wird“
Regisseurin Julia Burbach inszeniert „Alcina“ an der Oper Wuppertal – Premiere 02/24
„Der Roman lässt mich empathisch werden mit einer Mörderin“
Regisseur Bastian Kraft über „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ – Premiere 01/24
„Wir haben uns absolut gegen den großen Stein entschieden“
Regisseurin Hannah Frauenrath über „norway.today“ am Theater am Engelsgarten – Premiere 12/23
Knechtschaft und Ungerechtigkeit
„Cinderella“ im Opernhaus Wuppertal – Oper 12/23
„Giftmord als Kammerspiel ist immer willkommen“
Regisseur Roland Riebeling über „Arsen und Spitzenhäubchen“ am Schauspiel Wuppertal – Premiere 11/23
„Es gibt nicht die eine Arie, die jeder kennt“
Martin Andersson über seine „Tristan und Isolde“-Inszenierung an der Oper Wuppertal – Premiere 10/23
Gerupfte Hoffnungsträger
Musiktheater der Gegenwart: Du Yuns „Angel’s Bone“ – Oper 09/23
„Es geht darum, was es heißt, politisch aktiv zu werden“
Jenke Nordalm inszeniert Thomas Köcks „Klimatrilogie“ im Theater am Engelsgarten – Premiere 09/23
Den Nerv der Zeit erkannt
Screen Dance Academy #3 in Wuppertal – Festival 08/23
„Zu Theater gehört Wagnis und Experiment“
Intendant Thomas Braus über die neue Saison am Schauspiel Wuppertal – Premiere 08/23
„Beim Kindertheater geht es um Kinder und es ist für Kinder“
Martina Wagner vom Haus der Jugend über das Sommertheater 2023 – Premiere 07/23
„Es geht nicht darum, etwas zu verstehen“
Wuppertals Opernintendant Berthold Schneider zur dritten Inszenierung von „Three Tales“ – Premiere 06/23
„Wir wollen eine Art Geisterbahn bauen“
Anne Frick über „Dream on – Stadt der Träume“ in Wuppertal – Premiere 05/23
„Thomas Mann tut es gut gekürzt zu werden“
Henri Hüster spricht über seine Inszenierung des Zauberbergs – Premiere 04/23
„Jede starke Komödie ist tragisch“
Maja Delinić über „Der Revisor“ am Schauspiel Wuppertal – Premiere 03/23
Angst
Beobachtung eines Kritikers im Kindertheater – Bühne 02/23
Manchmal geht die Sonne wieder auf
Azeret Koua inszeniert „Das Spiel ist aus“ im Autoscooter – Auftritt 02/23
Sie haben ein knallgelbes Gummiboot
„Vogelfrei“ am Theater am Engelsgarten – Auftritt 01/23
Krakatuk erst spät geknackt, Pirlipat dennoch gerettet
„Der Nussknacker“ am Opernhaus – Auftritt 12/22