Alien: Covenant
USA, Großbritannien 2017, Laufzeit: 122 Min., FSK 16
Regie: Ridley Scott
Darsteller: Katherine Waterston, Michael Fassbender, Danny McBride
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Weltraumthriller
Schöpfung
„Alien: Covenant“ von Ridley Scott
Der Anfang ungewohnt: Ein gleißend heller Raum mit riesigen Fenstern, ein Tisch, ein Klavier, zwei Männer, die wir aus „Prometheus“ kennen. Peter Weyland (Guy Pearce) und David (Michael Fassbender). Der Schöpfer und sein Geschöpf in jüngeren Jahren. „Du bist meine Schöpfung“, sagt der Weyland. „Wenn Sie mich erschaffen haben, wer hat dann Sie erschaffen?“, fragt sein Android. Der Schöpfer antwortet: „Wir werden ihn finden.“ „Prometheus“ erzählt von dieser Forscherreise, zu der die beiden Jahrzehnte später aufbrechen. Nach weiteren zehn Jahre nun, im Jahre 2104, empfängt das Raumschiff Covenant ein Störsignal, eine fehlgeleitete Übertragung von einem unentdeckten Planeten. Die Crew folgt dem Signal, die Spur führt zurück zu Weyland und David. Und es passiert Arges. Nur: Auf dem Planeten hört dich niemand schreien. Weil dort kaum einer ist. Und wer dort ist, der ist Schuld daran, dass du schreist.
Gut gemacht, Ridley Scott! Auch, wenn es ein wenig schade ist um die erste halbe Stunde, in der der Alien-Schöpfer noch einmal die legendäre Anfangssequenz seines Erstlings von 1979 erzählt (das Erwachen der Crew, das rätselhafte Signal, instabile Wetterlage auf dem fremden Planeten, Autoritätskonflikte, Quarantänevorschriften etc.) – nur dass hier viel mehr gequatscht und unwirscher geschnitten wird und dabei so gar keine Atmosphäre aufkommt. So, wie man das heute macht, weil Langsamkeit und Stille für niemandem mehr auszuhalten ist im Kino, vermeintlich. Scott bleibt in der Anfangssequenz etwas verbissen ums Zitat bemüht. Aber: Geduld ist eine Tugend in diesem Weltraumthriller, und so nehmen auch wir uns das zu Herzen, bleiben sitzen und werden belohnt: Als das Schiff auf dem Planeten landet, ist gerade ein Viertel des Films absolviert, und jetzt findet Scott das rechte Maß und spinnt das, was er mit „Prometheus“ begonnen hat, anregend weiter – jetzt auch weniger aufdringlich und dadurch gelungen gespickt mit Zitat. Das gelingt auch auf musikalischer Ebne, die, anders als noch in „Prometheus“, tiefer in Jerry Goldsmiths Original-Score eintaucht. Der Australier Jed Kurzel („Der Babadook“, „Slow West“, „Assassin’s Creed“) liefert hiermit sein anmutiges „Alien“-Debüt.
Inhaltlich wollen wir in dieser Kritik weiter nichts verraten. Wohl aber, dass es hier vornehmlich um die Schöpfung geht, um Schöpfer und ihre Geschöpfe. Um das Streben nach dem perfekten Organismus. Und darum, ob ein mangelhafter Schöpfer das perfekte Geschöpf erschaffen kann und was passiert, wenn das Geschöpf die Unfertigkeit seines Schöpfers erkennt und dabei Arroganz und Größenwahn anheim fällt. Und wenn wir bei Schöpfer sind, kommt ja auch rasch Gott ins Spiel. Also, nicht in diesem Film, keine Angst, aber in unseren Köpfen. Und damit wir uns da nicht allzu sehr in philosophischem Allerlei verlieren, geht es hier auch immer wieder recht deftig und actionreich zur Sache. Das alles gewichtet Ridley Scott sehr gut. Michael Fassbender dominiert die Bühne, die weibliche Heldin wird von Katherine Waterston („Phantastische Tierwesen“) verkörpert, und das, vermutlich bewusst, wenig charismatisch. Die Crewmitglieder bleiben blass, Ridley Scott setzt den Fokus an anderer Stelle.
Und wie geht es weiter? Nun, wir befinden uns gerade mal im Jahr 2104, die Crew der Nostromo wird erst achtzehn Jahre später auf ihr Überraschungsei stoßen. „Alien: Covenant“ will und muss weiter erzählt werden, und wir hoffen, dass auch Ridley Scott das will. Der wird übrigens am 30. November achtzig.
(Hartmut Ernst)
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