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Damian Chapa bringt mit seinen Filmen Wahrheiten ans Licht
Foto: Lena Schimmelpfennig

"Ich fordere die Mächtigen heraus"

31. Mai 2012

Damian Chapa als Guerilla in Hollywood - Roter Teppich 05/12

Damian Chapa, Jahrgang 1963, ist ein US-amerikanischer Schauspieler, Drehbuchautor, Regisseur und Produzent. Bekannt wurde er 1992 mit dem Film “Blood In – Blood Out”. Außerdem stand er u.a. neben Steven Seagal in “Alarmstufe: Rot” (1992) und Jean-Claude Van Damme in “Streetfighter” (1994) vor der Kamera. Wegen seiner kontroversen Biographien geriet immer wieder in die Kritik.

engels: Herr Chapa, wann war Ihr Durchbruch, Ihr persönlicher, wie auch Ihr schauspielerischer?
Damian Chapa: Das dauerte eine Weile. Zuerst spielte ich für sieben Jahre in Manhattan am Theater, praktisch ohne Gehalt, nur um das zu tun, was ich so sehr liebte. Nach der ganzen Arbeit am Theater bekam ich endlich eine Rolle in einem Film angeboten. Leonardo Di Caprio sollte zur gleichen Zeit James Dean in einer Warner Brothers Verfilmung spielen und ich auch, aber in einem Independent Film. Auf einmal wurde Leonardo bei Warner Brothers rausgeworfen und ich wäre der einzige geblieben, der James Dean bis dato gespielt hatte. Ich gelangte neben Leonardo Di Caprio auf die Titelseite der NY Times, was meinen Durchbruch als Schauspieler, als Künstler, bedeutete. Ich war in LA! Doch auf einmal bekam ich einen Anruf: Die Produzenten des Films wurden ermordet; es wird keinen Film geben. Das nächste was ich tat, ich arbeitete als Reinigungskraft in dem Filmstudio, um mich über Wasser zu halten. In einem Moment bin ich ein Star in der Presse, im nächsten ist alles vorbei. Doch mit 29 Jahren bekam ich das Angebot für die Hauptrolle in dem 30 Millionen Dollar Film “Blood In – Blood Out”. Die Rolle war perfekt für mich. Und dies war dann mein Durchbruch. Es war großartig!

Sie sind Drehbuchautor, Produzent, Regisseur und spielen die Hauptrollen in Ihren Filmen. Gibt es einen Job, den Sie am liebsten machen?
Ich glaube, weil mein Kopf die ganze Zeit arbeitet, mag ich alle. Ich liebe es Regie zu führen, aber ich mag auch die emotionale Seite beim Schauspielen. Ich liebe es auch zu schreiben, denn der Prozess einer Ideenentwicklung ist so wunderbar – es ist wie Liebe machen!

Ist das auch der Grund, warum Sie Ihre eigene Produktionsfirma „Amadeus Production“ gegründet haben? Um unabhängig zu sein?
Da ist eine andere Geschichte. Ich widersetze mich dem System in Hollywood. Es ist wie eine Aristokratie, die sagt:“ Wir sind das und Du bist das und wir lassen Dich nicht rein.“ Es ist deren Ideologie. Es ist wie Sodom und Gomorrha. Alles scheint wie ein Hass gegen die Schönheit des Lebens zu sein. Diese führende Clique in Hollywood ist sehr konservativ.

Welches Genre bedienen Ihre Filme?
Ich habe Action-Filme gemacht, aber in den letzten fünf Jahren vor allem Dramen und Bioepics. Ich mag es, das Leben kontroverser Personen zu verfilmen, wie zum Beispiel Polanski. Ich wurde sogar von dem größten Hollywood-Agenten ermahnt, diesen Film nicht zu machen. Und doch tat ich es. Und damit war ich ganz raus aus Hollywood. Ich wurde aus dem Spiel ausgeschlossen, weil ich nicht so dachte wie sie. Ich habe alles verloren. Aber ich kam zurück, machte meine eigenen Filme, verfasste und produzierte meine eigenen Ideen. Ich wurde mein eigenes Studio und somit mein eigener Herr.

Warum haben Sie Filme wie „Polanski“ und „Brando“ gemacht? Warum haben Sie sich für diese Personen entschieden?
Ich habe sie ausgesucht, weil niemand den Mut hat, sie zu zeigen. Ich mag die Herausforderung. Ich verachte Personen, die denken, sie wären etwas Besseres und die andere Menschen kontrollieren wollen, nur weil sie das sind, was sie sind. Brando war ein genialer Schauspieler und Hollywood hat niemals einen Film über ihn gemacht. Überall findet man Bilder von ihm, aber Hollywood hat ihn von seinem Thron geworfen, nur weil er gegen das System rebelliert hat. Man muss das anfechten! Und die Erfahrung, die ich gemacht habe, machte es umso wichtiger für mich, Personen zu entlarven und zu zeigen, die gegen dieses System sind. Wie zum Beispiel Bobby Fischer oder Brando. Ich fordere die Mächtigen heraus. Für mich ist es wichtiger die Wahrheit aufzudecken und den Leuten zu zeigen, dass da irgendwas nicht stimmt.

Also sind Ihre Filme eine Art von Sozial-Kritik? Was bedeutet Wahrheit für Sie?
Ich nehme mal Polanski als Beispiel. Niemand kam auf die Idee sein Leben zu verfilmen. Warum möchte keiner ein Film über diesen großen Produzenten machen, der eigentlich gar nicht so toll ist? Er wurde durch Propaganda zu diesem tollen Produzenten gemacht. Und Mel Gibson, der viel besser ist als Polanski, betrinkt sich, erzählt irgendeinen Müll und verschwindet aus Hollywood. Da ist keine Wahrheit. Da ist kein Platz für Talente. Das System ist vernichtend. Aber ein Typ, der ein 13-jähriges Mädchen vergewaltigt, wird gefeiert? Das ist ungerecht und ich musste etwas dagegen tun. Sie hassen mich dafür und lassen mich nie wieder in ihre Clique, aber das will ich auch nicht mehr.

Erzählen Sie etwas über Ihr nächstes Projekt: „DSK“.
Auch hier erkannte ich eine Ungerechtigkeit, nicht nur den Frauen gegenüber, die beteiligt waren, sondern gegenüber der arbeitenden Bevölkerung in der ganzen Welt. Das ist das wahre DSK (Dominique Strauss-Kahn)-Problem: Der Internationale Weltwährungsfonds (IWF) betritt Länder, produziert ein Problem im Bankwesen, nimmt damit den Wohlstand und präsentiert die Lösung: Sie verleihen Kredite. Und das ist hier das Problem. Was ich mit dem DSK-Film aufdecken will, ist nicht der Versuch einer Vergewaltigung, sondern die Vergewaltigung eines ganzen Landes und seiner Sicherheit durch den IWF. Und ich kann das mit dem Film beweisen. Die Wahrheit ist so mächtig. Und ich sehe diese Filme als Chance, etwas zu tun was noch kein anderer getan hat. Sie behaupten eine Wahrheit, aber ich sage: Wartet mal, was ist mit der anderen Wahrheit? Können wir uns nicht aussuchen, was wir glauben wollen?

Wie geht es mit Ihnen weiter?
Im Moment veröffentliche ich “ Brando“ in den USA. Danach mache ich einen Film mit Angelo Fulette. Er heißt „Adrenalinezone“, in dem ich aufdecken möchte, wie eine geheime Gesellschaft Menschen töten kann. Das ist wieder ein Film, um zu sagen: Hey, diese Dinge geschehen wirklich. Dinge, von denen Du nichts weißt, aber sie sind echt!

Interview: Lena Schimmelpfennig

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