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Regisseurin Bettina Blümner
Foto: brox+1

„Ich kann die Wut nachvollziehen“

31. Oktober 2013

Regisseurin Bettina Blümner über „Scherbenpark“ – Gespräch zum Film 11/13

Bettina Blümner, Jahrgang '75, studierte in Weimar, Ludwigsburg und Kuba und realisierte währenddessen zahlreiche Kurzfilme. Für ihren ersten Kinofilm, die Dokumentation „Prinzessinnenbad“, erhielt sie zahlreiche Preise. Die Literaturadaption „Scherbenpark“ ist ihr erster Spielfilm.

engels: Frau Blümner, in „Prinzessinnenbad“ haben Sie drei Kreuzberger Mädchen mit schwierigem sozialem Hintergrund portraitiert. Thematisch bleiben Sie sich mit „Scherbenpark“ treu, warum wechseln Sie zur Fiktion?

Bettina Blümner: Ich habe an der Filmakademie Baden-Württemberg Szenische Regie studiert und fühle mich sowohl im Spielfilm als auch im Dokumentarfilm zu Hause. Bei jedem Filmprojekt entscheide ich von neuem, wie es am besten umzusetzen ist. Ich schätze beide Formen, sowohl den Spielfilm, als auch den Dokumentarfilm. Ich liebe meine Arbeit als Regisseurin, im Besonderen die Vielfältigkeit und die immer neuen Herausforderungen.

Und warum haben Sie für Ihr Spielfilmdebüt einen literarischen Stoff adaptiert, statt eine eigene Geschichte zu verfilmen?

Mir hat der Roman „Scherbenpark“ von Alina Bronsky sehr gut gefallen. Die Hauptfigur

Sascha hat mich von Anfang an begeistert. Die Dialoge im Roman sind bereits sehr filmisch angelegt. Für mich sind Dialoge im Film überhaupt äußerst wichtig. Ich würde sagen: Die Hauptfigur und die Dialoge haben mich einfach überzeugt.

Sehen Sie Parallelen zwischen der Protagonistin Sascha und den drei Mädchen aus „Prinzessinnenbad“?

Bei beiden Filmen geht es um junge Frauen. Ich finde die Zeit des Erwachsenwerdens besonders spannend. Vieles ist neu und fühlt sich besonders und intensiv an. Die Wut, die Sascha hat, kann ich sehr gut nachvollziehen. Solche Figuren zu erzählen, macht einfach Spaß.

Bei einem Kölner Filmfestival sagte kürzlich ein französischer Gast nach dem Besuch der berüchtigten Hochhaussiedlungen in Köln-Chorweiler, Banlieues seien überall gleich. Sie haben in Köln-Porz gedreht. Wie haben Sie die Situation dort empfunden?

Ich glaube nicht, dass alle Hochhaussiedlungen gleich sind. Ich habe mich in Köln-Porz wohl gefühlt. Die Menschen, die ich dort kennengelernt habe, waren meiner Arbeit und mir gegenüber sehr offen und freundlich. Es gibt da einen ambitionierten Jugendclub, einen guten, russischen Supermarkt und das architektonisch interessante Hochhaus, in dem wir gedreht haben. Sicherlich gibt es dort auch Probleme, aber wo gibt es die nicht.

Sascha wirkt mit ihren Ambitionen in ihrer destruktiven Umgebung deplatziert ...

Sascha stellt ihre Lebenssituation in Frage: Wo gehöre ich hin? Was will ich im Leben? Sie möchte raus aus ihrer jetzigen Umgebung. Aber auch das gehobene Mittelstandsmilieu von Volker und Felix ist auf Dauer nichts für Sascha. Und auch dieses birgt Probleme. Schließlich muss sie ihren eigenen Weg finden, wo und wie auch immer.

Haben Sie bereits Pläne für einen neuen Film, und wenn ja: Wird es ein Spiel- oder ein Dokumentarfilm?

Ich arbeite sowohl an neuen Spielfilm- als auch an neuen Dokumentarfilmprojekten.

Außerdem freue ich mich immer über neue Filmprojekte, die mir von außen herangetragen werden.

INTERVIEW: CHRISTIAN MEYER

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