Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
25 26 27 28 29 30 31
1 2 3 4 5 6 7

12.554 Beiträge zu
3.784 Filmen im Forum

Orte zum Verweilen

26. September 2013

Lothar Götz stellt im Neuen Kunstverein und im Sparkassenforum aus – kunst & gut 10/13

Im Neuen Kunstverein im Kolkmannhaus hat Lothar Götz eine großflächige querformatige Wandzeichnung realisiert, wie sie „typisch“ für seine Kunst ist. In der Orientierung an der Symmetrieachse sind Linien schräg über die Fläche gezogen. Aus den Überlagerungen entstehen Farbfelder, welche Vierecke, Dreiecke und Spitzen bilden und teils wie gebrochene Prismen wirken und von der Fläche in den virtuellen Raum kippen. Götz unterläuft jedoch die Erwartungen einer regelmäßigen Konstruktion und setzt Schwerpunkte. Seine Wandzeichnung verfügt über einen dichten Kern sowie Randzonen und Außenbereiche. Vor dem olivfarbenen Grund wirken die Töne pastellfarben und gesättigt, ein Türkis leuchtet heraus. Grundlage für dieses Wandbild ist eine kleine Buntstift-Zeichnung auf Papier. Während Lothar Götz bei anderen Präsentationen die zeichnerische Vorlage direkt in den Raum gehängt hat, zeigt er sie hier in der zweiten Ausstellung, im Sparkassenforum: als Hochformat mit dem Titel „Flatow Allee 16 Berlin“.

 

Die Buntstift-Zeichnungen von Lothar Götz, die oft an lyrische Abstraktionen, in ihrer großflächigen Umsetzung mit breiten Farbbahnen und Farbzonen manchmal aber an das NeoGeo und aktuelle Tendenzen einer farbintensiven Abstraktion erinnern, beziehen sich mitunter auf einzelne Gebäude und nennen im Titel Vertreter der Avantgarde des frühen 20. Jahrhunderts, etwa Anni und Josef Albers, Moholy-Nagy und Rodschenko. Und Mario Botta und ein „Modulhaus Orange“ und ein „Haus für eine Londoner Künstlerin“. Der Konstruktivismus und das Bauhaus und ein tieferer Sinn fürs Heute sind Grundlagen der Arbeit von Lothar Götz, die auf Architektur reagiert und Idealzuständen für die Bewohner auf der Spur ist.

 

Dass Lothar Götz nun gleich an zwei Orten in Wuppertal ausstellt, hängt mit seiner Beziehung zu dieser Stadt zusammen. Er hat 1991 bis 1995 in Wuppertal gelebt, bevor er nach London gezogen ist. Lothar Götz wurde 1963 in Günzburg geboren; im Anschluss an ein Studium an der Fachhochschule Aachen hat er parallel an der Bergischen Universität bei Bazon Brock und an der Kunstakademie Düsseldorf bei Gerhard Merz studiert. In der Klasse von Merz, der selbst mit leeren Räumen arbeitet, zeigt sich bereits seine Affinität zur Architektur und deren Infragestellung. Im Gespräch weist Lothar Götz auf seine frühe Zeichnung „Schatten – Schein“, die er 1993 in einem Kölner Atelierhaus mit Schwarz an die Wand gesetzt hat: Zwei langgestreckte, sich nur wenig verbreiternde schwarze Spitzen sind mit Abstand so gesetzt, dass der Eindruck eines Fensters entsteht, das leicht geöffnet ist. – Mit der Fortsetzung des Studiums in London aber zieht die Farbe als Struktur wie auch als atmosphärisches Element in sein Werk ein, sei es in Form von Vorhängen, als Billboards, als ganze Innenraumgestaltungen oder Fassadenmalereien an privaten und öffentlichen Häusern: Damit hat Lothar Götz, der mittlerweile an der University of Sunderland unterrichtet, in den letzten Jahren vor allem in England und Deutschland für Furore gesorgt.

 

Im Neuen Kunstverein im Kolkmannhaus nun hat Lothar Götz noch eine Front aus Holzplatten schräg eingezogen, die durch die Fensterscheibe zu sehen ist und die Wandzeichnung verdeckt. Mit ihrem Bogendurchgang zitiert die Holzfläche bestimmte Ferienhaus-Vorstellungen und löst dabei Wohlbefinden aus; zudem sorgt sie dafür, auf der anderen Seite gleich die richtige Position zur Wandzeichnung einzunehmen. Begleitet wird dies von der Serie der gerahmten „Retreat“-Zeichnungen: kleinen Geschichten über die Farbe im Konstruktivismus und, verstanden als Grundrisse, darüber, wie wir uns in Räume zurückziehen können.

„Lothar Götz – Retreat“ I bis 27.10. I Neuer Kunstverein Wuppertal I www.neuer-kunstverein-wuppertal.de

„Anke Eilergerhard / Lothar Götz“ I bis 15. November I Sparkassenforum am Islandufer, Wuppertal

THOMAS HIRSCH

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Chantal im Märchenland

Lesen Sie dazu auch:

Bildzeichen zur Zeit
Johannes Wohnseifer im Neuen Kunstverein Wuppertal – kunst & gut 09/23

Vom Boden aus
Martin Schwenk im Neuen Kunstverein im Kolkmannhaus – kunst & gut 07/18

Sieben Künstler
„Am Arrenberg“ im Sparkassenforum in Elberfeld – kunst & gut 05/18

Mitten drin
Das Atelier- und Galerie-Kollektiv für intermediale Zusammenarbeit im Neuen Kunstverein – kunst & gut 01/17

Eine Nacht – neun Performances
Am 2. Oktober geht es bei der 4. Performance Nacht zu neun Kunstorten – Prolog 10/15

Dinge, die vorübergehen und bleiben
„Nach der Fotografie“ im Sparkassenforum – kunst & gut 05/15

Orte und Zeichen
Graziella Drössler und Wolfgang Schmitz im Sparkassenforum in Elberfeld – kunst & gut 05/14

Geheimnis bei Licht
Christian Schreckenberger im Neuen Kunstverein – kunst & gut 03/14

Sehen und Hören
Hans Reichel im Sparkassenforum in Elberfeld – Wupperkunst 11/12

Fläche im Raum
Heike Klussmann stellt im Neuen Kunstverein aus - Wupperkunst 07/12

Auf der Fläche und im Raum
Drei Ausstellungen zur zeitgenössischen Malerei – Kunst 04/12

Langsam gesehen
Stefan Bräuniger im Sparkassenforum in Elberfeld - Wupperkunst 06/10

Kunst.

Hier erscheint die Aufforderung!