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Sehr verehrter Herr!

27. November 2014

engelszungen 12/14

[Borsdorf, 27. November 1889]

Zu Ihrem Geburtstag übermorgen, sende ich, senden mein Mann u. Theodor Ihnen die herzlichsten Glückwünsche. Vor Allem wünschen wir Ihnen dauernde Gesundheit, als die erste Bedingung zum Wohlergehen. Mein Mann u. Th. hatten das Vergnügen Sie diesen Herbst zu sehen u. sie erzählten mir, daß „noch Alles beim Alten“ bei Ihnen u. im Hause geblieben sei u. das ist wohl das Beste.

[…]

Th. hat es, wie auch mir, ungeheuer (wie er sagte) gut in London gefallen, in den ersten Wochen konnte er sich hier gar nicht eingewöhnen. Ich glaubte mich damals auch in ein Dorf verbannt, nach meiner Rückkehr u. außerdem ist Deutschland für uns jetzt ein Gefängnis u. das empfand Th. auch in hohem Grade. Wir sind bei dem großen Publikum die Geächteten, und wenige Freunde haben den Mut mit uns zu verkehren. Aus den Verhandlungen des Reichstags u. der Komission, werden Sie ja wissen, daß von der nächsten Beratung über das Sozialisten Gesetz gar nichts zu erwarten ist, es bleibt wie’s ist. Mein Mann ist jetzt teilweise in Dresden u. theilweise in Berlin, Sonnabends kommt er nach Borsdorf. Vielleicht muß er auch als Zeuge nach Elberfeld. Bei diesem Proceß soll auch die Quantität die Qualität ersetzen damit man verurteilen kann. Eine wahre Schande, daß man wagen darf einen solchen Proceß zu machen. Jetzt ist aber das Ungeheuerlichste möglich, man erstaunt sich über nichts mehr. –

Leben Sie wohl, verehrter Herr u. feiern Sie im Kreis Ihrer Verwandten u. Freunde einen recht vergnügten Geburtstag. Die treue Nimi wird schon auf’s Beste für Sie sorgen. Bitte grüßen Sie dieselbe, sowie Rochers u. Avelings vielmals u. seien Sie herzlichst und freundschaftlichst gegrüßt von Ihrer dankbaren

N[atalie] L[iebknecht]

Natalie Liebknecht (1835-1909) war die Ehefrau Wilhelm Liebknechts, Theodor ihr und Wilhelms ältester Sohn. Wilhelm und Theodor hatten Engels im Spätsommer 1889 in London besucht, Natalie drei Jahre zuvor.

Im Dezember 1889 wurden von der Strafkammer in Elberfeld 44 Sozialdemokraten wegen „Geheimbündelei“ zu Haftstrafen verurteilt.

Quellenangabe: Marx-Engels-Gesamtausgabe, Briefwechsel, Band 30, Berlin 2013, S. 79-80;die Abbildung zeigt Natalie Liebknecht.

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