Leftfield-Hip Hop, experimenteller R'n'B, elektronischer Dream-Pop – das alles kann man zur bezaubernden Musik von Will Wiesenfeld alias Baths ungestraft sagen. „Als würde der Hip Hop-Produzent J Dilla mit Prince und Pavement spielen“, hat ein Journalist sogar assoziiert. Denn wenn Wiesenfeld singt, kommt einem tatsächlich Prince in den Kopf. Als Support kommt der Elektronik-Produzent Dam Mantle aus Glasgow, der ebenfalls vertrackt-melancholische Stimmungen triggert (6.11., 20 Uhr, Gebäude 9). Saxofonist Wayne Shorter ist sicherlich einer der ganz Großen im Jazz. Nicht nur während seiner Zeit mit Art Blakey und natürlich Miles Davis war er an bahnbrechenden Aufnahmen beteiligt, auch mit Soloplatten wie „Juju“ oder mit der Jazzrock-Formation Weather Report hat er Musikgeschichte geschrieben. Im kommenden Jahr feiert er seinen 80. Geburtstag. Mit seinem Quartett (Brian Blade, Drums; Danilo Pérez, Piano; John Patitucci, Bass) improvisiert er aber immer noch so leichtfüßig wie charismatisch über Klassiker der Jazzgeschichte (9.11., 20 Uhr, Philharmonie). Im Jahre zwei nach dem Ende von Sonic Youth veröffentlicht Lee Ranaldo bereits sein zweites Soloalbum. Auf „Last Day on Earth“ spielt er mit seiner Band popigen Rock mit Referenzen an die 70er Jahre, neben melodiösen Gesangsparts finden sich auch lange Instrumentalpassagen. Ein unaufgeregtes, aber sehr schönes Album, das relativ frei von der historischen Last des Sonic Youth-Sounds ist. Nach Köln kommt er zusammen mit seiner Band The Dust (13.11., 19 Uhr, Gebäude 9).
Mit seinem Album „Big Inner“ erlangte Matthew E. White eine gewisse Aufmerksamkeit. Der untersetzte, langhaarige Bartträger mit dicker Brille ist zwar nicht gerade der typische Coverboy und sieht auch nicht gerade nach Soul aus: Aber genau das macht er. Die Stücke des Albums sind gerne mal psychedelisch angehaucht oder fein orchestriert. Dabei hat er zwar den Groove stets im Blick, zehn Minuten können die Stücke aber trotzdem dauern. Live werden die sicher auch nicht gerade kürzer (24.11., 19 Uhr, Gebäude 9). Die Schweden Ghost haben offensichtlich Spaß am Theater: Die anonymen Bandmitglieder kommen in Mönchskutten auf die Bühne, der Sänger Papa Emeritus II. als Papst-Skelett (der Vorgänger Papa Emeritus I. hatte ihm im letzten Jahr feierlich das Mikro übergeben). Was folgt, ist eine Mischung aus Konzert und Schwarzer Messe. Musikalisch bewegt sich ihr melodischer Hardrock zwischen frühem Doom Metal, Psychedelic Rock und klassischem Hard Rock der 70er Jahre. Sie selbst nennen auch The Doors als großen Einfluss, und die Orgel erklärt, warum. Beatles und ABBA werden aber auch gerne von ihnen gecovert (24.11., 21 Uhr, Bürgerhaus Stollwerck).
Die irischen Villagers, eigentlich ein von Conor O'Brien zur Band ausgeweitetes Soloprojekt, machen kunstvolle Popsongs. Schwelgerisch, aber mit gezielt eingesetzten Stolpersteinen verschreiben sich die Stücke des zweiten Albums „Awayland“ nicht nur dem Schönklang. Bestuhlung wird nicht nötig sein (25.11., 20 Uhr, Luxor). Wampire sind ein Duo, das ähnlich wie John Maus oder Ariel Pink die 80er Jahre plündert, dabei aber anders als die vielen Neo-New Wave-Bands eine Art halluzinierte Erinnerung des Vergangenen heraufbeschwört – irgendwie verschwommen und vielleicht auch etwas beschönigt (28.11., 21 Uhr. Blue Shell). Nach dem Ende von Red Red Meat gründete Tim Rutili Califone. Inzwischen ist auch dieses Soloprojekt zur Band gewachsen, die Folk mit Indie-Rock verbindet, immer mit einem Hang zu unerwartetem Instrumentarium und experimentelleren Arrangements (30.11., 21 Uhr, King Georg).
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Legenden mit Biss
Ten Years After im LCB – Musik 04/24
Königstrio
Constantin Krahmer Trio im Loch – Musik 04/24
Jazz von Weltklasse, getrübt vom Sound
Jasper van’t Hofs neues Quartett stellte CD in Wuppertal vor – Musik 04/24
Virtuosen an den Tasten
Das Klavier Festival Ruhr mit fünf Konzerten in Wuppertal – Festival 04/24
Kein Grund, sich zu ärgern
Bohren & der Club of Gore und Hammerhead in der Börse – Musik 04/24
Kulturelle Vielfalt weit ab vom Schuss
Die Bandfabrik feiert Jubiläum – Porträt 04/24
Keine Jazz-Wünsche offen
David Friedman Generations Trio auf der Insel – Musik 04/24
Einfach mal anders
Das stARTfestival der Bayer AG in Leverkusen geht eigene Wege – Festival 04/24
Straight Ahead und Swing vom Feinsten
Die WDR Bigband auf Wuppertals „Insel“ – Musik 03/24
Altbewährtes und neue Formate
Das Klavier-Festival Ruhr mit neuer Intendantin – Festival 03/24
Wieder im Aufwind
Die Wuppertaler Kurrende feiert ihren 100. Geburtstag – Porträt 03/24
Brachiale Fantasien
Gitarrist Markus Wienstroer und Band im Loch – Musik 02/24
Deutscher Michel und Dreikaiserjahr
Das Junge Orchester NRW spielt Anton Bruckners 8. Sinfonie in Wuppertal – Musik 02/24
Die Szene zu Gast
19. Jazz Meeting Wuppertal – Musik 10/23
Alles rund um die Klarinette
Das neunte Multiphonics Festival – Festival 09/22
Die Musik der Nachbarn
Rolf Witteler über das Jubiläum des Kölner Labels Le Pop Musik – Interview 05/22
Wieder analog und live!
Filmmusikkongress Soundtrack Cologne – Festival 11/21
„Mein Alter spielt keine wirkliche Rolle vor dem Orchester“
Der neue Wuppertaler Generalmusikdirektor Patrick Hahn – Interview 07/21
Man in Black 2
Buch zu Nick-Cave-Ausstellung in Kopenhagen – Unterhaltungsmusik 03/21
„Ich bin Wahlwuppertalerin aus Kalifornien“
Jazz- und Blues-Sängerin Brenda Boykin über ihre Musik und die US-Politik – Interview 12/20
„Es steckt eine Frauen-Power-Aussage dahinter“
Sängerin und Produzentin Maria Basel über ihre Musik – Interview 11/20
„In Indien haben wir vor 50.000 Leuten gespielt“
Didgeridoo-Spieler Marvin Dillmann über seine Karriere – Interview 11/20
„Wir brauchen Diversität“
Rapper Horst Wegener über seine Musik, Rassismus und Corona – Interview 07/20
All die Frauen und Prince
Zwei Musikbücher widmen sich Sex, Körper und Gender im Rock ‚n‘ Roll – Popkultur 06/20
„Wir müssen uns organisieren und solidarisch sein“
Jazzpianist Ulrich Rasch über die Not der freien Szene – Interview 06/20