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Ein rostiges Denkmal

30. September 2010

Die Adlerbrücke bietet ein facettenreiches Bild - Thema 10/10

Es regnet an diesem trüben Septembernachmittag. Der Geruch von moderndem Wasser steigt aus der Wupper empor. Dampf zischt aus den Rohren für die Fernwärme und nebelt das Bild der historischen Adlerbrücke ein. Auch die anderen Leitungen und Rohre, die an die Stahlkonstruktion angebracht sind, rosten vor sich hin und machen keinen vertrauenserweckenden Eindruck. Die Kulisse eignet sich für Krimis und Thriller. Einst zierten Säulen, auf denen eiserne Adlerskulpturen standen, dieses heute marode Bauwerk und verliehen ihr den Namen. Nun schlummert die Brücke nutzlos vor sich hin. Der Blick fällt direkt auf einen Schilderwald. Eine Tafel weist darauf hin, dass die Stahlbrücke nicht mehr passierbar ist. Die grellen rot-weiß gestreiften Absperrungen vor der Einzäunung nehmen einem die Lust, die Brücke weiter zu betrachten. Eine Grenze zwischen verfeindeten Ländern ist nicht besser gesichert. Mit ratternden Geräuschen fährt die Schwebebahn hoch über der Adlerbrücke hinweg. Hier fand 1950 ein historisch zu wertendes Ereignis statt. Die Brücke befindet sich an der Stelle, an der die Elefantendame „Tuffi“ vom Zirkus Althoff voller Panik aus einem Wagen der Schwebebahn in den Fluss sprang. Der Sprung, den Tuffi fast unbeschadet überlebte, machte Wuppertal in der Welt bekannt. Und heute? Landesweit wird Wuppertal oft nur noch in Verbindung gebracht mit den Sparbeschlüssen der Stadt.

Rost bildet braune, blütenartige Gebilde auf dem graugrünen Untergrund

Die 1868 erbaute Adlerbrücke soll abgerissen werden. Eine Restaurierung sei zu kostspielig, erklären die Verantwortlichen der Stadtverwaltung. Beim genaueren Hinsehen wirkt das Bauwerk tatsächlich porös. Rost hat sich sichtbar ausgebreitet, bildet braune, blütenartige Gebilde auf dem graugrünen Untergrund. Der Zahn der Zeit nagte an dem Bauwerk. Das verzierte Geländer verliert so seine Stärke. Der Blick wendet sich gleich weiter auf den Unterbau der Adlerbrücke. Er besteht zum Teil aus alten Holzbohlen, die mittlerweile morsch und damit instabil sind. Lediglich die grün gestrichene Gitterkonstruktion lässt sie noch ein wenig stabil aussehen. Man blickt auf den unebenen Asphalt. Autos, Passanten, Fahrradfahrer haben die Adlerbrücke über 140 Jahre genutzt. Seit 2000 ist die Brücke sanierungsbedürftig. Im August 2010 wurde die Straßenbrücke komplett für den Verkehr gesperrt, nachdem bei einer Routinekontrolle Schäden im Bereich der Fahrbahn festgestellt wurden.
„Warum hat denn die Stadt so lange geschlafen und die Brücke nicht schon vorher saniert, noch dazu, wo sie doch unter Denkmalschutz steht? " fragt sich ein Passant. Andere Wuppertaler wiederum stehen verdutzt vor der Absperrung und wirken leicht entnervt, weil sie wieder umkehren müssen, um auf die andere Seite der Wupper zu gelangen. Die Schwebebahnhaltestellenunterführung dient als Ersatz dafür, allerdings nur in der Zeit von 5 bis 23.30 Uhr. Gerade in der einzigen Großstadt an der Wupper sind Brücken unersetzlich. Wenn sie nicht passierbar sind, muss man Umwege laufen. Ohne Brücken wäre Wuppertal eine geteilte Stadt. Und ohne Bauwerke wie die Adlerbrücke wäre sie zudem eine geschichtslose Stadt.

Daniela Althaus

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