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19. Dezember 2013

Geschenktipps auf den letzten Drücker – Wortwahl 01/14

Hektik bricht aus. Die letzten Tage lassen sich an einer Hand abzählen. Kein klarer Gedanke mehr. Panik macht sich breit. Als stünde der Sensenmann und nicht das Christkind vor der Tür. Und alles nur, weil immer noch Geschenke fehlen. Was ein unseliger Brauch. Aber wir helfen, wo wir können. Unsere Tipps für den Gabentisch, die sich – den Buchhändlern sei Dank – auch noch innerhalb eines Tages festtagsgerecht verpacken lassen:

Zwischen Tollwitz und Abermut: Ana Paula Maia lässt die Straßenköter los. Ein entfesselter „Krieg der Bastarde“ [A1, 208s, €18,80], der in seiner tragikomischen Mischung aus niederträchtigem Verbrechen und situativem Slapstick ein riesiges Herz für die Bewohner von Rio de Janeiros Straße offenbart.

St. Pauli, Tennessee: „Punx dead“, denken sich Jonnie Schulz, Ted Memphis, Digger Barnes und Butch Meier und heben 2000 auf dem Kiez eine Country- und Western-Combo aus der Taufe, die den Fleischverzehr mit Senfkanone ankurbelt und nebenher die Szene in Schutt und Asche legt, bis es unweigerlich heißt: „Kein Zutritt für Hinterwäldler“ [Audiolith/Ventil]! Eine wahre Geschichte; zu 73 %.

Dem Untergang entgegen: In China fällt ein Sack Reis um und nichts passiert. In Odessa schläft eine Frau mit ihrem Freund und die Apokalypse nimmt ihren Lauf. Mit „Ostrov Moliga“ [Picus] hat Cordula Simon einen poetischen Totentanz komponiert, dessen fantastischer Realismus einen eigenen Swing entwickelt.

Bond Is Back!: Dass er unsterblich ist, wussten wir schon immer. Zumindest auf der Leinwand. Literarisch hat man sich jedoch schon lange nicht mehr mit dem Leben und Wirken von 007 auseinandergesetzt. Doch genau 60 Jahre nach 'Geburt' des Agenten im Dienste seiner Majestät hat die Ian Fleming Productions keinen Geringeren als William Boyd beauftragt, ihm ein neues „Solo“ [Berlin] auf den Leib zu schreiben, das die smarte Coolness von Mr. Bond ohne Effekthascherei zelebriert. Geschüttelt, nicht gerührt!

Des Wahnsinns fette Beute: „Shooting Stars“ [Luftschacht]? Nichts als manische Schaumschläger in aufgeblasenen Luftschlössern! Herrlich agro setzt sich wenigstens Martin Mandlers Protagonist gegen die multimedialen Vorbilder mit ihren ausgetüftelten Lebensläufen zur Wehr.

Kult mit Sinn und Verstand: Diesmal lässt Jim Jarmusch die Vampire los. Und wieder wird ihm kultische Verehrung zuteil werden. Verdienter Maßen. Denn neben seinem so coolen wie dichten Künstler-/Schauspielernetzwerk, blitzt in seinen Filmen immer auch eine genialische Intertextualität auf. Mit „Mind the Map“ [Schüren] führt Sofia Glasl durch die Galaxie hinter ejakulierenden Pferden und Zugabteilschatten.

Unverbrannt: Sie sind und bleiben große Literatur, „Die Märchen von Hans Christian Andersen“ [Taschen]. Nicht nur für die Kleinen. Im Gegenteil. Seit Erscheinen sind sie Quell der Inspiration für Künstler unterschiedlichster Couleur – wie in dieser „phantastischen“, von Noel Daniel herausgegebenen Ausgabe mit ihren mal verträumten, mal avantgardistischen Illustrationen, Scherenschnitten und Vignetten.

Im Spiegelkabinett: An der Oberfläche mögen sie mal schräge, mal verschrobene Charaktere mit unheilbaren Macken sein. „In einer Bar unter dem Meer“ [Haymon] entpuppen sie sich allerdings – ob uns das recht ist oder nicht – als Menschen wie wir. Wohlpointierte Erzählungen, in denen Christoph W. Bauer auf unprätentiöse Weise den Finger in ganz irdische Wunden legt.

Die Magie des geschriebenen Wortes: Gut, der Hauptaufhänger dieses Magazins ist und bleibt der Film. Doch so grandios Adaptionen wie „No Country For Old Men“ auch waren, die voluminöse Tiefe von Cormack McCarthys Werken bleibt auf der Leinwand immer unerreicht. Selbst wenn ein Ridley Scott Regie führt, ein Brad Pitt die Schmierbacke gibt und die Cruz das Unschuldslamm mimt. McCarthys Drehbuch zu „Der Anwalt“ [rowohlt] ist Hirnkino par excellence. Merry Christmas!

Lars Albat

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