Ein rundliches und leicht naiv wirkendes Teenagermädchen, das zusammen mit ihrer ebenso rundlichen wie frustrierten Mutter und dem Scherzartikel verkaufenden Vater im Baltimore der 60er Jahre lebt und davon träumt, in einer Tanzshow groß rauszukommen – so lautet in etwa die Zusammenfassung des Musicals „Hairspray“, das erstmals 2002 in New York aufgeführt wurde und nun im TiC-Atelier Wuppertal zu sehen ist. Auf dem gleichnamigen Film von John Waters basierend, parodiert das von Patrick Stanke inszenierte Stück die altbackenen und verstaubten Werte der Kennedy-Ära. Der Regisseur, der selbst auf eine Musicalkarriere zurückblicken kann, führt nun schon zum dritten Mal Regie im TiC-Theater.
Eine liebevolle und detailreiche Umsetzung des schon so oft aufgeführten Stücks ist Patrick Stanke in jedem Fall gelungen. Die Bühne, mit ihrem ins Publikum reichenden Steg, trägt dazu bei, dass der Zuschauer im wahrsten Sinne des Wortes „ganz nah dran“ ist am Geschehen. Und damit nicht genug: Anders als bei anderen Aufführungen wird sogar der gesamte Innenraum mitgenutzt, wie etwa, wenn die Kamera zur Aufzeichnung der „Corny-Collins-Show“ zwischen den Besuchern hin- und herfährt. Die Darsteller hüpfen auch gern mal zwischendurch von der Bühne runter ins Publikum, um dort ihren Auftritt zu vollenden oder um ganz spontan einen überraschten Gast zum neuen Kameramann zu erklären. Auch die überdimensional große Haarspraydose, in der Tracy sich von ihrer als Mann verkleideten Mutter in die Show schmuggeln lässt, wird mal eben so am Zuschauer vorbei auf die Bühne gewuchtet. Witziges Detail: Mittels eines kleinen Bildschirms am rechten oberen Rand der Bühne kann die „Corny-Collins-Show“ in Schwarz/Weiß mitverfolgt werden und erzeugt so ein authentisches Fernseherlebnis der 60er Jahre. Beim großen Finale mit dem Song „Niemand stoppt den Beat“ wagen sich schließlich alle Schauspieler in die Zuschauerreihen und schnappen sich den ein- oder anderen Gast zum Mittanzen.
Nicht nur mit großartigen Stimmen, sondern auch mit viel Wortwitz und Situationskomik versteht es Stanke, dem bereits mehrfach inszenierten Stück einen neuen Anstrich zu geben. Bunte Farben, ein tolles Bühnenbild, viel Haarspray und die mitreißende Choreografie von Dana Großmann machen den Abend im TiC-Atelier unvergesslich. Einen ordentlichen Anteil daran hat mit Sicherheit Kristina Motzberger, die in der Rolle der Tracy Turnblad regelrecht aufzugehen scheint und auch, wie im TiC- Theater üblich, das Publikum mit einzubinden weiß.
Ein kleines Highlight am Ende jedes TiC-Besuches sind die berühmten „10 Minuten danach“. Gemeint sind die 10 Minuten nach der Vorstellung, in denen man Autogramme einheimsen und sich mit den Darstellern fotografieren lassen kann. Besonders viele Besucher scharen sich um Kristina Motzberger alias Tracy Turnblad. Alle wollen ein Autogramm von der Frau, die sich im Stück mutig gegen die Verbote ihrer Zeit stellt.
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