In Spanien kann man schon lange beobachten, dass Wasser auch Macht bedeutet. Wasser wird auf der Iberischen Halbinsel nämlich traditionell dorthin geleitet, wo der vermeintlich größte kommerzielle Nutzen entsteht. So gibt es an der Mittelmeerküste ganze Landstriche, die durch aufwändige Dauerbesprinklung in immergrüne Golfplätze verwandelt werden. Oder riesige Gewächshauskolonien, die mit gewaltigem Wasseraufwand ganz Europa mit günstigen Tomaten versorgen.
Doch das Wasser, das durch riesige Wasserleitungen in den Süden gepumpt wird, fehlt an anderen Stellen. Die Ausbreitung von Wüsten droht, ganze Ökosysteme sind in Gefahr. Seit der Wirtschaftskrise 2008 hat sich dieser Konflikt sogar noch verschärft: Viele Kommunen brauchten Geld und verkauften ihre Wasserbetriebe an den Meistbietenden. Die Wasserverwaltung drohte so noch mehr zum Spielball des Kommerzes zu werden.
Doch es gibt Gegenbewegungen wie die „Fundación Neuva Cultura del Agua“. Die Initiative hat erkannt: Fragen, die mit Wasser zusammenhängen, lassen sich nur beantworten, wenn sich eine breite Basis an Menschen damit beschäftigt. Und so bringt die Initiative Wissenschaftler und Unternehmer, aber auch soziale Akteure und kulturelle Aspekte zusammen. Der Anspruch ist hoch: Einen Paradigmenwechsel zu mehr Nachhaltigkeit und zur Entwicklung eines neuen Wertekanons für Wasser will man etablieren.
Wasser, betont die Initiative, stellt eine fundamentale Grundlage des Lebens dar und gehört zum Erbe der Menschheit. Das beginnt historisch damit, dass sich menschliche Gesellschaften häufig an Flüssen entwickelten, und geht bis zur Gegenwart, wo neue Stadt- und Gewerbeflächen nur durch eine effiziente Organisation der Wasserversorgung entstehen können. Flüsse haben als Staatsgrenzen heute sogar oft eine politische Dimension.
So liegt denn im Wasser auch nicht nur die Möglichkeit der Machtzementierung und Abgrenzung, sondern auch ein Schlüssel, um gerechtere und nachhaltigere Gesellschaftsstrukturen und die Überwindung von Grenzen anzugehen.
Dafür engagiert sich die Initiative. Es gibt eine jährliche Preisverleihung für innovative Wasserlösungen, Jugendforen und Weiterbildungsprogramme, Wasserexkursionen und zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen zur effektiven Wasserwirtschaft und zur Renaturierung von Flüssen. Zusätzlich wurde ein umfassendes Bürgerbeteiligungsverfahren entwickelt, das bei der Verteilung des Wassers in Zukunft die Interessen aller Beteiligten berücksichtigen soll.
Vorbild könnte auch die Initiative „Wasser ist ein Menschenrecht!“ sein, die 2013 als erste Bürgerinitiative überhaupt das nötige Quorum erreichte, um im Europaparlament verhandelt zu werden. Es ist ein langwieriger Prozess, um das Ziel der Gruppe (keine Privatisierung der Wasserbetriebe) zu erreichen. Doch immerhin wird nun kontrovers diskutiert. Vom Wasser kann Europa möglicherweise noch viel lernen.
Lesen Sie weitere Artikel
zum Thema auch unter: trailer-ruhr.de/thema und choices.de/thema
Aktiv im Thema
www.theoceancleanup.com | Webseite der Initiative von Boyan Slat
greenpeace.de/meeresschutz | Kampagne „Meere brauchen Schutzgebiete“
www.flussgebiete.nrw.de | Informationsseite des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen
Thema im Mai: ANGSTHASE – Wovor haben wir Angst? Armut, Zukunft oder einfach nur vor Spinnen? Kluge Angst und irrationale Instinkte.
Ängsten begegnen und sie mit Aufklärung überwinden.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.

Verschmutzung für die Ewigkeit
„The Ocean Cleanup“ und „Fishing for Litter“ wollen das Meer vom Müll befreien – THEMA 04/16 WASSERSCHADEN
„Unsere Meere verkommen zum Endlager für Plastikmüll“
Meeresbiologin Sandra Schöttner über verschmutzte Ozeane – Thema 04/16 Wasserschaden
Problematische Spurenstoffe
Wasserqualität der Wupper verbessert sich – Thema 04/16 Wasserschaden
Kli Kla Klacks
Intro – Genug für alle
Die Mär vom Kostenhammer
Teil 1: Leitartikel – Das Rentensystem wackelt, weil sich ganze Gruppen der solidarischen Vorsorge entziehen
„Die gesetzliche Rente wird von interessierter Seite schlechtgeredet“
Teil 1: Interview – VdK-Präsidentin Verena Bentele über eine Stärkung des Rentensystems
Der Kitt einer Gesellschaft
Teil 1: Lokale Initiativen – Der Landesverband des Paritätischen in Wuppertal
Gerechtigkeit wäre machbar
Teil 2: Leitartikel – Die Kluft zwischen Arm und Reich ließe sich leicht verringern – wenn die Politik wollte
„Je größer das Vermögen, desto geringer der Steuersatz“
Teil 2: Interview – Finanzwende-Referent Lukas Ott über Erbschaftssteuer und Vermögensungleichheit
Gegen die Vermüllung der Stadt
Teil 2: Lokale Initiativen – Umweltschutz-Initiative drängt auf Umsetzung der Einweg-Verpackungssteuer
Gleiches Recht für alle!
Teil 3: Leitartikel – Aufruhr von oben im Sozialstaat
„Eine neue Ungleichheitsachse“
Teil 3: Interview – Soziologe Martin Heidenreich über Ungleichheit in Deutschland
Klassenkampf im Quartier
Teil 3: Lokale Initiativen – Bochums Stadtteilgewerkschaft Solidarisch in Stahlhausen
Der Staat will zuhören
Wandel im niederländischen Sozialsystem – Europa-Vorbild: Niederlande
Armutszeugnis im Reichtum …
… und alternative Fakten im Wirtschaftssystem – Glosse
Konflikt-Kanzler
Intro – Friedenswissen
Unser höchstes Gut
Teil 1: Leitartikel – Von Kindheit an: besser friedensfähig als kriegstüchtig
„Das ist viel kollektives Erbe, das unfriedlich ist“
Teil 1: Interview – Johanniter-Integrationsberaterin Jana Goldberg über Erziehung zum Frieden
Platz für mehrere Wirklichkeiten
Teil 1: Lokale Initiativen – Kamera und Konflikt: Friedensarbeit im Medienprojekt Wuppertal
Herren des Krieges
Teil 2: Leitartikel – Warum Frieden eine Nebensache ist
„Besser fragen: Welche Defensivwaffen brauchen wir?“
Teil 2: Interview – Philosoph Olaf L. Müller über defensive Aufrüstung und gewaltfreien Widerstand
Politische Körper
Teil 2: Lokale Initiativen – Das Kölner Friedensbildungswerk setzt auf Ganzheitlichkeit
Streiken statt schießen
Teil 3: Leitartikel – Das im Kalten Krieg entwickelte Konzept der Sozialen Verteidigung ist aktueller denn je.
„Als könne man sich nur mit Waffen erfolgreich verteidigen“
Teil 3: Interview – Der Ko-Vorsitzende des Bundes für Soziale Verteidigung über waffenlosen Widerstand
Widerstand ohne Waffen
Teil 3: Lokale Initiativen – Die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen und ihr Landesverband NRW