15 Jahre ist es her, dass der der letzte Krieg auf europäischem Boden beendet wurde. Im Kosovo flog die NATO Luftangriffe gegen die Serben, die angeblich einen Völkermord geplant hatten. Endgültige Beweise für den sogenannten Hufeisen-Plan hat es nie gegeben. Befreit wurden die Kosovaren dennoch. 2008 hat das Parlament des Landes seine Unabhängigkeit erklärt.
Herrscht Frieden in dem 1,8-Millionen-Einwohner-Staat? Eine positive Bilanz des Kosovokrieges zu ziehen, fällt schwer. Von Serbien wird der Kosovo bis heute nicht anerkannt. Serbiens EU-Status seit 2012: Beitrittskandidat. Der Status des Kosovo seit Mai: Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen in Verhandlung. Wirklich unabhängig ist der Kosovo nicht. Nach wie vor sind 5000 Blauhelm-Soldaten stationiert. Rund 700 stellt die deutsche Bundeswehr. Ministerpräsident Hashim Thaçi hat in einem Interview mit der „Welt“ zugegeben, dass die Hilfe der NATO-Truppen unersetzlich ist. Momentan arbeiten die Kosovaren am Aufbau einer eigenen Armee.
Das Land ist zudem im Griff der Weltwirtschaftskrise. Die Bevölkerung ist jung, im Durchschnitt 27 Jahre alt (Deutschland: 45 Jahre). Grundproblem ist die Arbeitslosigkeit. Sie liegt laut der amerikanischen Behörde für Internationale Entwicklung (USAid) bei 45 Prozent; bei Jugendlichen sogar bei 70 Prozent. „Keine Arbeit, keine Zukunft, kein gar nichts“, zitierte die „Süddeutsche Zeitung“ einen 35-jährigen abgeschobenen Flüchtling. Einen von rund 1700, die in ihre Heimat zurückkehrten und zurückkehren mussten, da Deutschland ein Rückführungsabkommen mit dem Kosovo geschlossen hat.
Viele Kriegsverbrechen sind ungeklärt, 1700 Menschen werden vermisst. Das Beispiel Rudnica zeigt, warum die Region nicht zur Ruhe kommt. In dem südserbischen Dorf stieß man 2010 auf ein Massengrab mit 250 Leichen von Kosovo-Albanern. Im Dezember wurden wieder sechs Leichen entdeckt. Behörden vermuten, dass rund um den Ort 400 weitere getötete Kosovaren liegen könnten. Durch neue Funde ist eine Aufarbeitung schwierig. Das berichten Mitarbeiter der Hilfsorganisation Humedica, die im Kosovo aktiv ist. Krankenschwestern sagen, dass die Menschen immer noch unter den Folgen des Krieges litten: Depressionen, Schlafstörungen, Panikattacken.
Zurzeit wird oft auf den Balkan geschaut, wenn eine Konfliktlösung für die Ukraine gesucht wird. Der Vorschlag: Die Ostukraine wie den Kosovo unter internationale Beobachtung zu stellen. Dabei ist der Kosovo noch nicht befriedet. Das zeigt der jüngste Vorschlag des serbischen Außenministers Ivica Dačić. Er spricht von einer Teilung des Landes, um die Kosovo-Albaner von der serbischen Minderheit zu trennen. Beim Fußball-Länderspiel zwischen den Nachbarn kam es zu Ausschreitungen, initiiert durch eine Drohne, die mit der Flagge Großalbaniens über das Stadion flog. Eine Provokation für die Serben. 15 Jahre nach dem Krieg sieht das nicht wie Frieden aus.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.

Ein Schicksal hinter jeder Flucht
Medienprojekt Wuppertal feiert Premiere von „HIN und WEG“ im CinemaxX am 16.3. – Foyer 03/16
Clip für den Frieden
Wie zwei Frauen die ganze Welt berühren
Frieden fühlt sich anders an
THEMA 11/14 FRIEDEN
„Ich mache mich für den barmherzigen Islam stark“
Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide über die Chancen auf Frieden – Thema 11/14 Frieden
Das Wuppertaler Modell
Warum Flüchtlinge in Wuppertal würdig untergebracht werden können – Thema 11/14 Frieden
Kli Kla Klacks
Intro – Genug für alle
Die Mär vom Kostenhammer
Teil 1: Leitartikel – Das Rentensystem wackelt, weil sich ganze Gruppen der solidarischen Vorsorge entziehen
„Die gesetzliche Rente wird von interessierter Seite schlechtgeredet“
Teil 1: Interview – VdK-Präsidentin Verena Bentele über eine Stärkung des Rentensystems
Der Kitt einer Gesellschaft
Teil 1: Lokale Initiativen – Der Landesverband des Paritätischen in Wuppertal
Gerechtigkeit wäre machbar
Teil 2: Leitartikel – Die Kluft zwischen Arm und Reich ließe sich leicht verringern – wenn die Politik wollte
„Je größer das Vermögen, desto geringer der Steuersatz“
Teil 2: Interview – Finanzwende-Referent Lukas Ott über Erbschaftssteuer und Vermögensungleichheit
Gegen die Vermüllung der Stadt
Teil 2: Lokale Initiativen – Umweltschutz-Initiative drängt auf Umsetzung der Einweg-Verpackungssteuer
Gleiches Recht für alle!
Teil 3: Leitartikel – Aufruhr von oben im Sozialstaat
„Eine neue Ungleichheitsachse“
Teil 3: Interview – Soziologe Martin Heidenreich über Ungleichheit in Deutschland
Klassenkampf im Quartier
Teil 3: Lokale Initiativen – Bochums Stadtteilgewerkschaft Solidarisch in Stahlhausen
Der Staat will zuhören
Wandel im niederländischen Sozialsystem – Europa-Vorbild: Niederlande
Armutszeugnis im Reichtum …
… und alternative Fakten im Wirtschaftssystem – Glosse
Konflikt-Kanzler
Intro – Friedenswissen
Unser höchstes Gut
Teil 1: Leitartikel – Von Kindheit an: besser friedensfähig als kriegstüchtig
„Das ist viel kollektives Erbe, das unfriedlich ist“
Teil 1: Interview – Johanniter-Integrationsberaterin Jana Goldberg über Erziehung zum Frieden
Platz für mehrere Wirklichkeiten
Teil 1: Lokale Initiativen – Kamera und Konflikt: Friedensarbeit im Medienprojekt Wuppertal
Herren des Krieges
Teil 2: Leitartikel – Warum Frieden eine Nebensache ist
„Besser fragen: Welche Defensivwaffen brauchen wir?“
Teil 2: Interview – Philosoph Olaf L. Müller über defensive Aufrüstung und gewaltfreien Widerstand
Politische Körper
Teil 2: Lokale Initiativen – Das Kölner Friedensbildungswerk setzt auf Ganzheitlichkeit
Streiken statt schießen
Teil 3: Leitartikel – Das im Kalten Krieg entwickelte Konzept der Sozialen Verteidigung ist aktueller denn je.