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Kampf der Königinnen

26. September 2013

Christian von Treskow mit Schillers Klassiker „Maria Stuart“ – Prolog 10/13

Eigentlich in schlechter Verfassung, aber irgendwie doch wie in Beton gegossen, so kommt sie letztlich doch nicht umhin, die reale Lage zu analysieren. Denn auf Augenhöhe mit ihrer Regentschaft des Beharrens steht die Gesellschaft im Umbruch. Das Beharren ist Methode, nämlich die Methode des Durchregierens und Aussitzens und Umdeutens. Nein, hier soll kein Artikel zur Politik Angela Merkels vor der Bundestagswahl verfasst werden. Es geht um die merkwürdig zementierte Politik Elisabeths, wie sie Friedrich Schiller in seinem Stück „Maria Stuart“ beschreibt. Diese Typologie einer Königin inklusive des zurzeit aus aktuellem Anlass so viel diskutierten politischen Ränkespiels um gläserne Personen wurde im Juni 1800 im Hoftheater zu Weimar uraufgeführt. Regisseur Christian von Treskow bringt es jetzt in einer modernen, straffen Version auf die Wuppertaler Bühnen.

Dazu hat der Intendant zunächst den Fünfakter um ein gutes Drittel gekürzt. „Die Hauptkonfliktlinien stehen im Vordergrund“, erklärt er. Ebenso konzentriert sich seine Version auf die wesentlichen Figuren, „es ist eine relativ schlanke Fassung“, vom Original sind gute zwei Drittel erhalten. Wie in einem Duell stehen sich zwei Frauen gegenüber, Titelgeberin Maria und Rivalin Elisabeth. Anhand dieser Konstellation wird der Begriff der Freiheit debattiert. Unter anderem in der stolzen Gefangenen Maria und ihrer inneren Freiheit und der machtvollen Elisabeth, nach außen frei, tatsächlich aber durch ihre politischen Verstrickungen gefangen.

Zum Inhalt: Unter Elisabeths Regentschaft wurde das englische Königreich zur Weltmacht. So weit so schön, wenn da nicht Maria wäre. Sie musste aus ihrem eigenen Königreich Schottland fliehen, unter anderem wird ihr der Mord am Ehemann vorgeworfen. In England bestritt die Katholikin die Legitimität Elisabeths I. und beanspruchte deren Thron. Mortimer, der Neffe ihres Kerkermeisters, ist fasziniert von der Gefangenen. Er will sie retten und vertraut sich Leicester an, der enttäuscht von Elisabeth an der Seite Maria Stuarts eine neue Erfüllung sucht. Sie planen ein Komplott, das fliegt auf und Elisabeth hat endlich einen Grund, Marias Todesurteil zu unterzeichnen. Nur wann es vollstreckt werden soll, lässt die Zaudermeisterin offen. Denn die Regentin ist Teil eines Apparates, den sie selbst nicht mehr steuern kann. Diese körperlosen Kräfte, Impulse, Teilchen sind die Macht selbst, die den Menschen nicht mehr brauchen. Schillers Antwort auf die Französische Revolution war bekanntermaßen die „Ästhetische Erziehung des Menschen“. Der Terror der Revolutionäre, Tumulte und eilig gezimmerte Guillotinen zeigten ihm keine „freien Menschen, die der Staat unterdrückt hatte, nein, es waren bloß wilde Tiere, die er an heilsame Ketten legte“. Das alles bietet aus gegebenem Anlass viel Grund zur trefflichen Debatte.

„Maria Stuart“ I 19. (P)/23.10. 19.30 Uhr I Opernhaus Wuppertal I www.wuppertaler-buehnen.de

VALESKA VON DOLEGA

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