Die Biene vollbringt als Fruchtbestäuberin Höchstleistungen. Allein in der EU entsprechen sie einem jährlichen Wert von 14,2 Milliarden Euro. Von Menschenhand, wie China es bereits in Teilen versuchen muss, eine undenkbar schwere Aufgabe. Seit Jahren sind die Zahlen der Bienenwelt weltweit rückläufig, in der EU summt es seit 1986 bereits um ein Viertel weniger.
Ein regelmäßiges und ausgewogenes Nahrungsangebot macht Bienen und ihre wild lebenden Artgenossen glücklich. Auf dem Land bedeutet das: zu unterschiedlichen Zeiten bestellte Äcker mit variantenreichem Angebot. Wenn sie auf ihrer Reise keine sinnlosen Pestizidcocktails von Feld und Garten einnebeln, die sie nicht mehr in den eigenen Stock zurückfinden lassen, dann können sie auch effektiv arbeiten. Ferner ließen sich darüber Engpässe in der Lebensmittelversorgung vermeiden. Für ihr Überleben schließt das also Monokulturen ebenso wie Pestizidgebrauch aus.
Es wäre ein Kraftakt für die Agrarindustrie. In Frankreich ist nun ein Coup gelungen: Die Genehmigung für zwei Insektizide des Pestizidherstellers Dow Chemical wurde im November 2017 durch ein Gericht in Nizza bis auf weiteres ausgesetzt. Dabei handelte es sich um Produkte, die den bienengefährlichen Wirkstoff Sulfoxaflor enthielten. Das Risiko, das von den Insektengiften für die Gesundheit von Biene und Mensch ausgehe, sei zu hoch, so das Gericht.
Der Rückgang der Bestäuber hätte nicht nur Auswirkungen auf ein Drittel unserer Nahrungsmittel – sie würden schlichtweg aufgrund mangelnder Bestäubung fehlen. Fachkreise vermuten: Ein Domino-Effekt wäre die Folge. Sterben die Bienen, hat das Auswirkungen auf die gesamte Pflanzenwelt. Ohne Pflanzen entstünden weniger Samen und diese fehlen Kleinlebewesen dann als ausreichende Nahrungsquellen. Stehen diese wiederum nicht mehr auf dem Speiseplan, würden Vögel verhungern und das Singen in weiten Regionen schlagartig sehr einsam.
In Sachen Neonicotinoiden,einer Pestizidgruppe, hat sich Frankreich bereitsklar positioniert – entgegen vieler anderer europäischer Staaten. Ab September 2018 gilt dort deren Verbot. Auch die Ausnahmeregelungen dafür fallen Ende 2020 weg, also keine Hintertürchen. Anfang März 2018 sah es fast so aus, als könne auch ein EU-weites Verbot für Neonicotinoide zum Wohl der Biene in greifbare Nähe rücken – dank eines Änderungsantrags im EU-Parlament in Bezug auf Produktion, Verkauf und Verwendung. Obwohl kurz zuvor die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) noch die davon ausgehende Gefahr für Honig- und Wildbienen bestätigt hatte, konnten sich die Delegierten jedoch final nicht zu einem Verbot durchringen, so interne Kreise. Auf EU-Ebene braucht es also noch einen langen Atem, ehe bienengefährdende Pestizide vollständig vom Markt genommen werden.
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