Seit den frühen 80er Jahren gab es immer wieder Bootlegs des verschollenen Beach Boys-Albums „Smile“ mit mal weniger, mal mehr ambitionierten Vorschlägen, wie es denn damals wohl hätte erscheinen können. Nun gibt es erstmals eine offizielle Veröffentlichung der Smile-Sessions der Jahre ‚66/‘67: als Doppel- und 5fach-CD bzw. in zwei Vinylformaten. Auf der Doppel-CD findet man 19 Stücke, die als „Smile“ erscheinen, dazu nochmals 21 alternative Versionen einiger Tracks. Man hört: den stilbildenden mehrstimmigen Gesang, großartige Popsongs und recht avantgardistische Experimente. Eine Platte, so groß wie ihr Ruf (Capitol).
„Wolfroy goes to town“ ist Will Oldhams ungefähr 30. Album, und abgesehen von der üblichen Faszination für seinen zugleich schnellen als auch konstant guten Auswurf an Songs zwischen Country(-Rock) und Folk(-Rock) kann man höchstens noch auf einzelne Stücke hinweisen, die einem den Atem stocken lassen vor trauriger Schönheit: „New Whaling“ ist ein solches Stück, aber längst nicht das einzige (Domino). Der Untertitel von „Diversions Vol. 1“, dem Live-Album des Folk-Quartetts The Unthanks, sagt schon alles: „The Songs of Robert Wyatt and Anthony & the Johnsons“ – wunderbar minimalistisch auf zwei Konzerten in London interpretiert (Rough Trade). Dillon wird mit ihrem Debütalbum „This Silence Kills“ richtig erfolgreich werden. Die 22Jährige singt ein wenig wie Joanna Newsom, spielt Klavier und produziert elektronische Sounds dazu. Das alles wirkt zugleich sehr fragil und kunstvoll (7.12., 20.30 Uhr, Stadtgarten Köln).
Ihr interkulturelles Projekt „BLNRB“ (Berlin / Nairobi) hat die eh schon offenen Ohren der Gebrüder Teichmann sperrangelweit geöffnet: Auf ihrem zweiten Album „They made us do it“ laden sie nicht nur zahlreiche Gäste ein, sondern verbinden ihren analogen Housesound auch mit untypischen Instrumenten wie Cello oder Jazz-Bass und Saxophon vom Vater Uli. Das Ergebnis ist mal wuchtig, mal weich, aber immer überraschend (Festplatten). Recht ungewöhnlich für das französische Label Ed Banger ist der Brite Mickey Moonlight. Der arbeitet auf seinem Debüt nämlich an einem retrofuturistischen Exotica-Sound mit Funk-, Soul- und House-Anleihen und hat sich für sein abwechslungsreiches Album „... and the Time Axis manipulation Organisation“ viele bekannte Kollegen eingeladen. Nochmal Ed Banger: Mr. Oizo lässt auch mit seinem vierten regulären Studioalbum keinen Zweifel daran. Ein Hit wie „Flat Beat“ rollt ihm nicht noch mal aus den Maschinen. Stattdessen ist „Stade 2“ wieder ein Angriff auf den Otto Normal-Clubber. Im Gegensatz zu einigen seiner jüngeren Label-Kollegen heißt bei ihm hart nicht stumpf, sondern vertrackt und komplex. Auch die zweite Folge der Reihe „Bangs & Work“ bestätigt: Der aus Chicago kommende Footwork-Sound ist zurzeit an Radikalität kaum zu überbieten. Billig Drum-Sounds, hart gecuttete Vocals und minimale Melodien reichen, um diesen Bastard schnell, rau und spröde auf die Footwork-Tänzer zu hetzen (Planet Mu).
Der Finne Vladislav Delay klettert erstmals für das deutsche Label raster-noton in die Echokammer. Im Gegensatz zu den meisten Veröffentlichungen auf Carsten Nicolais Label klingt „Vantaa“ nicht klar und kühl, sondern weich und warm – mitunter gar etwas matschig. Aber eigentlich genau das Richtige fürs Überwintern. Gleichermaßen melodischen wie energetischen Afro Funk kann man von der Compilation „Bambara Mystic Soul“ erwarten. „The raw Sound of Burkina Faso 1974-1979“ versammelt 16 Stücke, davon ein Drittel von Amadou Ballaké, mit betörendem Gesang und mitreißenden Rhythmen(Analog Africa).
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