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„Das Chargesheimer Projekt“ in Köln
Foto: Markus Schaden

Mit Fotografie die Stadt verändern

26. September 2018

Köln: Menschen, Straßen und Bilder im „Chargesheimer Projekt“ – Textwelten 10/18

Eine Straße als Museum? Nein, genau das soll „Das Chargesheimer Projekt“ nicht werden. Markus Schaden spricht von einem „mehrjährig angedachten partizipativen Projekt“. Das klingt eher kompliziert, in Wahrheit könnte sich das, was er und drei Mitstreiter während der letzten Monate im Kollektiv entwickelt haben, als faszinierende Aktion nicht nur für Köln entpuppen. Markus Schaden ist Verleger. Vor vier Jahren rief er das PhotoBookMuseum im Kölner Carlswerk ins Leben. In Massen strömten die Besucher nach Mülheim, um die fotografischen Landschaften zu sehen, mit denen sich das Fotobuch als Nukleus der fotografischen Kunst feiern ließ. Mit dem Ende des Projekts wurde die Ausstellung in Container gepackt und wanderte nach Oslo, Barcelona und Krakau. Die Schau stand in Zusammenhang mit Schadens Revival berühmter Fotobücher. So präsentierte er noch einmal Ed van der Elskens legendäre Bildgeschichte „Liebe in St. Germain de Prés“ und vor genau 20 Jahren Chargesheimers Buch „Unter Kranenbäumen“, die fotografische Studie einer Straße im Eigelsteinviertel des Jahres 1958.

Mit dem Blick auf dieses Buch, schauen wir in die Vergangenheit und zugleich in die Zukunft, denn „Das Chargesheimer Projekt“ wird nun in die Körnerstraße in Ehrenfeld getragen. Eine Straße von früher soll einer Straße von heute begegnen. Da sind zunächst die Fotografien, die in großen Formaten auf Fassaden und Straßenecken aufgezogen werden können. Zugleich sind Präsentationen in Kneipen, Läden, Cafés und Parterrewohnungen vorgesehen. Alles geschieht in Abstimmung mit den Bewohnern. Das ist das Kernelement der Aktion, die Street Photography dort hinzubringen wo sie herkommt. „Über einen fotografischen Impuls wollen wir uns mit den Fragen unserer Zeit beschäftigen, dazu gehört die Gentrifizierung, das Feiern im öffentlichen Raum, der Autoverkehr oder die Nachbarschaft“, erklärt Markus Schaden. Eingeladen, sich an der Aktion zu beteiligen, sind nicht alleine die Bewohner dieser vielleicht am stärksten gehypten Straße in Ehrenfeld, sondern auch alle Besucher. Was bedeutet uns heute die Stadt und wie wollen wir in ihr leben? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, wird man sich zusammensetzen. Schon jetzt ist ein Studio Chargesheimer geplant, dass sich als eine Mischung aus einer Werkstatt und einem Café darstellt.

Vom 13. September bis 14. Oktober wird das Projekt mit den Bildern von Chargesheimer, den Projektskizzen und architektonischen Modellen zunächst im Rahmen der Internationalen Photoszene Köln im Bunker k101 in der Körnerstraße vorgestellt. „Früher war alles schöner“, ein Satz, den man in Köln oftmals hört, Markus Schaden will ihn überprüfen. Chargesheimers Werk bestätigt und widerlegt ihn zugleich. Der 1972 verstorbene Fotograf liebte Köln, aber in seiner Leidenschaft für das urbane Leben war er auch angewidert und verzweifelt über die Entwicklungen der Stadt. Die Aktion wird Kritik, Reflexion und den Versuch, „das zu schätzen, was man hat“ dauerhaft anregen. Und das dürfte mächtig Spaß machen, denn die Körnerstraße gehört schon jetzt zu den interessantesten urbanen Biotopen Kölns.

„The Chargesheimer Project“ | bis 7.10. | Bunker k101, Köln-Ehrenfeld | festival2018.photoszene.de

Thomas Linden

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