Will man der Stärke bzw. Schwäche des deutschen Films auf den Grund gehen, ist die Meinungsforschung ein probates Mittel. Die Gesellschaft für Konsumforschung hatte im Auftrag der Filmförderungsanstalt in Berlin über 4000 Kinobesucher nach ihrer Einstellung zum Deutschen Film befragt und dabei überraschende Ergebnisse zu Tage gefördert.
Als beruhigend sahen die Forscher und Auftraggeber das Ergebnis an, dass die Befragten amerikanische Filme keineswegs deutschen Filmen vorziehen. Etwa 50% sehen sowohl deutsche als auch amerikanische Filme gerne. Schon englische Filme erreichen nur noch Zustimmungswerte von etwa 1/3, französische Filme sogar nur noch 20%. Die gleich guten Werte der amerikanischen und deutschen Filme kommen jedoch durch die Zustimmungswerte in den verschiedenen Altersklassen zustande. Während das junge Publikum eindeutig amerikanische Filme bevorzugt und mit zunehmendem Alter die Zuneigung nachlässt, ist es bei deutschen Filmen genau umgekehrt. Europäische Filme – mit Ausnahme der englischen und damit mutmaßlich nicht als solche erkannte – haben geringe Zustimmungswerte, die aber mit älter werdendem Publikum steigen.
Beim Imagevergleich deutscher und amerikanischer Kinofilme hingegen stellt sich das Bild anders dar. Naturgemäß werden die amerikanischen Filme als lauter, aufwändiger und professioneller empfunden. Auch hinsichtlich Modernität und Abwechslung haben sie die Nase vorn. Durch das Laute, Bunte und Moderne fehlen dem US-Film die dem deutschen Film zugeschriebenen Eigenschaften wie realitätsnah, inhaltlich qualitativ wertvoll, anspruchsvoll, künstlerisch usw. So kann man klar erkennen, dass der amerikanische Film einen Unterhaltungsanspruch, der deutsche Film dafür einen Bildungsanspruch hat. Dieser kommt beim älteren Publikum sehr gut an, die Jüngeren haben einen von der massiven Werbung beeinflussten Hang zum populären amerikanischen Massengeschmack.
Was kann man tun? Die Hälfte der Befragten war der Auffassung, dass man am deutschen Film etwas ändern müsste, um seine Attraktivität zu steigern. Die Empfehlungen der Konsumenten gehen überwiegend in den Bereich der besseren Vermarktung durch mehr Information und mehr Werbung. Auch die Nähe zum eigenen Leben wie „mehr Themen und Inhalte, mit denen ich mich identifizieren kann“ und „mehr typisch deutsche Geschichten“ werden gewünscht. Naturgemäß fordert das junge Publikum eine Angleichung an die Schauwerte amerikanischer Filme mit mehr Action und Special Effects.
Auch wenn die gesamte Studie unter www.ffa.de kostenlos abrufbar ist, bleibt zu bezweifeln, ob Filmschaffende und Filmvermarktende die Ergebnisse verinnerlichen und die Empfehlungen befolgen. Vermutlich bleibt alles wie es ist, aber es ist schön, dass Zahlen belegen, was man bislang mit seiner quasi-statistischen Wahrnehmung auch gefühlt hat. Und es war gut, dass man mal darüber gesprochen hat.
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