I am Greta
Schweden, Deutschland, USA, Großbritannien 2020, Laufzeit: 97 Min.
Regie: Nathan Grossman
Darsteller: Greta Thunberg
>> filmwelt-verleih.de/cinema/movie/i-am-greta
Doku über den Anfang der Ära Greta Thunberg
Keinen Bock auf Smalltalk
„I am Greta“ von Nathan Grossman
Man könnte darüber die Stirn runzeln: Jetzt schon der Rückblick? Ein abendfüllendes Leinwandportrait über eine Jugendliche Klimaaktivistin, die gerade erst vor zwei Jahren auf der Bildfläche erschien?
Und dann folgt man diesem Film, und er ist jede seiner hundert Minuten wert. Ein Film, der von Greta Thunberg erzählt. Von ihren ersten Sitzstreiks vor dem schwedischen Parlamentsgebäude bis hin zu ihrer Rede vorm Weltklimagipfel in New York. Vom „School strike for the climate“ bis „How dare you?“ Wie sie sich schweigend Gehör verschafft. Wie sie binnen Kurzem eine ganze Generation mobilisiert. Wie sie entlarvt, ermahnt, appelliert und mitreißt. Gehört wird.
Zugleich verlässt die Doku die bekannten Bilder. Wir erfahren vom ersten Impuls, der Greta Thunberg in die Sorge um unseren Planeten stürzt. Von der Überwindung ihrer langen Depression. Vom Asperger-Syndrom, unter dem sie leidet, das sie aber zugleich antreibt, das ihren Blick fokussiert und von dem sie sich wünscht, dass wir alle ein Stück davon hätten: vom wachen Tunnelblick auf das Wesentliche, von der ungetrübten Weitsicht. Asperger mag die eine Dimension sein, die Greta Thunberg so besonders macht, so einzigartig. Die Unverdorbenheit ihres jungen Alters ist eine andere. „I am Greta“ unterstreicht die Authentizität der Klimaaktivistin. Ihre Ernsthaftigkeit. Den Ernst der Lage.
Dass Greta Thunberg auch lacht, haben uns die Medien bisher weitestgehend vorenthalten. Die Doku nun zeigt auch fröhliche und glückliche Momente. Wenn Greta Thunberg mit ihrem Vater, ihrem treuen Begleiter, scherzt. Oder wenn die Kamera die – zumindest für die Betrachter – amüsante Absurdität ihrer gelegentlichen Detailversessenheit bezeugt.
Der Film hält den Blick auf Greta Thunberg wach, während ihr Anliegen von einer anderen Krise zwischenzeitlich überschattet wird. Schon darin besteht eine Daseinsberechtigung für diese Doku. Und nein, es ist nicht zu früh für dieses Portrait. Es ist kein Denkmal, sondern bildet den Rückblick auf den Anfang der Ära Thunberg. Den Blick auf eine junge Frau, bei der man sich stets fragt: Ist sie der mächtigste Mensch auf diesem schwerkranken Planeten – oder der ohnmächtigste? Dass dies schlussendlich von jedem von uns abhängt und nicht nur an denen da oben, kommt hier (und im Allgemeinen) etwas kurz. Andererseits ist die Sache denen, die Greta Thunberg folgen, ohnehin klar. Eigenverantwortung ist das Wort der Stunde, ob Klimawandel oder Corona. Und wer auf Eigenverantwortung keinen Bock hat, der folgt eben den Anti-Gretas. Es gibt ja heute für alles und jeden eine offiziell geartete Legitimation irgendwo im World Wide Web. Und so liest und sieht ein jeder das, was er lesen und sehen will. Greta Thunberg, davon erzählt die Doku, sieht mehr.
(Hartmut Ernst)
Der Salzpfad
Start: 17.7.2025
The Life of Chuck
Start: 24.7.2025
Das Kanu des Manitu
Start: 14.8.2025
Willkommen um zu bleiben
Start: 14.8.2025
Der Kuss des Grashüpfers
Start: 21.8.2025
In die Sonne schauen
Start: 28.8.2025
Wenn der Herbst naht
Start: 28.8.2025
22 Bahnen
Start: 4.9.2025
Amrum
Start: 9.10.2025
Tron: Ares
Start: 9.10.2025
Stiller
Start: 30.10.2025
Eddington
Start: 20.11.2025
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
The Odyssey
Start: 16.7.2026
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund