Es gibt 2 Beiträge von herjue
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17.04.2001
Stephen Soderberghs "Traffic"
Was bleibt nun eigentlich zurück von diesem
im Vorfeld so hochgelobten Film mit Überlänge ?
Ist es der bittere Beigeschmack des ur-amerikanischen
Untertones, daß die leitende Nation der freien
Welt im Kampf gegen die Drogenkartelle deshalb auf
verlorenem Posten steht, weil jenseits der Grenzen
dieser grenzenlosen Zivilisation alle einfach nur
korrupt sind ? Oder ist es das Gefühl von "ja, so
sieht es aus; und nun ?", das einen bei der durchaus
treffenden Darstellung der gelangweilten und ziellosen
weißen Oberschicht-Jugend beschleicht ?
Ich gebe zu: Einige der Szenen des Filmes fand ich
durchaus eindrucksvoll, nachdem ich nach einiger
Zeit endlich erkennen konnte, wie der Regisseur die
drei voneinander recht weit entfernt beginnenden
Handlungsstränge zusammenzuführen gedachte.
Die beiden sich immer mehr in Korruption verstrickenden
mexikanischen Drogenfahnder (sehr eindrucksvoll gespielt
vor allem von Benicio del Toro), deren mehr und mehr
ihre Ohnmacht erkennenden amerikanischen Kollegen
und schließlich der den staatlichen (Ohn-)Machtapparat
repräsentierende, oberste Drogenbekämpfer mit drogensüchtiger
Tochter (inbrünstig dargestellt durch Michael Douglas);
alle diese Konstellationen boten nach anfänglichen
Wirrungen schon recht interessante Unterhaltung, wobei
mich gerade die meist mit Elogen bedachten Stilmittel der
unterschiedlichen Farbgebung für jeden Handlungsstrang
und die unruhige Kameraführung mit Handkamera, die dem ganzen
wohl ein wenig dokumentarische Authentizität verleihen sollte,
eher irritiert haben. Lediglich einige eindrucksvoll
unkonventionelle Kameraeinstellungen wie der von ungewöhnlichem
Winkel aus gefilmte Überflug eines Hubschraubers haben mich versöhnt.
Doch zurück zu den beeindruckenden Szenen: Die Ruhe, die
Michael Douglas behält, als ein Freund seiner von zu
Hause ausgerissenen Tochter ihm offenbart, daß er wohl
kaum auf der Universität Jura studieren wolle, wenn er
durch den Verkauf von Drogen an zwei Stunden am Tag $500,-
verdienen und den Rest des Tages "leben" könne. Die
ernüchternde Aussage der abhängigen Tochter Caroline in
der Runde der Drogentherapie, sie könne als 16jährige
schließlich einfacher an Drogen kommen als an Alkohol;
hier werden schonungslos und eindrucksvoll einige der
Ursachen und die amerikanische Heuchelei entlarvt, derentwegen
der mit immer härteren Mitteln ausgefochtene "Krieg" gegen
den Drogenkommerz von vorneherein zum Scheitern verurteilt ist.
Aber was bleibt sonst noch neben der überraschenden Erkenntnis,
daß sich geschniegelte weiße Oberschicht-Kids und der oberste
Drogenfahnder der USA völlig unbefangen und unbehelligt im
schwarzen Dealer- und Zuhältermilieu der Vorstädte bewegen
können ? Die Bewunderung über die so offensichtlich uneitle
Schönheit Catherine Zeta-Jones, die sich auch schwanger
und mit ein paar Kilos mehr als gewohnt filmen läßt !
Das reicht wohl kaum für großes Kino......
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Chocolat
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Bereit zur Sünde ?!
18.04.2001
Wer sagt's denn ? Es ist nicht tot, das schöne Erzählkino
mit einer tollen Geschichte, stimmigen Figuren, einer Mischung
aus Witz, Erstaunen und Empörung; und alles das in dem Film
"Chocolat".
Hier stimmt wirklich alles: Die schönen Bilder der französischen
Kleinstadt Anfang der 60er Jahre, deren miefig-spießige Kirchen-
langeweile durch die Ankunft der alleinerziehenden Mutter mit ihrer
Tochter kräftig durcheinandergewirbelt wird, nicht nur, weil diese
ausgerechnet in der Fastenzeit eine Chocolaterie eröffnet. Nein, sie
kümmert sich sogar um die Belange der einzelnen Menschen und schreckt
nicht einmal davor zurück, eine Gruppe von herumziehenden "Boat-People"
zu integrieren und herzlich anzunehmen. Die ganze Geschichte sollte
man sich unbedingt vom Film selber erzählen lassen, nur soviel als
Versprechen: Was die Schauspieler wie "Dame" Judy Dench, Johnny Depp,
Lena Olin und die hinreißende Juliette Binoche abliefern, zieht einen
hoffnungslos in den Bann ! Das hilft dann sogar über die kurzzeitige
Irritation hinweg, daß in einer kleinen französischen Dorfkirche
anglikanische Lieder gesungen werden (ist wohl ein Tribut an die
Geldgeber)...
Alles in allem beweist sich hier auf eindrucksvolle Weise, daß sich
ein toller Film nicht am Budget, der Größe der Trickcomputer oder
der Anzahl der Explosionen oder verstümmelter Leichen bemißt !