Jedes Mitglied der Familie Purzlovski bringt sich im Zirkusprogramm ein – bis auf Adam. Der Jüngste in der Runde scheint seinen Platz noch nicht gefunden zu haben. Oder vielleicht doch? Autor Žiga X Gombač und Illustratorin Maja Kastelic kreieren mit ihrem gemeinsamen Titel „Adam und seine Tuba“ (NordSüd Verlag, 2022) ein warmherziges Kinderbuch, das zeigt, wie einzigartig und wertvoll jeder Mensch ist, und dass die Dinge, durch die wir uns unterscheiden, gleichzeitig die Dinge sind, die uns zu etwas ganz Besonderem machen.
Menschenpyramiden, Seiltänzerduos und Jonglierakte – Purzlovskis artistische Auftritte zeigen eine Bandbreite wagemutiger Kunststücke. Der Familienzirkus zieht durch die ganze Welt und bezaubert sein Publikum mit generationenübergreifenden Show Acts. Zu Beginn des Bilderbuches werden die einzelnen Personen vorgestellt: Oma und Opa sind als Feuerspuckerin und Messerschlucker dabei, während Adams ältere Schwestern sich in einer Kanone durchs Zirkuszelt katapultieren lassen und auf dem Einrad durch die Manege fahren. Als dann auch noch Adams musisches Talent entdeckt wird, scheint das Zirkusprogramm komplett. Für junge Leser:innen (ab 4 Jahren) gibt es auf der Bildebene einiges zu entdecken: Die stimmungsvollen Aquarelle von Künstlerin Maja Kastelic unterstreichen die Magie, die sich während der Vorstellungszeit im Zirkuszelt abspielt – spärlich beleuchtet und mit reichlich Hell-Dunkel-Kontrasten wirkt die Manege wie ein eigener kleiner Kosmos. Die in warmen Erdtönen gehaltenen Illustrationen strahlen auf nostalgische Weise Geborgenheit aus und wirken zugleich modern und einladend.
Das Kinderbuch vermittelt eine wichtige Botschaft: Jeder Mensch hat ein Talent, das es herauszufinden gilt. Schön wäre es noch gewesen, wenn die Leser:innen Adam auf der Suche nach seiner Leidenschaft, dem Tuba-Spielen, hätten begleiten können – das hätte der Geschichte eine hier fehlende Handlungstiefe verliehen. Der Titel ist jedoch nicht umsonst auf der Liste der „Schönsten Deutschen Bücher 2023“ zu finden – Text und Bild harmonieren wunderbar miteinander und lassen die kurze Erzählung stark wirken.
Žiga X Gombač: Adam und seine Tuba | Aus dem Slowenischen von Alexandra Natalie Zaleznik | NordSüd Verlag | ab 4 Jahren | 32 S. | 16 €
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Doppelte Enthüllung
„Sputnik“ von Nikita Afanasjew – Literatur 12/24
Silvesternacht mit Frankenstein
„Frankenstein Unlimited“ in Remscheid
Eine wahre Liebesgeschichte
Thomas Strässles „Fluchtnovelle“ – Textwelten 12/24
ABC-Architektur
„Buchstabenhausen“ von Jonas Tjäder und Maja Knochenhauer – Vorlesung 11/24
Übergänge leicht gemacht
„Tschüss und Kuss“ von Barbara Weber-Eisenmann – Vorlesung 11/24
Auch Frauen können Helden sein
„Die Frauen jenseits des Flusses“ von Kristin Hannah – Literatur 11/24
Die zärtlichen Geister
„Wir Gespenster“ von Michael Kumpfmüller – Textwelten 11/24
Zurück zum Ursprung
„Indigene Menschen aus Nordamerika erzählen“ von Eldon Yellowhorn und Kathy Lowinger – Vorlesung 10/24
Nachricht aus der Zukunft
„Deadline für den Journalismus?“ von Frank Überall – Literatur 10/24
Eine Puppe auf Weltreise
„Post von Püppi – Eine Begegnung mit Franz Kafka“ von Bernadette Watts – Vorlesung 10/24
Risse in der Lüneburger Heide
„Von Norden rollt ein Donner“ von Markus Thielemann – Literatur 10/24
Förderung von Sprechfreude
„Das kleine Häwas“ von Saskia Niechzial, Patricia Pomnitz und Marielle Rusche – Vorlesung 10/24
Kampf den weißen Blättern
Zwischen (Auto-)Biografie und Zeitgeschichte – ComicKultur 12/24
Comics über Comics
Originelle neue Graphic Novels – ComicKultur 11/24
Krawall und Remmidemmi
Begehren und Aufbegehren im Comic – ComicKultur 10/24