Arlo & Spot
USA 2015, Laufzeit: 95 Min., FSK 6
Regie: Peter Sohn
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Atemberaubend animiertes Dinoabenteuer
Unendliche Weiten
„Arlo & Spot“ von Peter Sohn
Was ist denn da momentan mit Pixar los? Erst kürzlich überraschten sie mit dem Animationsabenteuer „Alles steht Kopf“, das sich zum einen visuell zurückhielt und zum anderen aufgrund der Komplexität vordergründig an ein erwachseneres Publikum richtete. Und jetzt „Arlo & Spot“, ein Dinosaurierabenteuer, das inhaltlich mehr disneylike nicht sein kann. Klar, Disney hat die Pixar-Studios längst geschluckt. Pixar, die konstante Oscar-Schmiede, die den Animationsfilm um die Jahrtausendwende revolutionierten. Die den konkurrierenden Animationsfilmen immer einen Schritt voraus waren und den digitalen Trickfilm salonfähig machten für Jung und für Alt. Alle Altersgruppen staunten und lachten über „Toy Story“, „Monster AG“, „Wall·E“ & Co. Das nahm auch nach der Übernahme durch Disney keinen Abbruch, auch wenn man sich seitdem wiederholt auf Fortsetzungen festschoss. Stellte nun „Alles steht Kopf“ noch eine Emanzipation von der disneyschen, familientauglich märchenhaften Ausrichtung dar, so ist „Arlo & Spot“ so sehr Disney wie noch kein Pixar-Werk zuvor. Und trotzdem: Auch die Großen werden hier staunen. Und wie!
Denn dieser Animationsfilm ist audiovisuell schlichtweg eine Offenbarung. Die Handlung ist angesiedelt auf unserer Erde vor 65 Millionen Jahren. Die Welt aber steht Kopf: Der Film will nämlich, dass der Meteorit, der das Ende der Dinosaurier einläutete, den Planeten verfehlt. Die Tiere überleben. So auch Arlo, ein Apatosaurus-Junges, das dritte und schwächste von drei Geschwistern, die hier zu Anfang putzig aus den Eiern schlüpfen. Die Dinos betreiben Ackerbau, so wie eigentlich nach unserer Geschichtsschreibung die Menschen. Letztere indes sind in dieser Parallelwelt noch verwildert und laufen auf allen Vieren. So auch das kleine Menschenkind Spot. Der macht sich am Mais-Silo der Dinofamilie zu schaffen, Arlo jagt ihn, beide plumpsen in den Fluss, den Rest kennen wir aus zahlreichen Disney-Abenteuern: Die Überwindung von Ängsten, das Erwachen einer Freundschaft, die Rückkehr des Verschollenen in den Kreis der Familie. So weit, so konventionell. Originell ist dabei die verkehrte Welt, mit der die Geschichte augenzwinkernd spielt und die selbst vor kopfstehenden Filmzitaten keinen Halt macht. Genial aber ist die Animation der Naturkulisse. Denn so etwas gab es auf der Leinwand schlichtweg noch nicht zu sehen.
Anders als der genreverwandte „Ice Age“, der es sich leicht machte und auf schneeweiße oder detailarme Hintergründen setzte, versetzt Pixar seine Helden in eine atemberaubend wirklichkeitsnahe Szenerie: Die Zeichnung von Wasserfluten bis zum Wassertropfen, von Bergpanoramen, Wäldern, Blättern oder Wolken ist ein Fest für die Augen. Regisseur Peter Sohn setzt fundamental auf eine realistische Darstellung und Detailtreue, sei es in der direkten Umgebung seiner Figuren als auch in kilometerweiter Entfernung. Undendliche Weiten aus allen Perspektiven. Als Grundlage dienten den Filmemachern dabei Satellitenbilder. Der Rest sind eine revolutionäre Rendertechnik, immense Speicherkapazität und Details in drei Dimensionen, die in nie dagewesener Fülle und Variantenreichtum die Welt abbilden.
Visuell einziges Manko bleibt dabei die Darstellung der Lebewesen. Die nämlich, insbesondere ihre Gesichter, sind so gar nicht naturalistisch. So bewegt sich Arlo in diesem leinwandsprengenden Umfeld wie dereinst Eliott, das Schmunzelmonster im gleichnamigen, teilanimierten Realfilm von 1977. Ein Bruch, der sich bisher vergleichsweise gesund durch alle Pixar-Produktionen zieht. Ein Bruch, der einstmals bewusst gesetzt wurde, weil man früh erkannte, dass animierte Lebewesen, je wirklichkeitsnäher sie gezeichnet sind, beim Zuschauer Befremdung hervorrufen. Angesichts der Möglichkeiten, die „Arlo & Spot“ nun unter Beweis stellen, ist es vielleicht an der Zeit, diese Entscheidung neu zu überdenken.
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