Bronson
GB 2008, Laufzeit: 92 Min., FSK 16
Regie: Nicolas Winding Refn
Darsteller: Tom Hardy, Matt King, James Lance, Amanda Burton
When will I be famous?
Matt513 (258), 15.08.2013
Erinner mich, wie die Filminfo ca. 2009 an mir vorbeisauste. Ein Knastbruder, der sich irgendwann für Charles Bronson hielt. Ja und, dachte ich, surfte weiter und wußte es nicht besser. Und hätte mit meiner Einschätzung richtig gelegen, wenn's ein anderer Regisseur gewesen wäre. Aber es ist Refn. Und er läßt mal wieder nichts aus. Nichts. Man sollte zu Abend gegessen haben, bevor man sich dieses Teil hier reinzieht.
Bronson ist die wahre Geschichte des chronischen Gewalttäters Michael/Charles aus der Ich-Perspektive, der mangels anderer Talente seine kriminelle Karriere als einzige Möglichkeit begriff ‚berühmt‘ zu werden. Psychisch irgendwo zwischen Narzißmus, Schizophrenie und Sarkasmus verortet, was von Refn ausgesprochen sehenswert umgesetzt wird. Mal Michael/Charles' Innenansichten als abstruse Stand-up-Comedy-Auftritte, mal Ansichten seiner üblichen Umgebung - Einzelzellen oder die Irrenanstalt.
Obwohl Refn sich hier schon treu bleibt, mußte ich bei den Gefängnisszenen an Uhrwerk Orange denken, was auch an der saftigen Orchestermusik lag (Siegfrieds Beerdigungsmarsch sowie The Dambusters; sehr hübsch :)). Mit seiner krassen, metaphorischen Bildersprache, der Musik als eigenständigem ästhetischen Mittel sowie seiner Fähigkeit, die Welt als unwirklichen Ort voller sprungbereiter Gewalt zu zeichnen, bewegt er sich auf den Spuren Kubricks. Das Burleske, Rotsamtene sowie die dekadenten Dialoge später in Onkel Jacks Salon hingegen, das erinnert an Lynch. Insgesamt wirkte der Film auf mich nicht so durchkomponiert (`ist positiv gemeint) wie seine neueren Filme. Könnte sein, daß Refn noch dabei war, seinen Stil zu finden.
Nicht nur äußerlich, auch innerlich sitzt die Hauptfigur permanent im Knast. Das lebenslange Ringen mit der Obrigkeit bebildert Refn als visuellen Parforceritt. Der Film ist in mehrfacher Hinsicht düster – Abgründe des menschlichen Wesens, die geradezu hilflos wirkende Repression des Staates dagegen. Brillant: Tom Hardy, der in der Rolle bis zur Unkenntlichkeit aufgeht. Seine Leistung hätte mehr Beachtung verdient gehabt. Ein sehr sehenswertes, schonungsloses Zwischenwerk Refns, das seinen weiteren Schaffensweg vorzeichnete.
„Einen Körpertausch würde ich nicht gerne machen“
Jonas Dassler über „Aus meiner Haut“ – Roter Teppich 02/23
Der Geschmack der kleinen Dinge
Start: 9.2.2023
Die Aussprache
Start: 9.2.2023
Wo ist Anne Frank
Start: 23.2.2023
Empire of Light
Start: 2.3.2023
Tár
Start: 2.3.2023
Die Fabelmans
Start: 9.3.2023
The Ordinaries
Start: 30.3.2023
Herbstzeit – Kinozeit
European Arthouse Cinema Day – Festival 11/22
Indiana Jones und der Ruf des Schicksals
Start: 29.6.2023
Barbie
Start: 20.7.2023
Oppenheimer
Start: 20.7.2023
„Ich wollte das damalige Leben erfahrbar machen“
Maggie Peren über „Der Passfälscher“ – Gespräch zum Film 10/22
„Ich brauche die Institution der Ehe nicht“
Iris Berben über „Der Nachname“ – Roter Teppich 10/22
„Ich wollte das Geheimnis seiner Kunst ergründen“
Regina Schilling über „Igor Levit – No Fear“ – Gespräch zum Film 10/22
„Heimat sind für mich meine Familien“
Charly Hübner über „Mittagsstunde“ – Roter Teppich 09/22
„Migration wird uns noch lange beschäftigen“
Louis-Julien Petit über „Die Küchenbrigade“ – Gespräch zum Film 09/22
„Das ist ein Film für die ganze Familie“
Dimitrij Schaad über „Die Känguru-Verschwörung“ – Roter Teppich 08/22
„Die Wüste ist ein dritter Charakter im Film“
Stefan Sarazin über „Nicht ganz koscher – Eine göttliche Komödie“ – Gespräch zum Film 08/22
Endlich wieder gemeinsam feiern
Sommer-Branchentreff 2022 in der Wolkenburg – Foyer 06/22
„Ich brauche meine Ordnung und meine Strukturen“
Daniel Sträßer über „Alles in bester Ordnung“ – Roter Teppich 06/22
Feministische Gegennarrative
Das Internationale Frauen* Film Fest kehrt zurück ins Kino – Festival 03/22
Beim Filmemachen zugucken
Das 2. Japanese Film Festival – Festival 02/22
Vom Kleinen zum ganz Großen
„Stranger than Fiction“ traut sich was – Festival 02/22
„Diese Generationenkonflikte kennen viele“
Katharina Marie Schubert über „Das Mädchen mit den goldenen Händen“ – Gespräch zum Film 02/22
Sie sind zur Zeit nicht auf der Website angemeldet.
Melden Sie sich hier an, um einen Beitrag zu schreiben.