War Dogs
USA 2016, Laufzeit: 115 Min., FSK 12
Regie: Todd Phillips
Darsteller: Miles Teller, Jonah Hill, Bradley Cooper
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Actionreiches Spaßdrama über das Waffengeschäft
Verhoben
„War Dogs“ von Todd Phillips
2005, Miami. David (Miles Teller, „Whiplash“, „Die Bestimmung“) ist Anfang zwanzig und abgebrannt, der Sprung in die Selbständigkeit ging tüchtig schief. Als er seinen alten Kumpel Efraim (Jonah Hill, „The Wolf of Wall Street“) trifft, ergeben sich neue berufliche Chancen – David greift zu. Efraim verkauft Waffen im Internet. Weltweit, in großen Mengen. Anfangs hat David noch Gewissensbisse. Aber die schwangere Freundin will versorgt werden. Und dafür wird sie zur Not auch belogen. Die beiden Kiffer steigen also ein ins ganz große Geschäft, werden reich und sich dabei, das prophezeit der Film gleich zu Beginn, mächtig verheben.
Ein zynischer Off-Kommentar, gewissenlose Protagonisten, der schnittig montierte, actionreiche und bunte, flapsige Anstrich des Waffenschiebergeschäfts: „War Dogs“ könnte glatt als Nachfolger von „Lord of War“ durchgehen. Letzterer allerdings hatte noch eine Haltung. Damit tut sich „War Dogs“ schwer. Das Problem: Während sich Efraim zunehmend als hinterlistiger Schurke entpuppt, sympathisiert man zunehmend mit David, der in die Sache mit naivem Gottvertrauen hinein stolpert. Nur vergisst man dabei, dass auch der Good Boy, getrieben von Profitgier, Blut und Tod über die Menschen bringt. „Lord of War“ zeigte noch in einer spektakulären Einstellung, wo die Ware des Helden am Ende landet: Im Kopf eines Kindes. Nein, dieser David bleibt sympathisch. Und statt ihn zu verfluchen, erwischt man sich dabei, ihm die Daumen zu drücken, dass er am Ende einigermaßen gimpflich und möglichst vermögend aus der Sache heraus kommt. Aus dem Täter wird ein Opfer. Ein Ansatz, dem wir in der politischen Realität zur Genüge begegnen und den man nicht noch unkritisch behandelt auf der großen Leinwand braucht.
Nun, Regisseur Todd Phillips inszenierte Komödien wie „Hangover“ 1-3 und „Stichtag“, da liegt es nahe, dass er sich für diese Sichtweise entscheidet und die Geschichte, die auf wahren Ereignissen beruht, ohne kritischen Blick für ein großes, junges – oder besser: infantiles Publikum inszeniert. Vielleicht ist der Regisseur, der fürs Partykomödien-Update verdient gefeiert wurde, schlichtweg fehlbesetzt. David und Efraim mögen noch so infantil sein und erfüllt von Größen- und Erfolgswahn. Nur eines sind sie nicht: wahre Freunde – die Grundlage von Todd Phillips‘ größten Erfolgen. Darstellerisch überzeugt das durchaus, und Phillips inszeniert mit bewährter Leichtigkeit. Cool, flott, frech, mit augenzwinkerndem Einsatz von Liedgut aus Pop, Rock und Klassik berieselt uns dieses Spaßdrama. Doch ist dieser Ansatz dem Thema angemessen? Einzig der Soundtrack, komponiert von Cliff Martinez („Drive“), versucht gelegentlich, dem Werk noch etwas Tiefe und Nachdenklichkeit überzustülpen, beschallt gelungen den Sog des Business und die Magie der Verheißung. Immerhin. Zugleich wirkt er damit recht verloren.
Der Versuch Hollywoods, sich dem Themenkomplex Krieg und Waffengeschäften mit Humor zuzuwenden, geht in letzter Zeit verstärkt schief („Whiskey Tango Foxtrot“, „Rock the Kasbah“). Weil man zynisch sein will, es sich aber in letzter Konsequenz nicht traut. Weil man provozieren möchte, dabei aber political correct bleiben will. Weil man einen kritischen Film machen möchte, zugleich aber ein großes Publikum bedienen. Weil man Stiche setzen will, sich aber zugleich anbiedert. Das sind zu viel der Kompromisse. Satire aus Hollywood will heutzutage in seichtem Feel Good gebettet sein. Nur ist sie dann vor allem eines nicht mehr: Satire.
(Hartmut Ernst)
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