80 Millionen
Polen 2011, Laufzeit: 102 Min.
Regie: Waldemar Krzystek
Die netten Leute von der Staatssicherheit
Matt513 (259), 20.10.2013
Aus wahren Episoden während des polnischen Gewerkschaftsaufstands hat das Autorenduo Konopka/Krzystek einen ansehnlichen Film geschaffen, in dem die Spitze der Solidarność das Gewerkschaftsvermögen vor dem Zugriff des Staatsapparats zu sichern sucht. Daraus bezieht der Film seinen Namen - es geht um 80 Millionen Złoty.
Im Film stellt den jungen Solidarność-Funktionären der Staatssicherheitsdienst nach. Den Gesichtern nach unterscheiden sich die Gegner kaum, was eine anwesende ausländische Journalistin sogar explizit so anmerkt. Dies ist ein wichtiges Element; in der Realität ging die Korrumpierung der Gesellschaft so weit, daß man 'rein äußerlich' kaum unterscheiden konnte, wer Freund und wer Feind war. Regisseur Krzystek schießt hier jedoch übers Ziel hinaus. Seine Stasi ist viel zu menschlich, ja fast sympathisch geraten. Dialoge und Verfolgungsjagden haben bisweilen was von Slapstick, was den Film dort unpassenderweise in die Nähe einer Komödie rückt (häufiges Gelächter im Publikum). Da hätte ich mir viel deutlicher die stumpfe Fratze eines ungreifbaren Überwachungsstaats gewünscht, so wie dies z.B. in Das Leben der Anderen gelungen ist. Im Foyer war nach dem Film ähnliches zu vernehmen: In Wirklichkeit sei alles viel schlimmer gewesen. Auch die melodramatischen Momente in den Massenszenen haben gestört. Es ist ja zu verstehen, daß den Polen die Darstellung ihres Freiheitskampfes eine Herzensangelegenheit ist, aber Himmel – müssen denn bei sowas immer die üblichen Stereotypen des Kinos bemüht werden?
Grundsätzlich werden Filme wie dieser wieder wichtig, damit jedem klar wird, was für Sauereien totalitäre Regimes mit den Bürgern, ihrer Freiheit sowie der Wahrheit allgemein anzustellen imstande sind. Gerade in Zeiten, wo in Deutschland die DDR als 'eigentlich doch gar nicht so schlimm' verniedlicht wird und die Totalüberwachung des Bürgers sowie die Abschaffung der Demokratie auf leisen Sohlen vorankommt. Krzystek ist es gelungen, ein wichtiges Stück europäische Geschichte fürs Publikum einzufangen. Bloß an einer konsequenteren filmischen Umsetzung hat es mir gefehlt.
Olfas Töchter
Start: 18.1.2024
„Ich muss an das glauben, was ich filme“
Denis Imbert über „Auf dem Weg“ – Gespräch zum Film 12/23
Sieben Spitzenprämien-Gewinner
Kinoprogrammpreis-Verleihung in der Wolkenburg – Foyer 11/23
Kino galore
European Arthouse Cinema Day 2023 – Festival 11/23
„Zufriedenheit ist eine innere Einstellungssache“
Stefan Gorski über „Ein ganzes Leben“ – Roter Teppich 11/23
„Wir müssen begreifen, wozu wir fähig sind“
NRW-Premiere „Die Mittagsfrau“ im Kölner Cinenova – Foyer 10/23
„Diese Geschichte ist eine Warnung an das Heute“
Mala Emde über „Die Mittagsfrau“ – Roter Teppich 10/23
„Ich fühle mich oft als Außenseiter“
Teo Yoo über „Past Lives – In einem anderen Leben“ – Roter Teppich 08/23
„Das Leben ist im Doppel einfacher zu meistern“
Burghart Klaußner über „Die Unschärferelation der Liebe“ – Roter Teppich 07/23
„Petzold hat einen Reichtum an Anekdoten“
Enno Trebs über „Roter Himmel“ – Roter Teppich 04/23
„Ich hatte bei diesem Film enorm viel Glück“
Tarik Saleh über „Die Kairo Verschwörung“ – Gespräch zum Film 04/23
Mysteriöses auf schottischem Landsitz
„Der Pfau“ im Cinedom – Foyer 03/23
„Emotionen kochen hoch und Leute entblößen sich“
Lavinia Wilson über „Der Pfau“ – Roter Teppich 03/23
Alle Farben der Welt
37. Teddy-Award-Verleihung bei der 73. Berlinale – Foyer 02/23
Drei NRW-Filme im Berlinale-Wettbewerb
20. NRW-Empfang im Rahmen der 73. Berlinale – Foyer 02/23
Hochwertiges deutsches Filmschaffen
Verleihung des Preises der Deutschen Filmkritik 2022 auf der Berlinale – Foyer 02/23
„Einen Körpertausch würde ich nicht gerne machen“
Jonas Dassler über „Aus meiner Haut“ – Roter Teppich 02/23
Herbstzeit – Kinozeit
European Arthouse Cinema Day – Festival 11/22
How to have sex
Start: 7.12.2023
The Dive
Start: 7.12.2023
Wie wilde Tiere
Start: 7.12.2023
Perfect Days
Start: 21.12.2023
Lola
Start: 28.12.2023
Der Junge und der Reiher
Start: 4.1.2024
Poor Things
Start: 18.1.2024
Sie sind zur Zeit nicht auf der Website angemeldet.
Melden Sie sich hier an, um einen Beitrag zu schreiben.