Civil War
USA 2024, Laufzeit: 109 Min., FSK 16
Regie: Alex Garland
Darsteller: Kirsten Dunst, Wagner Moura, Nick Offerman
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Brisante Antikriegs-Dystopie
Death of a Nation
„Civil War“ von Alex Garland
Der englische Regisseur Alex Garland („Auslöschung“, „Men“) hat seinen neuesten Film „aus einer Mischung von Angst und Besorgnis heraus geschrieben“. Und aus einer Frustration heraus, die während des Drehs noch zugenommen hat. So manche Zeitgenos:innen haben das Bild auch schon vor Augen, Garland bannt das Szenario nun auf die Leinwand: Die USA befinden sich im Bürgerkrieg. Der ist zu Beginn des Films bereits ein gutes Stück fortgeschritten, das FBI wurde aufgelöst, der Präsident steht in seiner dritten (!) Amtszeit und schwadroniert vor den Kameras vom größten Sieg der Menschheitsgeschichte. Tatsächlich jedoch rücken die gegnerischen „Western Forces“, eine Allianz der Staaten Texas und Kalifornien, den Regierungstruppen empfindlich nahe. Im Land: Straßenkampf, Zerstörung, Anarchie. Mitten drin: Die etablierte Kriegs-Fotografien Lee (Kirsten Dunst). Sie plant, mit ihrem Kollegen Joel (Wagner Moura) 570 Meilen nach Washington D.C. zu reisen, um dem Präsidenten ein letztes Interview vor der absehbaren Niederlage abzuringen. Kurzfristig gesellen sich noch der gestandene Journalist Sammy (Stephen McKinley Henderson) und die junge Nachwuchs-Fotografin Jessie (Cailee Spaeny, „Priscilla“) dazu. Der Weg führt durch Abgründe – und hinterlässt Journalisten, die den Kern ihrer Arbeit in Frage stellen. Eine Einsicht, die Lee tief erschüttert
Dabei geht Lee, die gestandene Journalistin, längst routiniert und zynisch ihrem Tagewerk nach, Gefahr wittert sie wie eine kriegserfahrene Soldatin. Tief in ihr drin aber brodelt es. Existenziell. Lee ist durch die Krisengebiete der Welt gereist, hat die Schrecken dort, die Menschen anderen Menschen antun, fotografiert. Um den Menschen daheim ihre Bilder aus der Ferne vor Augen zu halten. Jetzt fragt sie sich, warum das alles nichts gebracht hat. Jetzt, wo ihre eigene Heimat Kriegsgebiet ist. Jessie will von ihr wissen, welche Fragen sie als Foto-Journalistin stellen soll. „Wir fragen nicht“, antwortet Lee, „wir halten fest, damit andere fragen.“ Wie es scheint, haben zu wenige Fragen gestellt. Hinterfragt. Jetzt bringen sie sich gegenseitig um. Und Jessie muss derweil lernen, inwiefern ein inszeniertes Bild der Wahrheit näher kommt. Und welches Opfer ein Foto wert ist.
Auch „Civil War“ ist Mahnung, ist in jeder Sekunde Abbild von „Angst und Besorgnis“. Ein Antikriegsfilm. So wie „Im Westen nichts Neues“, nicht von ungefähr seinerzeit vielerorts verboten, zu wenig Fragen aufwerfen konnte, um als Anti-Kriegsfilm den Beginn des Zweiten Weltkriegs zu beeinflussen. Wie machtlos kann Journalismus sein, die Kunst, ein Spielfilm?
Fragen, die Garland stellt. Und die er rund um seinen Hauptplot drapiert: Wie eine einstmals stolze Nation zerbricht, sich selbst in Trümmer legt. Schonungslos, ungeschönt und keine Spur heroisch führt Garland seinen Diskurs als Roadmovie entlang Häuserkampf, Panzerschlacht, Flüchtlingslager, Massengrab und Folter. Seine geprüften Pressevertreter bewegen sich durch permanente Todeszonen, nicht alle werden die Reise überleben. Wenn sie blutiger Willkür, Anarchie und Wahnsinn ausgesetzt werden, wenn sie unachtsam sind. Garland beschönigt nichts. Sein Film trifft in die Magengrube und regt dabei den Kopf an. Und wirft Fragen auf. Vielleicht. Eventuell. Hoffentlich.
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