Mein Platz ist hier – Il mio posto è qui
Deutschland, Italien 2024, Laufzeit: 110 Min.
Regie: Cristiano Bortone, Daniela Porto
Darsteller: Marco Leonardi, Ludovica Martino, Annamaria De Luca
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Facettenreiches Plädoyer für Eigenständigkeit
Ersatzfamilien
„Mein Platz ist hier” von Daniela Porto und Cristiano Bortone
Kalabrien in Italien im Jahr 1940: Das junge Glück zwischen Marta (Ludovica Martino) und ihrem Freund Michele (Francesco Aricò) ist nur von kurzer Dauer, denn der junge Mann wird als Soldat in den Zweiten Weltkrieg eingezogen. Marta bekommt einen Sohn von ihm, aber fällt im Laufe der Jahre auch innerhalb ihrer eigenen Familie in Ungnade, weil sie nicht verheiratet ist. Michele kommt aus dem Krieg auch nicht mehr zurück. Da nimmt die Familie gerne das Angebot des Witwers Gino (Antonino Sgrò) an, Marta zu heiraten und sich auch mit um den kleinen Michelangelo (Edoardo Malerba) zu kümmern. Widerwillig stimmt auch die Braut in spe zu. Während sie sich mit Lorenzo (Marco Leonardi), dem Assistenten des Pfarrers, auf die bevorstehende Hochzeit vorbereitet, erhält sie plötzlich vollkommen neue Blickwinkel auf das Leben. Lorenzo ist homosexuell und hat seine Träume aufgegeben, um in dem kleinen Dorf zu leben, wo er zwar nicht respektiert, aber immerhin irgendwie geduldet wird. Lorenzo erkennt, dass mehr in Marta steckt, dass sie sehr gerne ein selbstbestimmtes Leben führen und auch einen Beruf ausüben würde. Aber ihr zukünftiger Ehemann ist in dieser Hinsicht genauso konservativ und unbelehrbar wie Martas Eltern. Trost und Zuspruch findet sie bei Lorenzo und bei Dora, der Mutter ihrer großen Liebe Michele.
Daniela Porto hat hier gemeinsam mit ihrem Ehemann Cristiano Bortone ihren eigenen Roman für die Leinwand adaptiert und dabei auch zum ersten Mal (Co-) Regie geführt. Den beiden Filmemachern ist es dabei hervorragend gelungen, die 1940er Jahre in einer ländlichen Region Italiens detailreich wieder zum Leben zu erwecken. Nicht nur das Setting und die Kostüme stimmen, sondern auch die geistige Unreife der Menschen in jener Zeit. Viele unter ihnen sind noch Faschisten oder erzkatholisch, verdammen das gerade möglich gewordene Frauenwahlrecht als unnötigen Luxus und wollen nichts mit der kommunistischen Partei zu tun haben, die Marta allerdings dabei hilft, ihren Lebenstraum Realität werden zu lassen. Hinzu kommen die patriarchalen Strukturen innerhalb der Familien, die Frauen dazu verdammen, es ihren Ehemännern stets recht zu machen und keine eigene Meinung zu haben. Der homosexuelle Lorenzo mit seinem ungewöhnlichen Lebensstil scheint da nicht so recht hineinzupassen, und doch gibt es im Dorf einige verheiratete Männer, die sich gerne heimlich mit ihm am Abend treffen. Dieses komplexe Geflecht aus vielen diskussionswerten Themen hat Daniela Porto geschickt zu einer mitreißenden Geschichte verdichtet, in der eine junge Frau im Mittelpunkt steht, die diese Ungerechtigkeiten nicht länger hinnehmen möchte und mehr zu erreichen versucht in ihrem Leben. Herausgekommen ist dabei ein starkes Plädoyer für Selbständigkeit und gegen ein fremdbestimmtes Leben, das lediglich dazu dienen soll, die gesellschaftlichen Konventionen zu befriedigen. Mitreißend gespielt und mit wunderbaren Bildern durchweg überzeugend eingefangen.
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