Men & Chicken
Deutschland, Dänemark 2014, Laufzeit: 109 Min., FSK 12
Regie: Anders Thomas Jensen
Darsteller: Mads Mikkelsen, David Dencik, Nikolaj Lie Kaas
>> www.menandchicken-derfilm.de/
Ein Besuch auf Dr. Moreaus Insel
Tancredi (12), 01.08.2015
H.G. Wells veröffentlichte 1896 einen kurzen Roman mit dem Titel "The Island of Dr. Moreau". Edward Prendick, der Ich-Erzähler, erleidet Schiffbruch und wird auf eine namenlose Vulkaninsel verschlagen. Dort führen der Chirurg Dr. Moreau und sein Assistent grausame Tierversuche durch. Mithilfe fortgeschrittener Operationstechnik setzt Dr. Moreau aus verschiedenen Tieren neue Wesen zusammen, die aufrecht gehen und sprechen können. Durch Erziehung sollen sie "vermenschlicht" werden.
Im Film reisen die Brüder Gabriel und Elias auf eine abgelegene dänische Insel, um nach ihrem Vater, Emilio Thanatos (grch. für Tod) zu suchen. Der war einst ein berühmter Biologe, bis er aus der wissenschaftlichen Community ausgestoßen wurde. In einem stillgelegten Sanatorium finden die beiden zunächst drei weitere Brüder, Gregor, Josef und Franz (Anspielung auf Kafka ?!) und später auch ihren Vater, der aber bereits tot ist und vermodert im Bett liegt.
Im Verlauf des Film wird das dunkle Familiengeheimnis gelüftet: Um seiner eigenen Zeugungsunfähigkeit abzuhelfen, hat Thanatos seinem Samen die Gene verschiedener Tiere beigemischt. Das Experiment gelang (fünf Söhne), wenn auch die "Leihmütter" bei der Geburt jeweils starben. So trägt jeder der Brüder Tiergene in sich, und so erklären sich auch ihre ausgeprägten Ticks. Gabriel, der Eulenmensch und zivilisierteste der fünf, versucht seine Brüder zu mehr Sauberkeit und aggressionsärmerem Verhalten zu erziehen.
Man kann das Sanatorium als eine Miniaturausgabe der menschlichen Gesellschaft ansehen (schließlich entdeckte Darwin unsere tierischen Vorfahren) und die Erziehung der Brüder als Kurzfassung des Zivilisationsprozesses. Das macht den Film, bei aller augenscheinlichen Komik, zu einem abgründigen Blick in den Spiegel. Am Ende der Geschichte finden die Brüder sogar Frauen (aus dem Altersheim) und haben Kinder mit ihnen (vielleicht mit Hilfe der wissenschaftlichen Entdeckungen ihres Vaters?)
Ist der Film nun ein Plädoyer für das Lebensrecht einer jeden Kreatur? Oder der schräge Blick auf die Menschheit als eine Ansammlung von Freaks? Was hat er uns über Reproduktionsmedizin zu sagen? Der Zuschauer entscheide selbst.
Edward Prendick jedenfalls, nach seiner Flucht von der Insel und Rückkehr nach England, traut seinen zivilisierten Landsleuten nicht mehr so recht und zieht sich in ein Landhaus zurück. Dort schöpft er Trost aus der Betrachtung der unbelebten Natur.
Endlich wieder gemeinsam feiern
Sommer-Branchentreff 2022 in der Wolkenburg – Foyer 06/22
„Ich brauche meine Ordnung und meine Strukturen“
Daniel Sträßer über „Alles in bester Ordnung“ – Roter Teppich 06/22
Feministische Gegennarrative
Das Internationale Frauen* Film Fest kehrt zurück ins Kino – Festival 03/22
Beim Filmemachen zugucken
Das 2. Japanese Film Festival – Festival 02/22
Axiom
Start: 30.6.2022
Corsage
Start: 7.7.2022
Rifkin’s Festival
Start: 7.7.2022
Mission: Joy – Zuversicht & Freude in bewegten Zeiten
Start: 21.7.2022
Alcarràs – Die letzte Ernte
Start: 11.8.2022
Nope
Start: 11.8.2022
Die Zeit, die wir teilen
Start: 31.8.2022
Freibad
Start: 1.9.2022
Three Thousand Years of Longing
Start: 1.9.2022
Dancing Pina
Start: 15.9.2022
Vom Kleinen zum ganz Großen
„Stranger than Fiction“ traut sich was – Festival 02/22
„Diese Generationenkonflikte kennen viele“
Katharina Marie Schubert über „Das Mädchen mit den goldenen Händen“ – Gespräch zum Film 02/22
„In der Geschichte geht es um Machtverhältnisse“
Bettina Oberli über „Wanda, mein Wunder“ – Gespräch zum Film 01/22
Zwischen Vakuum und Aufbruch
Kinoheldinnen #4: Ostdeutsche Regisseurinnen – Portrait 11/21
Arthaus-Werbung mit Mehrwert
Der 6. European Arthouse-Cinema Day – Festival 11/21
„Der Stoff ist genau an den Richtigen geraten“
Albrecht Schuch über „Lieber Thomas“ – Roter Teppich 11/21
„Gustave Eiffel war seiner Zeit voraus“
Martin Bourboulon über „Eiffel in Love“ – Gespräch zum Film 11/21
„Wir wollten kein langweiliges Biopic machen“
Regisseur Andreas Kleinert über „Lieber Thomas“ – Gespräch zum Film 11/21
„Richtiges Thema zur richtigen Zeit“
Sönke Wortmann über „Contra“ – Gespräch zum Film 10/21
Mutter der Actionheldinnen
Kinoheldinnen (3): Die Produzentin Gale Anne Hurd – Portrait 10/21
„Wie spricht man mit einem Kind über den Tod?“
Uberto Pasolini über „Nowhere Special“ – Gespräch zum Film 10/21
Sie sind zur Zeit nicht auf der Website angemeldet.
Melden Sie sich hier an, um einen Beitrag zu schreiben.