Minari – Wo wir Wurzeln schlagen
USA 2020, Laufzeit: 115 Min., FSK 6
Regie: Lee Isaac Chung
Darsteller: Steven Yeun, Ye-Ri Han, Alan S. Kim
>> minari-derfilm.de/
Familiendrama über koreanische Einwanderer
Entwurzelt
„Minari – Wo wir Wurzeln schlagen“ von Lee Isaac Chung
USA, in den 1980er Jahren: Familie Yi – das sind die Eltern Jacob und Monica sowie die Tochter Anne und der siebenjährige David – versucht einen Neustart in Arkansas. In Kalifornien hatten sich die koreanischen Einwanderer als billige Landarbeiter verdingt, indem sie männliche von weiblichen Küken trennen. Jacob will nun ein besseres Leben für sich und seine Familie und hat in Arkansas ein Stückchen Land mit einem Trailer gekauft. Monica ist wenig begeistert, denn der Trailer wirkt wenig einladend und das Land muss noch aufwändig bewirtschaftet werden – im Moment ist da nur eine große, wilde Wiese. Doch die beiden einigen sich schließlich darauf, einen Versuch zu starten. Zum Ausgleich holen sie Monicas Mutter Soon-ja aus Korea zu sich.
In den letzten Jahren kamen einige Filme von Kindern asiatischer Migranten in den USA in die Kinos. Mitunter ist die eigene Herkunft überhaupt kein Thema in den Filmen, wie in dem aktuell mit 6 Oscars überschütteten „Nomadland“ von Chloé Zhao und mit Frances McDormand in der Hauptrolle, der im Juli unser Film des Monats ist. Einige Filme wie der letztjährige „The Farewell“ von Lulu Wang thematisieren ganz deutlich die Zerrissenheit zwischen den Kulturen, andere den Rassismus, der den Migranten in den USA entgegenschlägt. Wieder andere Filme wie „Driveways“ von Andrew Ahn, der im letzten Herbst gestartet ist, oder eben auch „Minari“ von Lee Isaac Chung lassen diese Themen nur zaghaft durchscheinen. Im Gegenteil: Auffällig ist in „Minari“, dass die ländlichen Nachbarn allesamt überraschend freundlich zu der zugezogen Familie sind. Die aus bekannten Konflikten und anderen Filmen entstandene Erwartungshaltung, dass jeden Augenblick der Hass der Einheimischen über die Zugewanderten hereinbrechen müsste, wird in „Minari“ regelmäßig ausgebremst. Eines ist all den jüngeren Filmen von asiatisch Zugewanderten aber gemein: Im Fokus der Filme steht die Familie mit all ihren inneren Konflikten.
So erzählt auch „Minari“ in ruhigen Bildern vor allem von dem Kampf der Familie mit dem harten Leben auf dem Land und den Problemen, die die Familienmitglieder untereinander haben. Wir sehen einen stoischen Vater, der seiner Familie etwas Besseres bieten möchte und dabei mitunter deren eigentliche Bedürfnisse übersieht; die Kinder, die sich nur schwer in die neue Umgebung einfinden und unter dem Mangel an sozialen Kontakten leiden, eine Mutter, die versucht, alles zusammen zuhalten, eine skurrile Oma, die einerseits vermittelt, andererseits als Katalysator für die Konflikte fungiert. Alle meinen es gut, und doch finden sie nur schwer zueinander. Lee Isaac Chung erzählt seine autobiografisch geprägte, für 6 Oscars nominierte Geschichte (den Oscar für die beste Nebendarstellerin hat am Ende Yoon Yeo-jeong für die Darstellung der Oma gewonnen) weitgehend undramatisch sowohl in der Enge des Trailers als auch der weite der amerikanischen Landschaft.
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