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Monsoon Wedding
Indien 2001, Laufzeit: 119 Min.
Regie: Mira Nair
Darsteller: Naseeruddin Shah, Lillete Dubey, Shefali Shetty, Vasundra Das, Parvin Dabas, Vijay Raaz, Tilotama Shome, Rajat Kapoor, Neha Dubey

Große Hochzeitszeremonien sind ein dankbares Sujet für Kinofilme. Das beste, leider sträflich verkannte Werk aus diesem Genre ist Robert Altmans "Eine Hochzeit" von 1978. Nun ist Altman als unbestrittener Meister der Mehrpersonen-Stücke von "Nashville" über "Short Cuts" bis zu seinem bei der diesjährigen Berlinale gezeigten "Gosford Park" ein Garant für genial ineinander und miteinander verflochtene, komplexe Personen- und Handlungsgeflechte. Verblüffend ist, wie jetzt die indische Regisseurin Mira Nair ("Salaam Bombay", "Kama Sutra") die Struktur des letzten Altman-Oeuvres, das in adligen Kreisen Englands um 1920 handelt, gleichsam auf Verhältnisse in ihrer Heimat-Provinz Punjab heute überträgt, obwohl sie "Gosford Park" noch gar nicht gesehen haben konnte. Wie dort lebt die Schilderung eines über mehrere Tage laufenden gesellschaftlichen Ereignisses zum einen von dem witzig und ironisch aufbereiteten Kontrast zwischen den "höheren" Kreisen der Veranstalter des Festes und den "niedrigen" Chargen, also denjenigen, die das Essen zubereiten, die Dekoration richten, die als Dienende der Willkür und den Launen der reichen "Herrenklasse" ausgeliefert sind. Zum anderen bilden der Trubel und das Riesenaufgebot an Verwandten und Bekannten stets eine hervorragende Bühne für Krisen und Kräche, Familiengeheimnisse und Offenbarungen, Intrigen und lange unterdrückten Aussprachen, die die ganze Veranstaltung so richtig schön auf Hochtouren bringen und beim Betrachter fast bis an die Schmerzgrenze Auge und Ohr übergehen lassen. Was bei Mira Nair, bedingt durch den Schauplatz, allerdings sehr viel größere Dominanz gewinnt, ist der Kontrast zwischen Tradition und Moderne als auch die Farbigkeit der Bilder und Töne. Hier treffen gleichsam Gucci und Saris in herrlichen Farben mit geballter Wucht aufeinander, junge Menschen, die mit Handys und Computern umgehen, müssen sich von ihren Eltern die Ehepartner zuweisen lassen, und im überwältigenden Soundtrack mischt sich alter und neuer Stil zu einem unnachahmlichen Klangteppich: "Banghra" und "Giddha" treffen auf "Transglobal Underground" und "Asian Dub Foundation". Irgendwann ist kein Halten mehr, und Jung und Alt stürmen auf die Tanzfläche. Man kann nicht mehr unterscheiden, ob hier ritueller indischer Tanz oder Disco-Stil praktiziert wird, die Menschen lachen und tanzen unter den farbenprächtigen Stoffbahnen, die sie vor dem rauschenden Monsoonregen schützen, und alle Affären und Romanzen, Familiendramen und Zänkereien lösen sich in Wohlgefallen auf. Ein pralles Stück Kino, eine Hymne an die globale Lust am Leben.

(Heinz Holzapfel)

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