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Lex-Barker-Portrait auf dem Cover des Bildbands
Foto: Schwarzkopf & Schwarzkopf

Nicht nur ein Cowboy

03. November 2011

Das Leben von Lex Barker im Buch – Portrait 11/11

Gerade in Deutschland ist der US-Schauspieler Lex Barker (1919-1973) untrennbar verbunden mit einer Rolle, die ihn in den 1960er Jahren zu einem der größten Leinwandlieblinge machte: Old Shatterhand. Siebenmal schlüpfte er von 1962 („Der Schatz im Silbersee“) bis 1968 („Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten“) in die Rolle des liebenswerten und doch heldenhaft-tollkühnen Wild-West-Mannes, der mit dem Indianer Winnetou (Pierre Brice) Blutsbrüderschaft schließt. Doch nicht nur in den Indianer-Verfilmungen Karl Mays wurde Lex Barker zum Aushängeschild und Kassenmagneten. Er verkörperte in Folge auch dreimal Kara Ben Nemsi, den Orienthelden des Schriftstellers, und zweimal Dr. Karl Sternau, Mays Alter Ego in den Abenteuergeschichten aus Südamerika. Ein Dutzend Filme, die sich durch ihren enormen Erfolg auf der Leinwand und ihre unzähligen Wiederholungen in den letzten vier Jahrzehnten ins Gedächtnis mehrerer Generationen eingebrannt haben.

Aber Lex Barkers Karriere umspannt wesentlich mehr als die Hauptrollen in den Eurowestern der gewieften Produzenten Horst Wendlandt und Artur Brauner. Erste Schritte vor der Kamera hatte er unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs unternommen, nachdem er sein schauspielerisches Potenzial zunächst auf der Theaterbühne ausgetestet hatte. Auf eine richtige Schauspielausbildung verzichtete er lange Jahre, bis ihm mit einer weiteren ikonischen Rolle 1949 der große Durchbruch gelang: In „Tarzan und das blaue Tal“ trat er als oberkörperfreier Dschungelbezwinger in die Fußstapfen Johnny Weissmullers, der vor ihm sechzehn Jahre lang und in zwölf Filmen Tarzan verkörpert hatte. Der Popularitätsschub überzeugte den aus wohlhabenden Verhältnissen stammenden Autodidakten, doch mal mit Hilfe einer Schauspiellehrerin an seinem Talent zu feilen. Mit dem einsetzenden Erfolg im Beruf gingen auch Probleme im Privatleben einher. Ende der 40er Jahre trennte sich Barker von seiner ersten Ehefrau Constance Thurlow, der Mutter seiner beiden Kinder Lynne und Alexander. Es folgten einige weitere stürmische Bindungen, u.a. mit seinen beiden Kolleginnen Arlene Dahl und Lana Turner. Ebenso wild ging es auch in Lex Barkers Schauspielkarriere weiter, die von etlichen Hochs und Tiefs geprägt war und von einem Vertrag mit den Universal-Studios, dem Pendeln zwischen Leinwand und Fernsehbildschirm sowie dem letztendlichen Übersiedeln nach Europa geprägt war. Dort wurde er nach einem Auftritt in Federico Fellinis „Das süße Leben“ zunächst als Abenteuerheld in italienischen Piratenfilmen besetzt, bevor er als FBI-Agent Joe Como in zwei „Dr. Mabuse“-Filmen und danach mit den Karl-May-Verfilmungen auch im bundesdeutschen Nachkriegskino zum Filmstar avancierte. Mit gerade mal 54 Jahren verstarb der charismatische Sonnyboy schließlich 1973, als er auf den Straßen New Yorks einen Herzinfarkt erlitt.

2008 erschien bei Schwarzkopf & Schwarzkopf mit „Lex Barker – Die Biographie“ von Reiner Boller und Christina Böhme ein wunderbarer Bildband mit einer Unmenge an Informationen und Hintergründen aus dem Leben des Leinwandidols. Diesen längst vergriffenen, fast drei Kilogramm schweren Prachtband gibt es nun in einer handlicheren Ausgabe, die es allerdings noch immer auf 1,3 Kilogramm bringt. Für die Softcoverversion hat man das Buch um einige weitere Informationen und zusätzliche Fotos ergänzt, wodurch nun ein lückenlos wirkender Rückblick auf ein spannendes Künstlerleben entstand. Die unglaubliche Detailfülle erstreckt sich über Fotomaterial (teilweise aus dem Privatarchiv der Familie Barker, ergänzt durch seltene Aushangfotos und Setaufnahmen) und historische Dokumente (aus vielen privaten Briefen Lex Barkers wird zitiert) bis hin zu zeitgenössischen Kritiken und unzähligen Interviews mit Kollegen und Freunden, die den Charakter Barkers auf lesenswerte Weise Gestalt annehmen lassen. Im Mittelteil finden sich mehr als 30 Seiten mit Farbfotografien, auch sonst sind die gut 650 Seiten des Wälzers üppig illustriert und bebildert. Vorbildlich gestaltet ist die mehr als 20 Seiten umspannende Werkübersicht, die ebenfalls eine Fülle an produktionstechnischen Informationen und Angaben enthält. Für Fans des Schauspielers ein Standardwerk, an dem man nicht vorbeikommt.

„Lex Barker – Die illustrierte Biografie“ von Reiner Boller und Christina Böhme I Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag Berlin 2011

Frank Brenner

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