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Foto: Lori Barra

Allendes Ausflug ins Kinderbuch

17. November 2025

„Perla und der Pirat“ von Isabel Allende – Vorlesung 11/25

Isabel Allende hat eine Kinderbuchreihe über die Freundschaft von Nico und seiner Hündin Perla begonnen. Im zweiten Teil „Perla und der Pirat“ zieht in ihrer Nachbarschaft ein älterer Junge ein, der wegen Totenkopfzeichen auf seiner Kleidung von allen „der Pirat“ genannt wird. Er spielt in einer Band, die mit ihren Proben nun für gehörige Lautstärke in der Umgebung sorgt. Dadurch wirkt er auf Nico und dessen Eltern zunächst furchteinflößend bis unsympathisch. Als sich aber Nico von der Schule aus allein auf dem Heimweg macht und daraufhin vermisst wird, beteiligt sich „der Pirat“ an der Suche, die Perla anführt. Sie ist als Erzählerin und tierische Heldin der Geschichte mit zwei Superkräften ausgestattet: Ihre unwiderstehliche Liebenswürdigkeit und ihre Fähigkeit, wie ein Löwe zu brüllen, kommen zum Einsatz.

Allende hat laut Kurzbiografie im Buch selbst einen Hund namens Perla. Die Handschrift der Bestsellerautorin zeigt sich in der Erzählung als Abenteuer und in magischem Realismus: Es gibt einen Zauberstaub, den Nico und Perla nutzen, um mutiger zu werden. Ein unverkennbar magisches Element, das hier aber etwas unmotiviert wirkt, da es keine echte narrative Funktion erfüllt. Denn für den Erstkontakt mit „dem Piraten“ hätte Perla sicher ohnehin ihre Superkraft eingesetzt, jeden dazu zu bringen, sie zu mögen. Grundsätzlich geht es im Buch um Mut und Vorbehalte aufgrund von Äußerlichkeiten, doch es bleibt unklar, wovor genau Nico gerettet werden muss. Das mag an der gewählten Sicht der Hündin liegen, wird aber auch im Nachhinein nicht aufgelöst. Der Hinweis, dass nicht auf die Eltern zu warten und allein loszulaufen eine schlechte Idee sei, fällt hingegen als überdeutliche Moral aus. Zwischen den Zeilen deutet sich so ein schwieriger Spagat zwischen Ideenreichtum und kindgerechtem Erzählen an.

In den detaillierten Illustrationen von Sandy Rodríguez ist nebenbei viel zu entdecken – von einer gartenzwerggroßen, scheinbar von Zauberstaub umgebenen Figur bis zu kleinen Meerjungfrauen. Auch wenn sich daraus kein restlos stimmiges Zusammenspiel von Text und Bildern ergibt, lässt sich beim Lesen fantasievoll daran anknüpfen. Allende-Fans können ihren Nachwuchs über die Elemente des magischen Realismus zudem behutsam an die mit Recht so erfolgreichen Jugendbücher der Autorin heranführen.

Perla und der Pirat | Illustriert von Sandy Rodríguez, aus dem Englischen von Svenja Becker | ab 4 Jahren | Insel | 32 S. | 16 Euro

Melanie Schippling

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