„Mehr Musik für alle!" – Dieser leicht pauschale und flotte Spruch des neuen Gürzenich-Kapellmeisters François-Xavier Roth wird jetzt auf multimedialem Wege realisiert. Was bei den Klangkörpern des WDR naheliegend vertraute Routine darstellt – es ist ja alles unter dem eigenen Dach vorhanden, Aufnahmen bedeuten das Kerngeschäft des Senders – ist für das städtische Orchester natürlich etwas ganz Besonderes. Hatte bereits GMD Stenz mit seinem Angebot, das gerade genossene Konzert auf CD oder einem Stick kurz nach der Veranstaltung gegen einen Bonus mit nach Hause zu nehmen, also nicht nur das gespielte Stück, sondern das konkrete Ereignis, möglicherweise mit dem eigenen Hustenanfall, so wird nun kolossal aufgerüstet: Gratis und weltweit greift das neue Angebot „Go Plus", im Netz das Konzert nachzuhören und zu sehen.
Die Qualität ist beachtlich, die Produktion aufwendig. Drei akustische Mitschnitte werden während einer dreiteiligen Konzertserie – die Abo-Konzerte werden jeweils dreimal gespielt – gezogen. Bis zu neun Kameras sind für die optische Umsetzung im Einsatz, bieten also jede Menge Gelegenheit zum kreativen Schnitt und zur Optimierung des Produkts. Entsprechend eng bleibt vorerst der Rahmen der Konzertfilme: Zunächst kommt eine Auswahl von fünf Konzerten in der laufenden Saison mit Schwerpunkt auf dem GMD zum Zuge, um im Web die Welt zu erobern.
Ist das Nachhören schon ein großer Luxus für die tatsächlichen Konzertbesucher, so bieten die Aufnahmen aber auch Klassikfreunden von Birkesdorf bis China die Chance, das weltläufige Label Gür(l)zenich einmal genauer kennenzulernen. Und das Angebot beschränkt sich nicht auf das Konzert allein: Privatissime wird in die Proben gelauscht, werden Kommentare des Maestros an seine Musikanten zum Werk und zur Interpretation gefilmt, wird das Geheimnis des Zustandekommen eines musikalischen Ergebnisses in Bild und Ton aufgeschlüsselt.
Das „Making of" beschenkt die ganz vielen Interessierten, die glauben, in den Proben ginge es um die Erarbeitung der Noten. So begleiten die Kameras auch einzelne Instrumentalisten zur Arbeit und treffen sie vorab in den Einspielräumen, um über anstehende Aufgaben zu reden und Hörproben einer Solostimme einzufangen. Anzusehen und zu -hören gibt es bereits das Antrittskonzert von François-Xavier Roth mit einem interessanten und lehrreichen Mix: Kammermusik tritt neben ein mit 118 Musikern besetztes modernes Werk des Roth-Mentors Pierre Boulez und ein sinfonisches Prunkstück, die Vierte von Anton Bruckner.
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