C'est la vie - So sind wir, so ist das Leben
Frankreich 2008, Laufzeit: 114 Min., FSK 12
Regie: Rémi Bezançon
Darsteller: Jacques Gamblin, Zabou Breitman, Marc-André Grondin, Déborah Francois, Pio Marmaï, Roger Dumas, Cécile Cassel, Stanley Weber, Sarah Cohen-Hadria, Camille de Pazzis, Aymeric Cormerais, Jean-Jacques Vanier, Philippe Lefebvre, Francois-Xavier Demaison, Gilles Lellouche,Francoise Brion
1988 entschließt sich Albert, von zu Hause auszuziehen. Die Familie wird danach nicht mehr dieselbe sein. Zwischen den Eltern und dem Nesthäkchen Fleur kommt es zu immer größeren Spannungen und auch Raph, der mittlere Sohn, zieht schließlich aus.
Kino ist für viele Zuschauer eine Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen und von Figuren und Geschichten verzaubert zu werden, die dem Reich der Fantasie entspringen und oftmals mit der Realität nicht allzu viel gemein haben. Warum sollte man sich auf der Leinwand denn auch Filme anschauen, die schmerzlich nahe dran sind an der Wirklichkeit und einen immer wieder nachhaltig auf das stoßen, was man doch eigentlich für anderthalb Stunden zu vergessen suchte. Und dennoch haben auch die realistischen, dem Alltag verhafteten filmischen Werke ihre Existenzberechtigung, wenn sie gut gemacht sind und ihrem Publikum mit romantisch-poetischen Elementen zumindest einen Funken Hoffnung geben. Die besten Filme dieser Machart kommen seit Jahren schon aus Frankreich, und Rémi Bezançon („Love is in the Air“) reiht sich nahtlos ein in die Riege der Filmemacher, denen dies vorzüglich gelingt.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht eine fünfköpfige Familie aus der Mittelschicht. Alles beginnt mit dem tragischen Tod des überalterten Familienhundes, der mit dem Auszug des ältesten Sohnes zusammenfällt. Wenn man „Cest la vie“ etwas vorwerfen könnte, dann einen gewissen Hang zur Konstruiertheit, weil es über die gesamte Spieldauer hinweg der Zufall so will, dass denkwürdige Ereignisse immer wieder zur gleichen Zeit auftreten, oftmals freudige und traurige Momente zusammenfallen oder dramatische Begebenheiten sich in ihrer Anhäufung potenzieren. Doch die allgemeine Lebenserfahrung wird einem schnell bestätigen können, dass auch diese vermeintliche Konstruiertheit nur ein weiterer Aspekt des wahren Lebens ist, den Bezançon ganz gut erfasst hat. Zudem ist sein zweiter Langspielfilm reich an poetischen Momenten, die in dieser Form bei deutschsprachigen Filmen eher selten anzutreffen sind. In etlichen Szenen bedarf es gar keiner Worte, um den Zuschauern zu vermitteln, auf was es hier ankommt. Diese Reduzierung in der Narration, die das Publikum auf angenehme Weise fordert, anstatt es nur zu berieseln und ihm jede eigene gedankliche Leistung abzusprechen, macht einen Großteil des Charmes dieses Films aus. Wenn sich eine logische Entwicklung in der Handlung ergibt, muss man diese nicht auch noch bebildern, damit sie verstanden wird. Die Vermeidung solcher Redundanzen nutzt Bezançon, um einige exquisite Kameraeinstellungen einfach für sich sprechen zu lassen, insbesondere die beiden letzten Episoden des Films sind hier hervorzuheben. Ein aufrichtiges und unterhaltsames Stück aus dem wahren Leben, das man auch dann genießen kann, wenn es sich vom eigenen nicht allzu sehr unterscheidet.
(Frank Brenner)
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24
Der Junge, dem die Welt gehört
Start: 2.5.2024
Zwischen uns das Leben
Start: 1.5.2024
Bad Director
Start: 9.5.2024
Robot Dreams
Start: 9.5.2024
Das Zimmer der Wunder
Start: 16.5.2024
Nightwatch: Demons Are Forever
Start: 16.5.2024
Furiosa: A Mad Max Saga
Start: 23.5.2024
Mit einem Tiger schlafen
23.5.2024
Bezeugen, was verboten ist
NRW-Kinopremiere: „Green Border“ von Agnieszka Holland mit Vorgespräch
Golda – Israels Eiserne Lady
Start: 30.5.2024
May December
Start: 30.5.2024
Führer und Verführer
Start: 11.7.2024
Love Lies Bleeding
Start: 18.7.2024
„Man kann Stellas Wandel gut nachvollziehen“
Jannis Niewöhner über „Stella. Ein Leben.“ – Roter Teppich 02/24
The Monk And The Gun – Was will der Lama mit dem Gewehr?
Start: 1.8.2024
Alien: Romulus
Start: 15.8.2024
Das Licht
Start: 17.10.2024
Hagen
Start: 31.10.2024
„Versagen ist etwas sehr Schönes“
Regisseur Taika Waititi über „Next Goal Wins“ – Gespräch zum Film 01/24
„Ich muss an das glauben, was ich filme“
Denis Imbert über „Auf dem Weg“ – Gespräch zum Film 12/23
Sieben Spitzenprämien-Gewinner
Kinoprogrammpreis-Verleihung in der Wolkenburg – Foyer 11/23
Kino galore
European Arthouse Cinema Day 2023 – Festival 11/23