Der Marathon-Mann
USA 1976, Laufzeit: 125 Min., FSK 16
Regie: John Schlesinger
Darsteller: Dustin Hoffman, Sir Laurence Olivier, Roy Scheider, William Devane, Marthe Keller
Alte Klasse
Das Auge (322), 04.11.2018
In einer Liga mit "Die drei Tage des Condor", also ein sehenswerter Thriller mit hervorragenden Schauspielern. Unbedingt sehenswert, heute eben auch aus der zeitgeschichtlichen Perspektive heraus.
Deutsches MAD-Magazin
Matt513 (258), 26.01.2018
Das objektive Erlebnis dieses Films wurde mir nie zuteil. Er steht in einer Reihe mit anderen Werken (fürs Protokoll; u.a. Der Pate, Das China-Syndrom, Einer flog über das Kuckucksnest, Airport), welche ich nicht im Kino, sondern über die grandiose MAD-Parodie kennenlernte. Ohne einen der betreffenden Schauspieler vorher gesehen zu haben, hatte sich mir anstelle seines wahren Konterfeis seine Karikatur aus der Feder des großen Mort Drucker (bei MAD der Frontrunner, wenn es um Filme & Fernsehserien ging) ins Gedächtnis eingebrannt. Jegliche spätere Ansicht mußte sich unweigerlich mit diesen Eindrücken messen. Merke: Hoffmans wahre Nase - nicht Gott, sondern Drucker erschuf sie.
Jahre später, als dieser Film im Spätprogramm lief, war ich dann über den doch recht düsteren Ton überrascht, welcher in der Parodie natürlich komplett ins Lächerliche übersetzt gewesen war. Für die damalige Zeit ein heißes Eisen in den USA, thematisiert er doch, daß das Land of the Free auch Jahrzehnte nach dem Krieg Schlupfloch brauner Seilschaften ist (wie viele Amerikaner, welche stolz ihren Blick zum Weltraum erheben, mögen wohl wissen, daß ein überzeugtes Parteimitglied ihrer Nation einst den Weg dorthin ebnete?). Bemerkenswert weiter, ein Verwandter stellt sich als Opfer der McCarthy-Prozesse heraus und der ermittelnde Officer ist nicht integer. Wie andere Werke, z.B. French Connection oder Dirty Harry, liefert der Film einen ernüchternden, pessimistischen Blick auf den Zustand der Gesellschaft jener Jahre. Insgesamt ein sehr kontroverser Film, welcher aber trotz dessen sowie auch mehrmaliger Gewaltdarstellungen (wobei selbst die brutale Folterszene bei MAD herrlich durch den Kakao gezogen wird; man traut sich das kaum zu schreiben) wohl damals bei Publikum und Kritik gut wegkam.
Forty-two
Raspa (372), 17.01.2018
Mmh, ein Marathonlauf geht über 42 km, und nach 42 Jahren habe ich mir diesen Film nun ein 2. Mal angesehen ( ohne mir das zuvor so zurecht gelegt zu haben, aber es ist schon eine nette Koinzidenz ). Eigentlich hatte ich neben den Trainingsläufen Hoffmans in Manhattan nur noch die schreckliche Zahnarztszene so richtig in Erinnerung, die allerdings hatte sich sehr nachdrücklich eingeprägt. Nun, wie war das Wiedersehen? Man sagt ja oft, und meist auch zu Recht, dass Filme damals in der Regel ein sehr viel bedächtigeres Tempo hatten. Für Schlesingers Werk allerdings gilt dies kaum, nach ruhigem Beginn ist der Film durchaus flott geschnitten. Freilich fallen einem die kolportagehaften Züge der Handlung und der Figurenkonstellation doch deutlicher auf als damals: Der dämonische ehemalige KZ - Arzt ( Josef Mengele nachempfunden ), der von dubiosen Geheimdienstmännern gedeckt wird, der idealistische Pazifist ( Hoffman ), Sohn eines in den Tod getriebenen MacCarthy-Opfers, der dann doch zur Waffe greift, sein ungleicher Bruder, der sich in den Dienst der finsteren Mächte gestellt hat, ebenso wie die auf unseren Helden angesetzte schöne Frau ( Marthe Keller fällt gegen die Riege der prominenten männlichen Schauspieler doch etwas ab ). Trotzdem, es ist ein spannender Film, in dem, interessant für dieses Jahrzehnt, auch der Umweltschutz mehrfach thematisiert wird, mit einem sehr schönen Showdown, an dessen Ende sich Olivier in der Rolle des Dr. Szell zuletzt unfreiwillig selbst richtet. Keine wirklich große Wiedentdeckung also, aber auch keine Enttäuschung. Ein sehr solider Thriller eben.
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