Kommt ein Vogel geflogen
Deutschland 2021, Laufzeit: 109 Min., FSK 0
Regie: Christian Werner
Darsteller: Britta Hammelstein, Hans Löw, Pola Friedrichs
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Komplexer Familienfilm
Papagei als Therapeut
„Kommt ein Vogel geflogen“ von Christian Werner
Viele Kinder wachsen mit Haustieren auf. Die kuscheligen, verschmusten oder einfach nur liebenswerten Vierbeiner oder gefiederten Freunde können dabei die unterschiedlichsten Funktionen erfüllen. Sie sind meist treue Kameraden, die einem nichts lange nachtragen, die Kinder können mit ihnen Verantwortung lernen und ein bisschen selbständiger werden. Und manchmal kann ein Tier auch therapeutische Aufgaben übernehmen. Ein solches Beispiel hat der 1978 im thüringischen Rudolstadt geborene Film- und Fernsehregisseur Christian Werner („Fremdkörper“, „Irgendwann ist auch mal gut“) in seinem neuen Kinofilm „Kommt ein Vogel geflogen“ aufgegriffen, in dem ein stotterndes Kindergartenkind durch einen munter drauflos plappernden Gelbbrustara seine Sprachstörung überwindet und zu mehr Selbstvertrauen findet. Aber die Situation in Werners Film ist dann doch etwas komplizierter, denn das, was der Papagei so bedenkenlos von sich gibt, stößt einigen Menschen äußerst sauer auf.
Birgit Singer (Britta Hammelstein) arbeitet in einem Karlsruher Tierheim, das kurz vor seiner Schließung steht. Mit der befreundeten Kindergärtnerin Beyza Kaya-Westermaier (Uygar Tamer), die sich bei der kommenden Stadtratswahl hat aufstellen lassen, möchte Birgit das verhindern. Auch privat gibt es etliche Probleme, denn trotz intensiven Trainings gelingt es der engagierten Mutter nicht, ihre fünfjährige Tochter Sarah (Pola Friedrichs) vom Stottern loszubekommen. Abhilfe scheint der Ara Marlene zu bringen, der im Tierheim gelandet ist. Blöd nur, dass der Vorbesitzer dem Tier ausschließlich stramme Naziparolen beigebracht hat. Sowohl Birgits jüdische Schwiegereltern (Ulrike Krumbiegel und Michael Wittenborn), die sich überraschend zu Besuch angekündigt haben, als auch einige Lokalpolitiker und -reporter wittern darin einen handfesten Skandal. Sogar das Jugendamt und der Amtsveterinär werden auf die in Schieflage geratene Familiensituation aufmerksam, was für weitere Turbulenzen sorgt.
Allzu kleine Kinder dürften von der komplexen Handlung doch ein wenig überfordert sein, denn Werner und seine Drehbuchautorin Stefanie Fies sprechen hier eine ganze Reihe kontroverser Themen an, die auch locker einen reinen Erwachsenenfilm getragen hätten. Mitunter ein wenig holprig in der Dramaturgie können die Filmemacher hier insgesamt aber eine ganz interessante Geschichte entwickeln, die Zuschauer der unterschiedlichsten Altersgruppen ansprechen dürfte. Die junge Protagonistin dient als Identifikationsfigur für die Kleinsten, die sich sicherlich in mancherlei Hinsicht wiedererkennen dürften. Aber auch für die Eltern im Publikum wird hier allerhand Substanzielles geboten – von Anspielungen auf die verschiedenen Formen der Political Correctness über satirische Spitzen gegenüber Wutbürgern, die den NS-Papagei für ihre Zwecke missbrauchen wollen bis hin zu subtilen Gags wie einem blinden Richter, ganz in der Tradition Justitias, die ja ebenfalls nichts sehen kann.
(Frank Brenner)
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