Nichts passiert
Schweiz 2015, Laufzeit: 88 Min., FSK 12
Regie: Micha Lewinsky
Darsteller: Devid Striesow, Maren Eggert, Max Hubacher
>> www.nichtspassiert.ch/
Alptraum eines Opportunisten
Matt513 (266), 22.01.2017
Ähnlich ‚herzerfrischend‘ wie Wolfgang Niedecken sich durch obiges Frühwerk von BAP eiert, so Devid Striesow durch diesen Film. Bildlich gesprochen, schafft es der von ihm gespielte Thomas so, aus dem anfänglichen Feuer einen Großbrand entstehen zu lassen. Da wird hier ein bißchen beschwichtigt, dort ein wenig vor dem resoluten Freund gewedelt, stetig schwinden die Optionen, bis die erste Flunkerei unausweichlich ist. Von da ist es nicht mehr weit bis zum nonverbalen Meinungsaustausch. Daß Thomas ein gerade abgeklungenes Alkoholproblem hat, sich zudem in der Therapie befindet, macht die Chose nicht einfacher.
Lewinskys Film erinnerte mich stilistisch und thematisch an Östlunds Höhere Gewalt. In beiden steht eine nicht integere Vaterfigur im Mittelpunkt eines schnörkellos inszenierten Konflikts mit dem Wintersporturlaub als Bühne. Striesows Mimik dient dem Film als Petrischale, die Stahlbäder der Emotionen abzubilden, welche Thomas erlebt. Nach der zuletzt gesehenen Darbietung des „untrainierten Moppels“ (für mich seine schwächste Rolle; eigentlich spielt er gar nicht, sondern schaut meist nur debil grinsend aus der Wäsche. Aber Moment, vielleicht war das so gewollt) eine ansprechende Leistung.
Ich mußte ständig daran denken, wie prototypisch Thomas‘ Verhalten im Film für die deutsche Politik ist. Kleinreden, vor unangenehmen Realitäten einknicken, den faulen Kompromiß demjenigen aufs Auge drücken, der sich nicht wehren kann, es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen; so werden spielend aus kleinen Problemen unbeherrschbare Zwangslagen. Macht aber nichts, am Ende decken zartrosane Wölkchen alles gnädig zu, wenn man sie nur sehen will, in echt wie im Film. Nichts passiert. Hach! Schön.
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24
Sterben
Start: 25.4.2024
Der Junge, dem die Welt gehört
Start: 2.5.2024
Zwischen uns das Leben
Start: 1.5.2024
Bad Director
Start: 9.5.2024
Robot Dreams
Start: 9.5.2024
Nightwatch: Demons Are Forever
Start: 16.5.2024
Furiosa: A Mad Max Saga
Start: 23.5.2024
Bezeugen, was verboten ist
NRW-Kinopremiere: „Green Border“ von Agnieszka Holland mit Vorgespräch
Golda – Israels Eiserne Lady
Start: 30.5.2024
May December
Start: 30.5.2024
Führer und Verführer
Start: 11.7.2024
Love Lies Bleeding
Start: 18.7.2024
„Man kann Stellas Wandel gut nachvollziehen“
Jannis Niewöhner über „Stella. Ein Leben.“ – Roter Teppich 02/24
The Monk And The Gun – Was will der Lama mit dem Gewehr?
Start: 1.8.2024
Alien: Romulus
Start: 15.8.2024
Das Licht
Start: 17.10.2024
Hagen
Start: 31.10.2024
„Versagen ist etwas sehr Schönes“
Regisseur Taika Waititi über „Next Goal Wins“ – Gespräch zum Film 01/24
„Ich muss an das glauben, was ich filme“
Denis Imbert über „Auf dem Weg“ – Gespräch zum Film 12/23
Sieben Spitzenprämien-Gewinner
Kinoprogrammpreis-Verleihung in der Wolkenburg – Foyer 11/23
Kino galore
European Arthouse Cinema Day 2023 – Festival 11/23
„Zufriedenheit ist eine innere Einstellungssache“
Stefan Gorski über „Ein ganzes Leben“ – Roter Teppich 11/23