Songs from the Second Floor
Schweden, Norwegen, Dänemark 2000, Laufzeit: 98 Min., FSK 16
Regie: Roy Andersson
Darsteller: Lars Nordh, Stefan Larsson, Jae Hyu, Lugio Uucinia, Hasse Söderholm, Torbjörn Fahlström, Klas Gösta Olsson, Thommy Berggren, Fredrik Sjögren
Auf den ersten Blick wirkt diese groteske Film-Ballade mit dem sinnlosen Titel des schwedischen Regisseurs Roy Andersson wie eine Aneinanderreihung von Theaterszenen. Scheinbar künstliche Kulissen sind wie aus dem Zuschauerraum heraus aufgenommen, ein Blickwinkel wie in eine Guckkastenbühne hinein, verloren im Raum die Personen. Selbst die Außenaufnahmen erscheinen bereinigt von Alltäglichkeit in perspektivischer Verfremdung und vollkommen irreal. Dabei sind die Schauplätze keineswegs Theater- oder Studiobauten. Echte Autos schieben sich im Hintergrund durchs Bild eine Stadt versinkt gerade in einem gigantischen Verkehrschaos. Oder ein Feld mit einer Müllhalde lässt einen durch die Kälte und Unwirtlichkeit, die es ausstrahlt, geradezu erschauern. Oder ein riesiger Konferenzsaal, in dem ein vielköpfiger Firmenvorstand tagt, atmet die sehr konkrete Atmosphäre von Macht und Wahnsinn. Oder ein U-Bahn-Waggon ist voller Menschen, die unerwartet einen pathetischen Choral singen.Fast alle Bilder sind mit einer Weitwinkel-Einstellung von einem zum Geschehen in gewollter Distanz gelegenen Punkt aus aufgenommen. Der Verfremdungseffekt ist eklatant. Hinzu kommt die statische Reihung der Szenen: inhaltlich kaum oder gar nicht verbundene Sequenzen, unvermittelt aufeinander folgende Episoden. Ein Mann, dessen Gesicht mit Asche bedeckt ist, taucht mehrmals auf. Er hat seinen Laden angezündet, um die Versicherungssumme zu kassieren. Bei Besuchen im Irrenhaus muss er von den Wärtern hinausgetragen werden, weil er immer lauter schreiend und durchdrehend versucht, seinen dort einsitzenden Sohn zum Sprechen zu bewegen. Ein anderer Mann wird entlassen und muss mit dieser Erniedrigung klarkommen. Bei einem Zauberkünstler geht der Zersäge-Trick schief. Ein Ausländer wird von Büroangestellten in einer Geschäftsstraße brutal zusammngeschlagen.Anderssons Stil der "kontrollierten Einfachheit" erzeugt einen ganz eigenen, absurden Witz. Sein frappierendes Werk wartet mit konsequentem Stilwillen und unverwechselbaren filmsprachlichen Eigenheiten auf, mit starken Bildern, die noch lange in der Imagination des Zuschauers nachwirken.
(Heinz Holzapfel)
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24
Andrea lässt sich scheiden
Start: 4.4.2024
Morgen ist auch noch ein Tag
Start: 4.4.2024
Ein Glücksfall
Start: 11.4.2024
Irdische Verse
Start: 11.4.2024
La Chimera
Start: 11.4.2024
Evil does not exist
Start: 18.4.2024
Sterben
Start: 25.4.2024
Zwischen uns das Leben
Start: 1.5.2024
Bad Director
Start: 9.5.2024
Furiosa: A Mad Max Saga
Start: 23.5.2024
Bezeugen, was verboten ist
NRW-Kinopremiere: „Green Border“ von Agnieszka Holland mit Vorgespräch
Führer und Verführer
Start: 11.7.2024
„Man kann Stellas Wandel gut nachvollziehen“
Jannis Niewöhner über „Stella. Ein Leben.“ – Roter Teppich 02/24
The Monk And The Gun – Was will der Lama mit dem Gewehr?
Start: 1.8.2024
Das Licht
Start: 17.10.2024
„Versagen ist etwas sehr Schönes“
Regisseur Taika Waititi über „Next Goal Wins“ – Gespräch zum Film 01/24
„Ich muss an das glauben, was ich filme“
Denis Imbert über „Auf dem Weg“ – Gespräch zum Film 12/23
Sieben Spitzenprämien-Gewinner
Kinoprogrammpreis-Verleihung in der Wolkenburg – Foyer 11/23
Kino galore
European Arthouse Cinema Day 2023 – Festival 11/23
„Zufriedenheit ist eine innere Einstellungssache“
Stefan Gorski über „Ein ganzes Leben“ – Roter Teppich 11/23
„Wir müssen begreifen, wozu wir fähig sind“
NRW-Premiere „Die Mittagsfrau“ im Kölner Cinenova – Foyer 10/23
„Diese Geschichte ist eine Warnung an das Heute“
Mala Emde über „Die Mittagsfrau“ – Roter Teppich 10/23
„Ich fühle mich oft als Außenseiter“
Teo Yoo über „Past Lives – In einem anderen Leben“ – Roter Teppich 08/23