Star Force Soldier
USA 1998, Laufzeit: 98 Min., FSK 16
Regie: Paul Anderson
Darsteller: Kurt Russell, Jason Scott Lee, Connie Nielsen, Sean Pertwee, Michael Chiklis, Gary Busey, Jason Isaacs, Jared Thorne
Selbst für Erwachsene wollte die FSK diesen Film bei Redaktionsschluß noch nicht freigeben. Wenn er dennoch in diesem Monat anläuft, sollte man einmal auf die Uhr schauen, ob er es noch immer auf die 98 Minuten der ursprünglichen Schnittfassung bringt. Es wäre schade um diesen ungewöhnlichen Actionfilm im Science-Fiction-Ambiente. Gewiß sollte man vor Gewaltszenen gewarnt sein; doch es liegen Welten zwischen Paul Andersons archaischer Ballade vom einsamen Kämpfer und dem letzten Erfolgsfilm in diesem Genre, Paul Verhoevens "Starship Troupers". Keine pseudo-ironische Koketterie mit faschistoider Ideologie belastet diesen futuristischen Kriegsfilm. Das Zukunftsszenario ist düster: Männer werden von Kindesbeinen an zu Kampfmaschinen ausgebildet. Doch auch die robustesten dieser seelenlosen "soldiers" wandern einmal zum alten Eisen. Todd (Kurt Russell) wird nach einem verlorenen Zweikampf buchstäblich mit dem Abfall entsorgt. Er landet auf einem fernen Planeten, der nur von einer Handvoll vergessener Siedler bewohnt wird. In fast stummen Bildfolgen führt Anderson von der einen finsteren Zukunftswelt in die nächste. Dieses Schweigen im Ton paßt gut zu Kurt Russells Darstellung des müden Kriegers, der eher an das moderne Hongkong-Kino mit seinen einsamen Killern erinnert, als an die selbstsicheren Actionhelden Hollywoods.Blutrote Himmel liegen über konterminierten Horizonten, und nicht nur die Öko- Utopie der Überlebenden auf diesem fremden Planeten läßt an psychedelische Kinozeiten zurückdenken. Zaghaft entdeckt Todd eine nicht ganz verkümmerte Emotionalität in sich, als er mit einer Siedlerin eine Beziehung beginnt und väterliche Gefühle für ihren Sohn entwickelt. "Mein großer Freund Shane", George Stevens klassischer Western, stand bei diesem Motiv sicherlich Pate. Doch wie bei Stevens ist die Hoffnung auf Sand gebaut, wenn sich die Gewalt der Vergangenheit einen Platz in der Gegenwart erschleicht: Die brutale Elitetruppe, die Todd einst vom Heimatplaneten vertrieben hat, ist aufgetaucht, um alles Leben zu vernichten. Todd selbst fällt bei seiner "Gastfamilie" in Ungnade, weil sich seine Kampfausbildung zwar gegen die Angreifer nützlich, in der pazifistischen Kommune aber als unkorrekt erweist. So bleibt ihm nur die Rückkehr in die Einsamkeit des Einzelkämpfers.Von äußerster Einfachheit ist diese Geschichte, doch es ist die Art Einfachheit, die in einem guten B-Film der fünfziger Jahre zu mythischer Größe anwachsen konnte. Der erst 33-jährige Engländer Paul Anderson hat sich mit seinen beiden Hollywoodfilmen "Mortal Kombat" und "Event Horizon" bereits einen gewissen Kultstatus erworben. Seine Filme sind gleichermaßen hochstilisiert wie unprätentiös, was eine wirklich seltene Kombination ist. So paßt dann auch der schlicht Originaltitel "Soldier" viel besser zu diesem seltsam introvertierten Actionfilm, in dem Worte nichts sind, aber Bilder alles. Und das ist wirklich wie im Hongkong-Kino: Das Gemetzel mag äußerlich im Vordergrund stehen - aber es ist nur einen andere Ausdrucksform der Einsamkeit.
(Daniel Kothenschulte)
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24
Sterben
Start: 25.4.2024
Der Junge, dem die Welt gehört
Start: 2.5.2024
Zwischen uns das Leben
Start: 1.5.2024
Bad Director
Start: 9.5.2024
Robot Dreams
Start: 9.5.2024
Nightwatch: Demons Are Forever
Start: 16.5.2024
Furiosa: A Mad Max Saga
Start: 23.5.2024
Bezeugen, was verboten ist
NRW-Kinopremiere: „Green Border“ von Agnieszka Holland mit Vorgespräch
Golda – Israels Eiserne Lady
Start: 30.5.2024
May December
Start: 30.5.2024
Führer und Verführer
Start: 11.7.2024
Love Lies Bleeding
Start: 18.7.2024
„Man kann Stellas Wandel gut nachvollziehen“
Jannis Niewöhner über „Stella. Ein Leben.“ – Roter Teppich 02/24
The Monk And The Gun – Was will der Lama mit dem Gewehr?
Start: 1.8.2024
Alien: Romulus
Start: 15.8.2024
Das Licht
Start: 17.10.2024
Hagen
Start: 31.10.2024
„Versagen ist etwas sehr Schönes“
Regisseur Taika Waititi über „Next Goal Wins“ – Gespräch zum Film 01/24
„Ich muss an das glauben, was ich filme“
Denis Imbert über „Auf dem Weg“ – Gespräch zum Film 12/23
Sieben Spitzenprämien-Gewinner
Kinoprogrammpreis-Verleihung in der Wolkenburg – Foyer 11/23
Kino galore
European Arthouse Cinema Day 2023 – Festival 11/23
„Zufriedenheit ist eine innere Einstellungssache“
Stefan Gorski über „Ein ganzes Leben“ – Roter Teppich 11/23