The Favourite – Intrigen und Irrsinn
USA, Großbritannien, Irland 2018, Laufzeit: 120 Min., FSK 12
Regie: Yórgos Lánthimos
Darsteller: Emma Stone, Rachel Weisz, Olivia Colman
>> www.fox.de/the-favourite
Dekadent
Matt513 (258), 21.02.2019
Für die Zustände am englischen Hof des 18. Jahrhunderts hätte sich Lánthimos kein schöneres Bild ausdenken können: Die eigenen Soldaten bluten im Feld gegen Napoléon, während man sich daheim die Langeweile mit Entenrennen und frivolen Orgien vertreibt. Die schrille Scharade überquellender Perücken und bemalter Wangen wird durch häufigen Gebrauch der Froschaugenlinse sowie eines obskuren Klangmusters noch mehr ins Surreale gedreht, wo ich in punkto Klang zunächst einen Defekt an der Klimaanlage im Kinofoyer vermutete. Dieser Hof ist ein von der Realität abgedocktes Raumschiff. Diener werden wie lästiges Getier getriezt, dagegen genießen Kaninchen den Status von Ersatzkindern. Die Außenwelt kommt kaum vor; selbst Nachrichten von der Front dringen nur mehr dann und wann wie Wetterleuchten durch.
Auf dieser derart isolierten Bühne führt Lánthimos ein wunderbar vor Mißgunst und Eitelkeit triefendes Ränkespiel auf. Der Vergleich zu Barry Lyndon trägt nur kurz. Jener lebte davon, wie seine Figuren mit sich selbst beschäftigt waren, während man hier zu Hofe fortwährend bestrebt ist, sich gegenseitig auszustechen. Die Eiseskälte, die Stone und Weisz ihre Charaktere mit sparsamen Gesten bisweilen verströmen lassen, nimmt einen gefangen. Dazu spielt Colman mit vollem Körpereinsatz eine halt- und hilflose Königin, die diesen beiden Alphafrauen immer mehr ausgeliefert ist – oder nicht? Ein etwas ausgefeilterer Schlußpunkt hätte zu einem noch besseren Gesamteindruck beigetragen. Ein großartiger Film, mit Blick auf das knappe Budget verblüffend in seiner Opulenz, mit dem Lánthimos sein Renommee in Hollywood weiter ausbauen wird.
Bizarr und skurril und teilweise pervers
woelffchen (597), 28.01.2019
Schon interessant zu sehen, was sich am Hof der englischen Königin Anne (1665 – 1714) in der bemerkenswerten Fantasie und Realisierung von Yorgos Lanthimos abgespielt haben könnte. Dichtung und Wahrheit – würde Goethe sagen. Gleichwohl ein sehenswertes Spektakel, wenn man von Anfang an die Charaktere der drei Damen, die sich hier gegenseitig immer wieder das Regierungszepter aus der Hand schlagen, kennt, d.h. sich vorher in Kritiken informiert, und dann ihre Aktionen genießen kann. Fazit: teils vergnügliche – teils bitterböse Unterhaltung.
Lánthimos wieder ...
tinetuschen (142), 21.01.2019
Yórgos Lánthimos bringt mich seit nun 4 Jahren dazu Filme toll zu finden von denen ich nicht ahnte sowas jemals gut finden zu können. Und diese bleiben verdammt lange im Kopf. Und zu allen was zu diesem Film schon geschrieben wurde, und wird, eine Ergänzung die uns (1w + 2m) nach der Preview gestern im Cinenova durch den Kopf ging: Hat jemals zuvor ein männlicher Regisseur einen so feministischen Film gemacht?
„Einen Körpertausch würde ich nicht gerne machen“
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Herbstzeit – Kinozeit
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