The Favourite – Intrigen und Irrsinn
USA, Großbritannien, Irland 2018, Laufzeit: 120 Min., FSK 12
Regie: Yórgos Lánthimos
Darsteller: Emma Stone, Rachel Weisz, Olivia Colman
>> www.fox.de/the-favourite
Dekadent
Matt513 (244), 21.02.2019
Für die Zustände am englischen Hof des 18. Jahrhunderts hätte sich Lánthimos kein schöneres Bild ausdenken können: Die eigenen Soldaten bluten im Feld gegen Napoléon, während man sich daheim die Langeweile mit Entenrennen und frivolen Orgien vertreibt. Die schrille Scharade überquellender Perücken und bemalter Wangen wird durch häufigen Gebrauch der Froschaugenlinse sowie eines obskuren Klangmusters noch mehr ins Surreale gedreht, wo ich in punkto Klang zunächst einen Defekt an der Klimaanlage im Kinofoyer vermutete. Dieser Hof ist ein von der Realität abgedocktes Raumschiff. Diener werden wie lästiges Getier getriezt, dagegen genießen Kaninchen den Status von Ersatzkindern. Die Außenwelt kommt kaum vor; selbst Nachrichten von der Front dringen nur mehr dann und wann wie Wetterleuchten durch.
Auf dieser derart isolierten Bühne führt Lánthimos ein wunderbar vor Mißgunst und Eitelkeit triefendes Ränkespiel auf. Der Vergleich zu Barry Lyndon trägt nur kurz. Jener lebte davon, wie seine Figuren mit sich selbst beschäftigt waren, während man hier zu Hofe fortwährend bestrebt ist, sich gegenseitig auszustechen. Die Eiseskälte, die Stone und Weisz ihre Charaktere mit sparsamen Gesten bisweilen verströmen lassen, nimmt einen gefangen. Dazu spielt Colman mit vollem Körpereinsatz eine halt- und hilflose Königin, die diesen beiden Alphafrauen immer mehr ausgeliefert ist – oder nicht? Ein etwas ausgefeilterer Schlußpunkt hätte zu einem noch besseren Gesamteindruck beigetragen. Ein großartiger Film, mit Blick auf das knappe Budget verblüffend in seiner Opulenz, mit dem Lánthimos sein Renommee in Hollywood weiter ausbauen wird.
Bizarr und skurril und teilweise pervers
woelffchen (594), 28.01.2019
Schon interessant zu sehen, was sich am Hof der englischen Königin Anne (1665 – 1714) in der bemerkenswerten Fantasie und Realisierung von Yorgos Lanthimos abgespielt haben könnte. Dichtung und Wahrheit – würde Goethe sagen. Gleichwohl ein sehenswertes Spektakel, wenn man von Anfang an die Charaktere der drei Damen, die sich hier gegenseitig immer wieder das Regierungszepter aus der Hand schlagen, kennt, d.h. sich vorher in Kritiken informiert, und dann ihre Aktionen genießen kann. Fazit: teils vergnügliche – teils bitterböse Unterhaltung.
Lánthimos wieder ...
tinetuschen (142), 21.01.2019
Yórgos Lánthimos bringt mich seit nun 4 Jahren dazu Filme toll zu finden von denen ich nicht ahnte sowas jemals gut finden zu können. Und diese bleiben verdammt lange im Kopf. Und zu allen was zu diesem Film schon geschrieben wurde, und wird, eine Ergänzung die uns (1w + 2m) nach der Preview gestern im Cinenova durch den Kopf ging: Hat jemals zuvor ein männlicher Regisseur einen so feministischen Film gemacht?
Endlich wieder gemeinsam feiern
Sommer-Branchentreff 2022 in der Wolkenburg – Foyer 06/22
„Ich brauche meine Ordnung und meine Strukturen“
Daniel Sträßer über „Alles in bester Ordnung“ – Roter Teppich 06/22
Feministische Gegennarrative
Das Internationale Frauen* Film Fest kehrt zurück ins Kino – Festival 03/22
Beim Filmemachen zugucken
Das 2. Japanese Film Festival – Festival 02/22
Axiom
Start: 30.6.2022
Corsage
Start: 7.7.2022
Rifkin’s Festival
Start: 7.7.2022
Mission: Joy – Zuversicht & Freude in bewegten Zeiten
Start: 21.7.2022
Alcarràs – Die letzte Ernte
Start: 11.8.2022
Nope
Start: 11.8.2022
Die Zeit, die wir teilen
Start: 31.8.2022
Freibad
Start: 1.9.2022
Three Thousand Years of Longing
Start: 1.9.2022
Dancing Pina
Start: 15.9.2022
Vom Kleinen zum ganz Großen
„Stranger than Fiction“ traut sich was – Festival 02/22
„Diese Generationenkonflikte kennen viele“
Katharina Marie Schubert über „Das Mädchen mit den goldenen Händen“ – Gespräch zum Film 02/22
„In der Geschichte geht es um Machtverhältnisse“
Bettina Oberli über „Wanda, mein Wunder“ – Gespräch zum Film 01/22
Zwischen Vakuum und Aufbruch
Kinoheldinnen #4: Ostdeutsche Regisseurinnen – Portrait 11/21
Arthaus-Werbung mit Mehrwert
Der 6. European Arthouse-Cinema Day – Festival 11/21
„Der Stoff ist genau an den Richtigen geraten“
Albrecht Schuch über „Lieber Thomas“ – Roter Teppich 11/21
„Gustave Eiffel war seiner Zeit voraus“
Martin Bourboulon über „Eiffel in Love“ – Gespräch zum Film 11/21
„Wir wollten kein langweiliges Biopic machen“
Regisseur Andreas Kleinert über „Lieber Thomas“ – Gespräch zum Film 11/21
„Richtiges Thema zur richtigen Zeit“
Sönke Wortmann über „Contra“ – Gespräch zum Film 10/21
Mutter der Actionheldinnen
Kinoheldinnen (3): Die Produzentin Gale Anne Hurd – Portrait 10/21
„Wie spricht man mit einem Kind über den Tod?“
Uberto Pasolini über „Nowhere Special“ – Gespräch zum Film 10/21
Sie sind zur Zeit nicht auf der Website angemeldet.
Melden Sie sich hier an, um einen Beitrag zu schreiben.