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Vergiss mein nicht!

Vergiss mein nicht!
USA 2004, Laufzeit: 108 Min.
Regie: Michel Gondry
Darsteller: Jim Carrey, Kate Winslet, Kirsten Dunst, Tom Wilkinson, Mark Ruffalo, Elijah Wood

Ende letzten Jahres brachte eine Veröffentlichung dreier opulent ausgestatteter DVDs die künstlerische Leistung des Musikvideo-Genres noch einmal auf den Punkt: mit der Directors-Reihe wurde dem Filmschaffen von Chris Cunningham, Spike Jonze und Michel Gondry ein kleines Denkmal gesetzt. Was man dort zu sehen bekam - als Videos zu der Musik von Björk, Aphex Twin, The White Stripes, Beck, Beastie Boys oder Daft Punk - zeigte nicht nur eine virtuose Handhabung aller vorhandenen (oft auch neu erfundenen) filmischen Techniken und Tricks, sondern einen immer wieder alle Grenzen überschreitenden Angriff auf die uns Sicherheit suggerierenden Dispositionen von Zeit, Ort und Identität. Auf der Michael Gondry DVD sieht man im Bonusteil den lustig irritierenden Kurzfilm "Pecan Pie". Dort fährt Jim Carrey im Schlafanzug auf einem Bett an einer Tankstelle vor, tankt und düst wieder ab. Die Irritation über den Kurzfilm löst sich erst auf, wenn man Gondrys zweiten Spielfilm "Eternal Sunshine of the spotless mind" sieht (sein Erstling "Human Nature" läuft in Deutschland erst im Juni an). Denn dort (Multiplex-kompatibler deutscher Verleihtitel: "Vergiss mein nicht!") spielt Jim Carrey neben Kate Winslet, beide in für sie ungewöhnlichen Rollen, und liegt fast die gesamte Zeit im Bett. Nur: das sieht man kaum. Stattdessen sieht man seine während der Löschaktion retrospektiv, also gegen die Chronologie aufgerufenen Erinnerungen an seine Freundin Clementine. Jede dieser Erinnerungsszenen ist begleitet von der Gefahr, sich aufzulösen. Anfänglich handelt es sich dabei um die letzten Momente der Beziehung. Sie sind gezeichnet von Entfremdung, Streit und Hassgefühlen. Da fällt es Joel nicht schwer, sich von ihnen zu trennen. Im fortlaufenden Prozess des Löschvorgangs werden die Erinnerungsmomente aber zunehmend zärtlicher, die schönen Momente der Beziehung kehren zurück und schließlich auch der Augenblick des ersten Kennenlernens. Joel versucht verzweifelt, diese Momente zu bewahren und stemmt sich auf seinem Bett, angeschlossen an Dr. Mierzwiaks Apparaturen, mit aller Kraft gegen die erbarmungslos arbeitende Technik. Zusammen mit Clementine flüchtet er sich in seine eigenen Kindheitserinnerungen. In Wirklichkeit hatte er zwar keine gemeinsamen Kindheitserlebnisse mit Clementine, aber ob dieser Absurdität kann Dr. Mierzwiaks Technik ihn dort zunächst nicht aufspüren. Wie Michel Gondry die systematische Auflösung Joels individueller Matrix visuell umsetzt, ist atemberaubend. Joel geht in rasendem Tempo seine Umwelt verloren. Hatte er gerade noch Fastfood in der Hand, steht er nun mit leeren Händen da, während hinter ihm bereits das Bücherregal die Farbe verliert, um sich kurz darauf komplett aufzulösen. Dann verabschieden sich die Wände des Settings und Joel ist bereits in seine nächste Erinnerung geworfen. Da kann tatsächlich keine noch so wilde Autojagd mit Keanu Reeves mithalten: Gondrys Darstellung einer Amnesie ist an Dramatik nicht zu überbieten. Denn die Gefahr ist offensichtlich: Man ist, was man erinnert, und wenn man nichts mehr erinnert, ist man auch nichts mehr! Möglich macht dieses filmische Ereignis die Kombination zweier Freigeister: Gondry, der Clipregisseur, der den Film trotz aller Effekte nicht auf einen Clip reduziert, sondern gleichfalls eine unglaubliche Intensität des Gefühls herstellt. Und der Autor Charlie Kaufman, der bereits für die Drehbücher von "Confessions of a dangerous mind", "Adaption" und Spike Jonzes' "Being John Malkovich" verantwortlich zeichnet und auch für Jonzes' nächsten Film die rationale Welt mit Feingefühl wieder auf den Kopf stellen wird.

(Christian Meyer)

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