Yuli
Spanien, Kuba, Großbritannien, Deutschland 2018, Laufzeit: 110 Min., FSK 6
Regie: Icíar Bollaín
Darsteller: Carlos Acosta, Cesar Domínguez, Santiago Alfonso
>> yuli-der-film.de
Elegant gefilmtes und mitreißend getanztes Biopic
Gegen den eigenen Willen
„Yuli“ von Iciar Bollaín
Interview mit Regisseur Iciar Bollaín
Im Jahr 2000 machte ein Film Furore, der den Aufstieg eines elfjährigen englischen Bergarbeiterkinds der 80er Jahre zum gefeierten Tänzer schilderte: „Billy Elliot“. Nun entführt uns die spanische Regisseurin Iciar Bollaín ebenfalls in die 80er Jahre, wo in Havanna ein kleiner, kubanischer Billy Elliot heranwächst. Obwohl Carlos – von seinem Vater „Yuli“ genannt – der ungekrönte Breakdance-König des Armen-Viertels ist, möchte er lieber in die Fußstapfen von Pelé treten, als ständig als Pirouetten-drehende „Schwuchtel“ gehänselt zu werden. Doch sein Vater, der Carlos‘ tänzerisches Talent erkannt hat und darin für ihn die Chance zum sozialen Aufstieg sieht, zwingt ihn, die staatliche Ballettschule zu besuchen. Wegen Disziplinlosigkeiten der Schule verwiesen, landet er, fernab der Familie, in einem Ballett-Internat in der Provinz, in dem er wieder alles daran setzt, rausgeschmissen zu werden. Doch sein strenger Vater setzt sich immer wieder durch, zumal auch Carlos‘ Lehrerin von seinem außergewöhnlichen Talent überzeugt ist. Schließlich entwickelt sich Carlos Acosta zum bekanntesten Tänzer Kubas, gewinnt mit 17 Jahren den renommierten Prix de Lausanne und steht als erster schwarzer Tänzer als Romeo auf der Bühne des Londoner Royal Ballet.
Die Exposition, in der Alex Cataláns Cinemascope-Kamera mit sonnendurchfluteten Fahrten die Studenten zu Walzerklängen durch Havanna in ihre Tanz-Akademie begleitet, gibt gleich den Stil des Films vor: ein Rausch von Farben, Musik, Tanz und Eleganz, der selbst familiäre und politische Verwerfungen „bedient“, ohne sie dem Kitsch oder der Oberflächlichkeit preiszugeben. Cataláns Bildgestaltung zeigt vor allem in den von Maria Rovira eindrucksvoll choreografierten Tanzszenen jene Meisterschaft, die vielen „modernen“ Tanzfilmen verloren gegangen ist: Die Tänze werden nicht durch hektische Schnitte oder ständige Detailaufnahmen zerstückelt, sondern lassen uns den Bewegungen in ihrer Ganzheit folgen. Zum anderen beeindruckt „Yuli“ durch das präzise Drehbuch von Paul Laverty, dem seit 1996 ständigen, künstlerischen Weggefährten des großen humanistisch-revolutionären Filmemachers Ken Loach, das uns nicht nur die Protagonisten, sondern auch das Land näherbringt, dessen politische Zerrissenheit sich auch in einer architektonisch außergewöhnlichen Bauruine widerspiegelt, die einst als Kunst-Tempel Kubas geplant war. Aber „Yuli“ bietet neben seiner filmischen Raffinesse auch einen Blick auf vier Generationen charismatischer Schauspielkunst: Edison Manuel Olvera (Carlos als Kind), Keyvin Martínez (in späteren Jahren), Carlos Acosta (als er selbst) und Santiago Alfonso (als Yulis Vater Pedro) spielen dermaßen authentisch, dass man sich manchmal wie in einem Doku-Biopic fühlt.
Und wenn Carlos Acosta seinen gewalttätigen Vater tanzt, der seinen Sohn brutal schlägt, dann erreicht der Film eine emotionale Intensität, wie sie nur Meisterwerken des Kinos gelingt.
(Rolf-Ruediger Hamacher)
„Diese Geschichte ist eine Warnung an das Heute“
Mala Emde über „Die Mittagsfrau“ – Roter Teppich 10/23
„Ich fühle mich oft als Außenseiter“
Teo Yoo über „Past Lives – In einem anderen Leben“ – Roter Teppich 08/23
„Das Leben ist im Doppel einfacher zu meistern“
Burghart Klaußner über „Die Unschärferelation der Liebe“ – Roter Teppich 07/23
„Petzold hat einen Reichtum an Anekdoten“
Enno Trebs über „Roter Himmel“ – Roter Teppich 04/23
„Ich hatte bei diesem Film enorm viel Glück“
Tarik Saleh über „Die Kairo Verschwörung“ – Gespräch zum Film 04/23
Mysteriöses auf schottischem Landsitz
„Der Pfau“ im Cinedom – Foyer 03/23
„Emotionen kochen hoch und Leute entblößen sich“
Lavinia Wilson über „Der Pfau“ – Roter Teppich 03/23
Alle Farben der Welt
37. Teddy-Award-Verleihung bei der 73. Berlinale – Foyer 02/23
Drei NRW-Filme im Berlinale-Wettbewerb
20. NRW-Empfang im Rahmen der 73. Berlinale – Foyer 02/23
Hochwertiges deutsches Filmschaffen
Verleihung des Preises der Deutschen Filmkritik 2022 auf der Berlinale – Foyer 02/23
„Einen Körpertausch würde ich nicht gerne machen“
Jonas Dassler über „Aus meiner Haut“ – Roter Teppich 02/23
Herbstzeit – Kinozeit
European Arthouse Cinema Day – Festival 11/22
Das Tier im Dschungel
Start: 5.10.2023
Der Exorzist: Bekenntnis
Start: 5.10.2023
The Lost King
Start: 5.10.2023
Anselm – Das Rauschen der Zeit
Start: 12.10.2023
DogMan
Start: 12.10.2023
Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste
Start: 19.10.2023
Killers of the Flower Moon
Start: 19.10.2023
Die Theorie von Allem
Start: 26.10.2023
The Lesson
Start: 26.10.2023
Tori & Lokita
Start: 26.10.2023
Vermeer – Reise ins Licht
Start: 9.11.2023
The Quiet Girl
Start: 16.11.2023
Perfect Days
Start: 21.12.2023