Wieder an der Milliarde vorbei
Nun ist es zu Ende, das Jahr 2010, und es war ein gemischtes. Zum Jahresende wurden rund 1.000 digitale 3D-Leinwände gezählt, die somit ein Viertel des gesamten Kinoparks ausmachten. Jeder, der in diese neue Technologie investieren konnte, ist mit einem blauen Auge aus dem Jahr herausgegangen. Denn dem branchenweiten 16%-Besucherrückgang standen etwa 7% Umsatzrückgang gegenüber. Die Aufschläge für 3D-Vorstellungen konnten in der Kasse das ausgleichen, was an Besuchern weniger kam. Die oben dargestellten Durchschnittswerte weisen natürlich eine starke Streuung auf. So hatten kleine Kinos ohne 3D zum Teil bis zu 40% Besucherrückgang, während sehr große Häuser sogar noch einen Zuwachs hatten. Insgesamt gingen mit 119 Mio. Besuchern 22 Mio. weniger in die Kinos, und der Umsatz blieb mit 884 Mio. € unter der Milliardengrenze (Vorjahr knapp 950 Mio. €).
Faktor WM und Wetter
Doch woran lag es, dass das Jahr, das so fulminant mit „Avatar“ startete, sich immer schlechter entwickelte? Sportliche Großveranstaltungen wie die Weltmeisterschaft und darüber hinaus ein unerwartet gutes Abschneiden der deutschen Mannschaft waren schon immer Hemmnisse für den Kinobesuch. Und um hier nicht so viele Besucher zu verlieren, bringen die großen Verleiher auch kaum attraktive Filme in die Kinos. Die relativ massive Hitzewelle im Frühsommer sowie die Unerreichbarkeit der Kinos während des sehr schneereichen Dezembers haben dann wiederum größere Zuschauermengen vom Besuch abgehalten. Das Jahr 2010 belegte dazu die oft verwendete Theorie, dass in Jahren des wirtschaftlichen Aufbruchs Kino schlechter funktioniert als in schwierigen Lagen, in denen Trost bei eher kleinen Ablenkungen denn bei großen Investitionen gesucht wird.
Tops und Flops
Entscheidend ist aber die Filmkonjunktur bzw. das Vorhandensein oder Fehlen starker Filme. Nun kann man zwar nicht sagen, dass es an starken Filmen einen Mangel gab, doch die Zahl der enttäuschten Erwartungen war ungleich höher als die der ungeahnten Überraschungen. Insbesondere der Sektor der Zeichentrickfilme enttäuschte trotz hervorragender Qualität der Filme wie „Shrek 4“, „Toy Story“, „Ich – einfach unverbesserlich“, „Megamind“, aber auch die Produktionen „Alice im Wunderland“ oder „Rapunzel“ blieben mit teilweise mageren Zahlen unter den Erwartungen. Und auch der Garant deutscher Kinokomödien, Otto, dürfte mit seiner Gangster-Persiflage „Otto‘s Eleven“ nicht einmal sein Werbebudget wieder eingespielt haben.

Der stärkste Film war „Harry Potter 7.1“, der ursprünglich sogar in 3D gezeigt werden sollte. Mit ca. 5,5 Millionen Besuchern blieb er unterhalb der Vorgänger der Serie, läuft allerdings in 2011 weiter. Starke Überraschungserfolge gab es im vergangenen Jahr keine, allerdings verblüfften kleinere Produktionen mit einem gewissen Stehvermögen. Dazu gehörten der stärkste deutsche Film „Friendship“, aber auch „Up in the air“, „Inception“ oder „Vincent will meer“.
Für das neue Jahr hat sich die Branche erneut vorgenommen, die Milliardengrenze im Umsatz zu knacken. Dies soll geschehen mit 3D-Filmen wie dem zweiten Teil des letzten „Harry Potter“, „Fluch der Karibik“, „Tim und Struppi“, „Transformers“ oder „Kung Fu-Panda 2“. Auch deutsche Produktionen sind wieder stärker vertreten. „Wicki 2“, „Die drei Musketiere“, „Kokowääh“, „Keinohrhasen 3“, „Resturlaub“ und natürlich der in Wuppertal besonders gespannt erwartete Film über Pina Bausch von Wim Wenders.
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