Es gibt 5 Beiträge von AxiusFloppius
weitere Infos zu diesem Film | 5 Forenbeiträge
20.03.2017
Kitsch ist die unangemessene Reaktion auf die tatsächlichen Gegebenheiten.
In diesem Hollywood-Schinken ist alles unangemessen, selbst die an sich originelle Idee drei Handlungsebenen zu verzahnen (was Ford aber nicht gelingt).
1. Ebene:
Die Lebenwirklichkeit der Protagonistin Susan. Sie lebt ein sinnentleertes einsames Luxusleben. Ihr Ehemann betrügt sie. (Kalte Ästhetik, Reichtum, oberflächlicher Materialismus). Getragen wird die Atmosphäre durch das typisch amerikanische Gequatsche, das man aus vielen US Filmen kennt (kleine Obszönitäten gepaart mt Küchenpsychologie und Zynismus). Dann bekommt sie vom Exmann ein Romanmanuskript zugeschickt und wir landen bei der
2. Ebene:
"White trash" terrorisiert die gute amerikanische Familie, vergewaltigt und tötet Mutter und Tochter. Ein schwerkranker stoischer Sheriff verhilft einer selbstdefinierten Gerechtigkeit jenseits aller Rechtsstaatlichkeit zum Sieg.
Was Ford nicht mitgekriegt hat: diese Geschichte ist längst auserzählt. Sie könnte mit Clint Eastwood als Bulle funktionieren - vielleicht. .. Aber ansonsten ist sie durch, brauchen wir nicht, kennen wir schon. Aber Protagonistin Susan ist von diesem Roman so beeindruckt, dass sie stundenlang bedeutungsschwanger duschen und in der Badewanne sitzen muss. Sie denkt dort über ihre Beziehung zum Ex nach. Damit sind wir bei
Ebene 3: Für den schnöden Mammon verratene Beziehung zum Ex.Mann. Er war ihr nicht durchsetzungsfahig genug, also wurde er durch einen "Leistungsfähigen" getauscht.
Wie nun Ebene 2 und 3 miteinander korrelieren, erschliesst sich mir nicht. Unangemessen eben.
Und dann lädt zu guter Letzt Ehemann Nr 1 Susan zum Essen ein, kommt dann aber nicht. Susan betrinkt sich. Wie lächerlich ist das denn?
Für mich ist das ganze ein verkorkster Hollywood Kitschfim, auf den ich mir keinen Reim machen kann, ausser vielleicht den:
"Da war die Lady sehr betroffen, trank Whisky und war sehr besoffen."
weitere Infos zu diesem Film | 1 Forenbeitrag
13.03.2017
Marija will einen Frisiersalon und sie bekommt einen, denn sie lernt schnell: vom Arbeiten wird man nicht reich und Dreistigkeit siegt. Sie schlägt sich durch- und das im wahrsten Sinn des Wortes: Diebstahl, Körperverletzung, Unterschlagung.
Sie lebt in der Schmuddelecke von Dortmundt, in der der eine vom Elend des anderen profitieren will und irgendwie alle verlieren. Tristesse pur also.
Der Film erzählt ihre Geschichte ohne erhobenen Zeigefinger. Es ist wie es eben ist und jeder muss halt sehen wie er den Arsch an die Wand kriegt.
Ja man gewinnt die Protagonisten im Laufe des Spiels sogar lieb. Und das liegt vor allem am fulminanten Spiel von Margarita Breitkreitz und Georg Friedrich, die seelische Deformation, Gier nach Geld und Leben und die Sehnsucht nach dem kleinen Glück mit sensiblem, differenziertem Spiel und grosser Intensität darstellen und den Zuschauer mitreissen. Ihre Abschiedsszene ist der Hammer. Respekt!
weitere Infos zu diesem Film | 3 Forenbeiträge
14.02.2017
Ein sehr spannender intensiver Film: Emad und Rana, ein junges Paar aus Teheran beziehen eine Wohnung, in der vorher eine Prostituierte gewohnt hat. Kurze Zeit später dringt einer ihrer Kunden dort ein, verletzt und vergewaltigt Rana in der Dusche, vor allen Dingen zerstört ihr Selbstwertgefühl. Sie weint viel, hat Angst alleine in der Wohnung zu bleiben und will keinen sexuellen Kontakt mit Amad.
Geht sie zur Polizei? Nein.
Plant sie einen Rachefeldzug? Nein.
Verlangt sie in irgendeiner Form Genugtuung? Nein.
Später dann, als sie ihrem Peiniger gegenüber steht, ergreift sie seine Partei.
Ein Lamm, das schweigend leidet und so Täter einlädt.
Im ganzen Film fällt nicht einmal das Wort "Prostitution" oder "Vergewaltigung". Die Freunde und Bekannte, die alle genau Bescheid wissen, sind ein eingespieltes Schweigekartell. Wortreich werden die Tatsachen weggeschwiegen.
Nur Emad, der junge Ehemann, will dieses Schweigen brechen. In einer superspannenden Jagd findet er den Täter, einen erbärmlichen alten Mann, der wie ein liebenswerter Opa wirkt.
Doch der Film endet nicht als archaisches Racheepos, in dem der beleidigte Ehemann seine Ehre und Männlichkeit wieder herstellen will. Emad will etwas anderes. Er will, dass der alte Mann von seiner Tat vor seiner versammelten Familie berichtet. Doch dazu kommt es nicht.
Täter und Opfer verhindern das. Rana ergreift Partei für ihren Peiniger und droht Amad mit der Trennung, falls er den alten Mann zwingt - und der ist durch die Drohung mit der Wahrheit so geschwächt, dass er sich durch eine Herzattacke der Situation entzieht.
Und so herrschen Schweigen und Lüge weiter.
Ein grossartig gemachter Film. Absolut sehenswert.
weitere Infos zu diesem Film | 1 Forenbeitrag
31.01.2017
Der Film ist schräg, schnell und chaotisch - vor allem ist er sehr witzig. Er rechnet ab mit erstarrtem ritualisiertem Holocaust-Gedenken. Und alle kriegen ihr Fett weg, von den Holocaust Forschern bis zur sich einschleimenden Industrie.
Nur der Holocaust selbst wird nie lächerlich gemacht. Ganz im Gegenteil: es gelingt dem Film vorzudringen zur Trauer der Kinder von Opfern und Tätern. Und das ohne jegliches Pathos. Unbedingt sehenswert.
Mysteriöses auf schottischem Landsitz
„Der Pfau“ im Cinedom – Foyer 03/23
„Emotionen kochen hoch und Leute entblößen sich“
Lavinia Wilson über „Der Pfau“ – Roter Teppich 03/23
Alle Farben der Welt
37. Teddy-Award-Verleihung bei der 73. Berlinale – Foyer 02/23
Drei NRW-Filme im Berlinale-Wettbewerb
20. NRW-Empfang im Rahmen der 73. Berlinale – Foyer 02/23
Hochwertiges deutsches Filmschaffen
Verleihung des Preises der Deutschen Filmkritik 2022 auf der Berlinale – Foyer 02/23
„Einen Körpertausch würde ich nicht gerne machen“
Jonas Dassler über „Aus meiner Haut“ – Roter Teppich 02/23
Sisi & Ich
Start: 30.3.2023
The Ordinaries
Start: 30.3.2023
Die Kairo Verschwörung
Start: 6.4.2023
Der Fuchs
Start: 13.4.2023
Empire of Light
Start: 20.4.2023
Infinity Pool
Start: 20.4.2023
Roter Himmel
Start: 20.4.2023
The Whale
Start: 27.4.2023
All The Beauty And The Bloodshed
Start: 25.5.2023
Herbstzeit – Kinozeit
European Arthouse Cinema Day – Festival 11/22
Indiana Jones und das Rad des Schicksals
Start: 29.6.2023
Barbie
Start: 20.7.2023
Oppenheimer
Start: 20.7.2023
„Ich wollte das damalige Leben erfahrbar machen“
Maggie Peren über „Der Passfälscher“ – Gespräch zum Film 10/22
„Ich wollte das Geheimnis seiner Kunst ergründen“
Regina Schilling über „Igor Levit – No Fear“ – Gespräch zum Film 10/22
„Ich brauche die Institution der Ehe nicht“
Iris Berben über „Der Nachname“ – Roter Teppich 10/22
„Migration wird uns noch lange beschäftigen“
Louis-Julien Petit über „Die Küchenbrigade“ – Gespräch zum Film 09/22
„Heimat sind für mich meine Familien“
Charly Hübner über „Mittagsstunde“ – Roter Teppich 09/22
„Die Wüste ist ein dritter Charakter im Film“
Stefan Sarazin über „Nicht ganz koscher – Eine göttliche Komödie“ – Gespräch zum Film 08/22
Lady Macbeth
weitere Infos zu diesem Film | 1 Forenbeitrag
Grossartig
05.11.2017
Katherine hat es schlecht angetroffen. Der Mann, mit dem sie verheiratet wurde, liebt sie nicht. Der Schwiegervater schätzt sie kaum mehr als die Kühe in seinem Stall. Sie wird benutzt, sie wird ignoriert, und sie vereinsamt. Doch wer nun eine dieser Geschichten erwartet:"Junge Frau zerbricht an der sozialen Kälte einer brutalen Männerwelt" oder "Junge Frau kämpft um Wärme und Anerkennung", der irrt.
Katherine wehrt sich nicht. Sie teilt aus. Sie nimmt sich, was sie zu brauchen glaubt. Moralische Hemmungen sind da nur überflüssiger Ballast.
Der Schwiegervater schlägt sie. Am nächsten Tag ist er tot. Sie treibt es mit ihrem Geliebten vor den Augen des Ehemannes und hilft bei seinem Ableben tatkräftig mit. Und als ein kleiner Junge sie bei ihren Planen stört, tötet sie ihn erbarmungslos. Sie ist genauso verkommen wie ihre Umgebung, und das macht sie stark.
Und wird sie für ihre Verbrechen bestraft ?
Nein. In der letzten Szene steht sie da wie ein Samurai. Trotzig, willensstark und scheinbar unberührt. Die Strafe erleiden andere, Schwächere, die sich Angst und Moral erlauben. Brutalität setzt sich durch.
Soziale Empathie und eine wie immer geartete Form der Gerechtigkeit finden in diesem Film nicht statt.
Die Schauspielerin Florence Pugh stellt diesen vitalen Vulkan, der alles, was sich seiner Lebensgier in den Weg stellt, wegfegt, mit ungeheurer Intensität dar. Sie vermittelt die Brutalität, die den ganzen Film durchtränkt, auf eine Art, der sich kein Zuschauer entziehen kann und die erschreckt.
Die fast schon gemäldehafte Kameraführung tut ein weiteres dazu, die Enge und Kälte mit symmetrisch angeordneten Bildern erfahrbar zu machen.