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Bühnenbild von Christof Cremer
Foto: Christopher Gruber

Shakespeare trifft auf Berlioz

27. April 2022

„Béatrice et Bénédict“ an der Oper Köln – Oper in NRW 05/22

Ist das noch Musiktheater? Oder ist es gar schon Schauspiel mit Gesang? An Héctor Berlioz´ „Béatrice et Bénédict“ scheiden sich die Geister. Den Opernfreunden sind die vielen gesprochenen Textpassagen zu ausgiebig, den Theatergängern die Darsteller oft nicht komödiantisch genug. Denn mit Schauspielern lässt sich die komische Oper in zwei Akten nun auch nicht besetzen; dafür sind die 15 Gesangsnummern deutlich zu anspruchsvoll. Die Oper Köln legt diese schwierige Gratwanderung nun in die Hände eines Regie- und Ausstattungsgespanns, das sich bereits um besondere Stücke verdient gemacht hat: Jean Renshaw und Christof Cremer brachten vor fünf Jahren Florian Leopold Gassmanns „Vogelfänger“ auf die Kölner Bühne, ein Jahr später folgte Antonio Salieris „Schule der Eifersucht“. Nun kommt das Berlioz´sche Zwitterstück, das sich gut in die Laufbahn der Regisseurin einzufügen scheint. Jean Renshaw begann ihre Karriere als Balletttänzerin und Choreographin. Erst später kam sie zur Regie und arbeitete sich durch sämtliche Genres: Revuen, Musicals, Sprechtheater – um letztlich bei der Oper anzukommen.

Das Berlioz´ Beziehungskomödie so nah am Schauspiel gebaut ist, liegt an der literarischen Vorlage: Shakespeares „Viel Lärm um nichts“. Berlioz schrieb das Libretto selber. Der Zweiakter war eine Auftragsarbeit des damaligen Spielbankpächters in Baden-Baden, wo Berlioz Mitte des 19. Jahrhunderts mehrfach als Dirigent beim Sommerfestival gastierte. Ein illustres Publikum tummelte sich seinerzeit im noblen Kurort. So fanden sie im Premierenpublikum 1862 unter anderen die berühmten Komponisten Georges Bizet und Charles Gounot. Wie die beiden Berlioz´ Gelegenheitsstück fanden, ist nicht weiter überliefert. Allgemein jedenfalls war die Begeisterung groß. Das Libretto wurde kurz darauf auch ins Deutsche übersetzt und aufgeführt.

Jean Renshaw und Christof Cremer versetzen die Shakespeare-Handlung nun in die 1940er/1950er Jahre, also in eine Zeit, in der Frauen mit der Eheschließung – ähnlich wie zu Shakespeares Zeiten – qua Gesetz ihre Rechte an den Ehemann abgeben mussten. Am Pult des Gürzenich-Orchesters steht GMD François-Xavier Roth, der an der Oper Köln seine zweite Berlioz-Oper dirigiert.

Béatrice et Bénédict | 5., 11., 13.5. 19.30 Uhr, 8., 15.5. 18 Uhr | Oper Köln | 0221 22 12 84 00

Karsten Mark

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