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Marie Robert
Foto: Uwe Schinkel

„In erster Linie ist es ein lustiges Stück“

30. Oktober 2025

Marie Robert inszeniert am Opernhaus einen gekürzten „Barbier von Sevilla“ für Kinder ab sechs Jahren – Premiere 11/25

Um sich ihr Erbe zu sichern, will Dr. Bartolo sein Mündel Rosina heiraten, sobald sie volljährig wird. Rosina ist dagegen am Grafen Almaviva interessiert. Gemeinsam mit dem Barbier Figaro spinnt Almaviva einige Intrigen, um Bartolo auszubooten. Regisseurin Marie Robert inszeniert Gioachino Rossinis Oper in zwei Fassungen, einer für Erwachsene und einer gekürzten für Zuschauer:innen ab sechs Jahren.

engels: Frau Robert, überall schießen Barbershops wie Pilze aus dem Boden. Ein Anlass, den „Barbier von Sevilla“ zu zeigen?

Marie Robert: Ich glaube nicht, dass das die Inspiration für die Auswahl der Oper war. Ich habe nicht einmal gemerkt, dass die wie Pilze aus dem Boden schießen, die gibt es eigentlich ja immer.

Das Libretto ist ja eher etwas für die Leser:innen von Liebesromanen. Was sollen Grundschüler:innen damit anfangen?

Es gibt diese Liebesgeschichte, klar, aber es gibt auch viele komische Gegebenheiten und Situationen. In erster Linie ist es ein lustiges Stück. Gerade wie sich der Figaro in der Geschichte verhält, daraus entstehen viele lustige Situationen, und das ist für mich eigentlich die Hauptsache bei der Inszenierung für Kinder und Jugendliche. Dazu kommen noch die vielen Verkleidungen und die viele Mühe, damit der Bartolo das alles nicht mitbekommt, wenn der Graf im Haus ist. Das bleibt auch für das junge Publikum bestimmt spannend.

Welche Veränderungen an Rossinis Oper sind für ihre Inszenierung nötig? Gibt es mehr Slapstick?

Es ist ja schon ziemlich schwierig, so eine dreistündige Oper in einer Stunde zu erzählen, und oft sagen die Kinder ja auch bei einer Oper, dass ihnen da zu viel gesungen wird. (lacht) Deshalb wird bei uns auch mehr gesprochen, damit sie sich da etwas besser ins Stück hinein finden können. Da werden die komischen Situationen bleiben, aber auch die Liebe, die ist da wichtig.

Ich zitiere mal aus der Ankündigung: „Wir begeben uns mit Turbogeschwindigkeit hindurch und lassen ein paar Dinge aus: Hier zählt das Wesentliche!“ Was ist das bei dieser Oper?

Für mich ist bei einer Oper wichtig, dass die Zuschauenden der Handlung folgen können, ohne dass sie die Übertitel brauchen. Damit niemand abgelenkt an Termine oder Einkaufslisten denken muss, wenn er am Nachmittag oder Abend auf einemusikalische Reise geht.

Heutzutage zählt in erster Linie das Visuelle. Die Bühne in der Wuppertaler Oper ist nicht klein. Könnte den Kindern und Jugendlichen vielleicht das opulente Bühnenbild schon reichen?

Man kann einfach wesentlich mehr machen auf so einer großen Bühne. Sie wird sich verwandeln. Da wird es mehrere Räume geben müssen, aber ich kann das heute noch nicht genau sagen, wie das für die Kinderfassung funktionieren wird. Das Bühnenbild ist noch nicht gebaut, und ich kann da natürlich nicht alle Umbauten machen, die in der dreistündigen Fassung gemacht werden. Mir ist aber wichtig, dass es da wenigstens Abwechslung gibt, ich mag es nicht, wenn sich das Bühnenbild nicht verändert.

Die Oper in italienischer Sprache können Kinder und Jugendliche natürlich nicht verstehen. Vielleicht sind auch die Übertitel zu schwer. Arbeitet die Inszenierung für sie mit überarbeiteten Texten?

Dadurch, dass die Geschichte erzählt wird, brauchen die das eigentlich nicht verstehen. Auch wenn italienisch gesungen wird, werden sie die Handlung verstehen. Entweder wird vorher erzählt, was passieren wird, oder danach, was passiert ist. Egal, welche Sprache man spricht, sollte man den dem Stück folgen können, aber die Kinder und Jugendlichen haben es durch die Erzählweise natürlich leichter.

Schielt man mit dieser Oper auch aufs arrivierte Wuppertaler Publikum?

Das ist schwierig zu beantworten. Da denkt man nicht drüber nach, wenn man inszeniert. Ich bin der Meinung, die Musik selbst hat keine bestimmte Nationalität oder Altersgruppe und keine Inszenierung ist für ein bestimmtes Publikum. Wenn man der Musik folgt und mit viel Herz dabei ist und natürlich mit Demut und Respekt, dann ist es egal, was für ein Publikum kommt. Ich habe nicht das Gefühl, ich muss etwas besonders für das Wuppertaler Publikum oder bestimmte Kinder machen. Ich bemühe mich immer, so genau wie möglich an der Musik und dem Stück zu sein und Freude für Zuschauer:innen und Sänger:innen zu schaffen. Das ist mein Ziel. Und für mich ist es das größte Lob, wenn ein Stück für Kinder funktioniert. Das sind die härtesten Kritiker:innen und liegen immer richtig.

Die Oper passt ins letzte Viertel des Jahres, oder?

Ja, natürlich. Aber sie ist eigentlich auch ziemlich zeitlos. Bringt aber etwas Freude in die dunkle Jahreszeit.

und spielt immer noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts?

Ich mag nicht diese komplett historischen Inszenierungen, aber auch nicht die ganz modernen. Ich mag die Zeitlosigkeit. Für mich zählt die Fantasie, dass man was fürs Auge hat und für die Ohren. Ich finde, wenn man Rossini hört, kann man da keinen Menschen in einen grauen Anzug stecken. So entstehen auch Bühnenbild und Kostüme aus der Musik. Was hört man da? Das spielt halt in Sevilla, und da kann man dann auch keine schwarzen Gebäude auf die Bühne stellen.

Letzte Frage: Kein Angst, dass sich viele Erwachsene lieber den Schnelldurchlauf ansehen?

Das glaube ich nicht. Ich glaube sogar, dass das zwei unterschiedliche Produktionen sind. Wenn man also die eine gesehen hat, möchte man die andere vielleicht auch sehen. Mein Ziel: Wenn man mit den Kindern die Kurzfassung gesehen hat, dann wollen die vielleicht auch die lange Version sehen. Wenn es funktioniert, bleiben die auch drei Stunden dabei.

Große Oper klein: Il barbiere di Siviglia | 6. (P), 26.12., 12.3., 12.6., 1., 2.7. | Oper Wuppertal | 0202 563 76 66

Interview: Peter Ortmann

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