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Der doppelten Krise trotzen

31. Juli 2014

Medienschaffende in Spanien suchen nach Alternativen zum siechenden Zeitungsmarkt – Thema 08/14 Medien

Der Journalismus hat überall auf der Welt mit den neuen technischen Rahmenbedingungen und dem veränderten Verhalten der Rezipienten zu kämpfen. In Spanien, einem der Epizentren der europäischen Finanzkrise, trifft ihn zusätzlich eine allgemeine wirtschaftliche Depression. Die Krise des Qualitätsjournalismus lässt sich daher in dem südeuropäischen Land besonders gut betrachten. Folgt man dem Medienwissenschaftler Bernardo Dìas Nosty, so hat der spanische Journalismus vor allem drei Probleme: Die Verquickung mit Politik und Wirtschaft, die mangelnde Professionalität der Journalisten und die fehlenden Perspektiven für den Nachwuchs. Dieser hat in allen Bereichen zu kämpfen, die Jugendarbeitslosigkeit liegt in Spanien bei über 50 Prozent. Wer derzeit eine Ausbildung zum Journalisten beginnt, kann praktisch davon ausgehen, hinterher keinen Job in dieser Branche zu finden: Zwischen 2008 und 2013 verdreifachte sich die Zahl der arbeitslos gemeldeten Journalisten und bisher zeigen sich keine Anzeichen zu einer Trendwende. Viele Absolventen von Journalismus-Studiengängen würden daher später in der PR oder im Marketing arbeiten, davon ist Dr. Salvador Alsius, Mitbegründer der journalistischen Fakultät an der Universidad Fabra Pompeu in Barcelona, überzeugt. Und dennoch: Das Interesse für den Beruf ist ungebrochen, die Zahl der Studenten stieg zuletzt sogar leicht an. Nach dem Studium kommt für viele dann die harte Wirklichkeit. Um ein geregeltes Einkommen zu haben, müssen sie in andere Branchen gehen oder sogar das Land verlassen.

Manche aber werden auch selbst aktiv und gründen eigene Online-Medien. Sie hoffen, damit den Neubeginn des spanischen Qualitätsjournalismus einzuleiten. Einer dieser Idealisten ist Pau Llop. Vor ein paar Jahren hat er die Online-Zeitung „Bottup“ gegründet, in der Bürger aus Spanien und Lateinamerika selbst berichten können. Llop bildet mit zwei Kollegen die Redaktion, überprüft, verbessert und stellt die Nachrichten ins Netz. Etwa 1200 Menschen speisen die Seite mit Informationen, 60.000 besuchen sie im Monat; Geld wird damit aber keines gemacht. Llop, der freiwillig einen gut bezahlten Job aufgegeben hat, um „Bottup“ zu gründen, sichert seinen Lebensunterhalt derzeit als Kommunikationsberater. Auch Alba Muñoz verdient mit ihrem Internet-Magazin „theresetproject.org“ kein Geld und strebt das auch nicht an. Sie hat das Projekt vor drei Jahren vor allem deswegen begonnen, um mit neuen journalistischen Darstellungsformen zu experimentieren und ein Zeichen gegen die verkrusteten Strukturen eines traditionellen Journalismus zu setzen, der mittlerweile Kernkompetenzen wie Reportertätigkeit und Investigation vermissen lässt. Zum Broterwerb würde Alba Muñoz am liebsten als freie Journalistin und Medienentwicklerin arbeiten. Dass neue Wege auch finanziell erfolgreich sein können, beweisen die Macher der Internetzeitung „eldiario.es“. Viele der 26 Mitarbeiter kommen von „El Público“, einer 2012 eingestellten, linken Tageszeitung. Mit ihrem Neubeginn auf eigene Faust bringen sie es mittlerweile auf zwei bis drei Millionen Besucher pro Monat und schreiben schon im zweiten Jahr schwarze Zahlen.

Moritz Pohl

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