Diesem Magazin stand der klassische europäische Arthausfilm mit seinem Kunstanspruch immer schon am nächsten. Am 14. Oktober erhalten mit dem European Art Cinema Day (EACD) diese Film und alle, die sie ermöglichen – von den Filmemachern bis zu den Kinobetreibern, die sie zeigen – einen Feiertag. Denn sie sorgen dafür, dass das Kino so vielfältig bleibt, wie wir es kennen und sich nicht immer mehr einer Formatierung unterwirft. Die Initiative des EACD geht auf den 1955 gegründeten CICAE – den internationalen Verband der Filmkunsttheater zurück. Das Netzwerk vereint nationale Kinoverbände, unabhängige Kinos, Filmfestivals und Verleiher und setzt sich für die kulturelle Vielfalt in Kinos und auf Festivals ein. Der EACD will Strukturen auch in weniger stark entwickelten Kinoregionen fördern und die Sichtbarkeit des europäischen Films stärken. Mehr als 4000 Leinwände in 36 Ländern sind beteiligt, zehn nationale Arthouse-Kinoverbände und 22 Filmfestivals. Als künstlerische Paten stehen der Aktion die RegisseurInnen Christian Petzold, Alice Rohrwacher und Michel Ocelot zur Seite.
In den umliegenden Ballungsräumen – in Köln, Düsseldorf und dem Ruhrgebiet mit den vielen dort beheimateten Arthaus-Kinos – wird sich der Europaen Art Cinema Day deutlich niederschlagen. Aber auch in Wuppertal zeigt sich das Projekt – schließlich gibt es auch hier Filmkunsthäuser. Und die sind Teil der spannenden Kinogeschichte in Nordrhein-Westfalen. Die umtriebigen Kinoakteure Heinz Holzapfel und Peter Liese hatten 1982 gemeinsam mit Helmut W. Schneider und Gerd Politt in Duisburg das Hollywood und in Wuppertal das Cinema zum Filmkunsttheater umgebaut. Heinz Holzapfel war in Köln Mitgründer des Broadway, später auch des Off Broadway und außerdem des Kino- und Kulturmagazins choices und in Düsseldorf an der Gründung des Neuen Cinema sowie der Zeitschrift biograph beteiligt war – choices und biograph standen Pate für die Stadtmagazine trailer im Ruhrgebiet und engels in Wuppertal. Zu Holzapfels Tod im Jahr 2016 erklärte Helmut W. Schneider, der heute das Bochumer Union-Kino leitet: „Holzapfel war ein Visionär der Programmkinos. Er war ein Cineast. Und wir wollten beweisen, dass Kino etwas anderes zeigen kann als Schulmädchen-Report Nummer 8. Kein Siff-Kino, sondern Kunst-Kino. Darum ging es.“
Das Cinema Wuppertal in der Berliner Straße 88 wird heute von Mustafa El Mesaoudi, geleitet. Es war eines der ersten Filmkunstkinos der gesamten Region. Und auch heute noch wird das Programm sorgfältig kuratiert und nicht nur nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten programmiert. „Europäisches Arthaus-Kino sowie deutsche Filmkunst, US-amerikanische Independents und Zeugnisse des künstlerischen Filmschaffens aus der ganzen Welt“, ist auf der Webseite zu lesen. Mesaoudi leitet in Wuppertal außerdem das Rex Filmtheater am Kipdorf 29. Auch hier hat der Mainstream keine Chance. Dort finden neben dem täglichen Programm auch Veranstaltungen wie die „Afrika Filmtage“ mit Filmgesprächen statt. Gemeinsam veröffentlichen das Rex und das Cinema auch den „ersten deutschen Podcast“ eines Kinos, mit dem das anstehende Programm diskutiert wird. Kino – das zeigt auch das Programm des European Art Cinema Day – ist mehr als Film, und mehr als ein Raum. Kino ist ein gesellschaftlicher Raum für aktuelle Diskurse.
Europaen Art Cinema Day 2018 | So 14.10. |artcinemaday.org
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