
Babygirl
USA 2024, Laufzeit: 114 Min., FSK 16
Regie: Halina Reijn
Darsteller: Nicole Kidman, Harris Dickinson, Antonio Banderas
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Beziehungsstudie abseits der Konventionen
Der Praktikant
„Babygirl“ von Halina Reijn
Das Hollywoodkino, insbesondere das der Mainstreamunterhaltung, ist in den vergangenen Jahren zunehmend prüde geworden. Vorbei sind die sexuell überaus freizügigen Zeiten, wie sie insbesondere in den 1990er Jahren angesagt waren. Stattdessen gibt man sich in Hollywoodfilmen überwiegend bieder und brav, moralisch integer und jungfräulich bis zur Ehe. Thematisieren große US-Produktionen Sexualität, so geht das in den letzten Jahren oftmals mit Machtgefällen und Abhängigkeiten einher. Man denke nur an die Adaptionen der E.L. James-Bestsellerreihe „Fifty Shades Of Grey“ oder die „After“-Serie mit dem finsteren Schwerenöter Hero Fiennes Tiffin in der Hauptrolle. In all diesen Filmen geht es um die sexuelle Abhängigkeit der Frauen von einem dominanten männlichen Gegenpart. Das ist nun auch bei Halina Reijns („Bodies Bodies Bodies“) zweitem englischsprachigem Film „Babygirl“ nicht anders, bei dem dieses Machtgefälle zusätzlich durch einen beträchtlichen Altersunterschied erweitert wird, der in dieser Form im Mainstreamkino nach wie vor selten aufgegriffen wird – ältere Karrierefrau in sexueller Abhängigkeit von einem deutlich jüngeren, dominanten Mann.
Romy Miller (Nicole Kidman) hat es in der Geschäftswelt weit gebracht. Als CEO steht sie einem Logistikunternehmen vor, das durch den Einsatz ausgefeilter Robotertechnologie auf der Überholspur ist. Unter den neuen Praktikanten der Firma ist mit Samuel (Harris Dickinson) ein äußerst attraktiver und selbstbewusster junger Mann, der mit seinen kritischen Bemerkungen die geregelten Abläufe im Leben seiner Chefin schnell herausfordert. Außerdem erkennt er intuitiv, dass die erfolgreiche Geschäftsfrau unerfüllte sexuelle Fantasien hat, in denen sie gedemütigt und erniedrigt werden will. Die beiden lassen sich auf eine leidenschaftliche Affäre ein, in der Romy sowohl ihre berufliche Position als auch ihr Familienleben mit Jacob (Antonio Banderas) und ihren beiden Teenager-Töchtern in Gefahr bringt.
Das Spiel mit sexuellen Abhängigkeiten innerhalb von verhängnisvollen Affären ist filmisch nicht ungewöhnlich, wurde in dieser Form aber noch nicht sehr oft erzählt. Bei „Babygirl“ ist vor allen Dingen die Besetzung der weiblichen Hauptrolle mit Superstar Nicole Kidman („The Northman“) ungewöhnlich, da es für eine Schauspielerin ihres Kalibers und in ihrem fortgeschrittenen Alter von 57 Jahren ein gewisses Risiko birgt, sich auf einen solchen Part einzulassen. Insgesamt schlägt sie sich dabei ganz gut, sogar selbstironische Anspielungen auf den Einsatz von Botox meistert sie mit einem Augenzwinkern. Wenn man andere Filme mit ähnlicher Thematik kennt, kann einen die Entwicklung der Ereignisse zwar nicht sonderlich überraschen, aber Halina Reijn gelingt es, auch mit Hilfe eines ungewöhnlichen, die Zuspitzung der brenzligen Situation atmosphärisch passend unterstreichenden Soundtracks, das Interesse des Publikums durchweg aufrecht zu erhalten und zwei Stunden gut zu unterhalten.

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