
Dann passiert das Leben
Deutschland 2025, Laufzeit: 123 Min., FSK 6
Regie: Neele Leana Vollmar
Darsteller: Anke Engelke, Ulrich Tukur, Lukas Rüppel
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Beziehungsdrama mit einer Prise Ingmar Bergman und Loriot
Szenen einer Ehe
„Dann passiert das Leben“ von Neele Leana Vollmar
Ob Kulturclash-Komödie („Maria, ihm schmeckt's nicht!“), Kinderfilm („Rico, Oskar und die Tieferschatten“) oder Jugenddrama („Auerhaus“): Vollmars Inszenierungen zeigten sich allen Genres gewachsen. Nun zeichnet sie zum ersten Mal bei einem abendfüllenden Spielfilm allein verantwortlich für Regie und Buch. In ihrem Film greift sie ein Problem auf, das viel zu selten behandelt wird: Wie wirkt sich der Übergang vom Arbeitsleben ins Rentendasein auf eine Beziehung aus? Lebt man als Paar weiter ritualisiert nebeneinander her oder findet man wieder zusammen?
Bei dem gerade pensionierten Schuldirektor Hans und seiner Frau Rita, einer Pflegerin, die ihm bald in den Ruhestand folgen wird, stehen die Chancen schlecht für einen Neuanfang. Während Hans noch einen Rest Lebenslust in sich trägt, wie eine angedeutete Affäre mit seiner Nachfolgerin vermuten lässt, gibt sich Rita ganz ihrer Verbitterung („Ich bin gerne alleine“) und ihren Zwängen hin. Zuhause werden selbst am helllichten Tag die Jalousien heruntergelassen, im Restaurant mäkelt sie herum („Das Schnitzel war zäh“) und die Blumen, die ihr erwachsener Sohn Tom ihr zum Geburtstag schenkt, entsorgt sie vor seinen Augen im Mülleimer. Lächeln sieht man sie nur, wenn sie im Hallenbad ihre Runden dreht. Aber auch Hans kann nicht über seinen Schatten springen, zeigt nie auch nur einen Anflug von Zuneigung. Eine wunderbare Szene, die in ihrem skurrilen Humor ein wenig an Loriot erinnert, bringt ihr verqueres Verhältnis auf den Punkt: Als sie in einem Geschäft Badezimmerkacheln kaufen, nerven sie den Verkäufer mit ihrem nichtigen Streit-Geplänkel: „Meine Frau hasst es, wenn ich Kekse neben ihr kaue“, gibt Hans unvermittelt zum Besten und schiebt sich einen zwischen die Zähne. Rita hingegen hat nichts Besseres zu tun, als den Verkäufer auf seinen schlechtsitzenden Anzug hinzuweisen. Nett sind die beiden nur zu einem jedes Jahr in ihrem Garten brütenden Gänsepaar. Das Glück der Tiere wird aber jäh von einem Fuchs zerstört. Eine symbolträchtige Szene, wie sich bald zeigen wird. Denn der Film verlässt sehr unerwartet die Szenen einer lustlosen Ehe und wartet mit einem Twist auf, der den routinierten und festgefahrenen Alltag der beiden Hauptfiguren erschüttert – und auch hinsichtlich ihrer Beziehung Auswirkungen hat.
Das unerwartete Ende der Geschichte schmälert leider das Vergnügen, das einem das Zusammenspiel von Anke Engelke und Ulrich Tukur bereitet. Wunderbar finden sie die Balance zwischen feinsinnigem Humor und der Kunst, ihre Figuren so menschlich wirken zu lassen, dass man jene Empathie empfindet, die Hans und Rita sich selbst nicht gegenseitig zugestehen – und dass man sie am liebsten selbst in den Arm nehmen würde. Die Bewertungspunkte für diese Arbeit gehen ganz auf das Konto der beiden Stars. Schade, dass Vollmars Drehbuch die anfängliche Qualität nicht bis zum Ende durchhält und dass die Produktion dieses doch eher „kleinen Fernsehspiels“ nicht an die Kinoqualitäten ihrer bisherigen Filme heran reicht.

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